Geschichten als Schutzraum: Judith Hermann Foto: Andreas Reiberg/a.reiberg

Mit ihren frühen gefeierten Erzählbänden „Sommerhaus, später“ und „Nichts als Gespenster“ wurde Judith Hermann einst zu einer Stimme ihrer Generation. In ihrem neuen Buch gibt sie nun intime Einblicke und rührt an das Geheimnis ihres Schreibens.

Es ist nun 25 Jahre her, da stürzte ein Erzählband die literarische Welt in eine Verzückung, der man getrost das Adjektiv magisch beifügen darf. Deutlicher glaubte man nirgends die Stimme des Geistes der Zeit vernommen zu haben, als in den Abbreviaturen des Lebens, die Judith Hermanns „Sommerhaus, später“ versammelt. Aus Restbeständen einer Handlung und den Schwaden eines aufgeschlossenen Verhältnisses zum Nikotinkonsum traten Gestalten hervor, deren unscheinbare Dramen sich unter der Oberfläche melancholischer Interieurs hielten. Ihre Liebschaften glichen spiritistischen Sitzungen, ihre Rätsel behielten sie für sich.