Eines der ikonischen Bilder, das den Ausgangspunkt von Harry Walters Deutungskunst bildet: Demonstranten, die vor der Esslinger Druckerei Bechtle 1968 die Auslieferung „Bild“-Zeitung verhindern wollen. Foto: Schlaufen Verlag

„Bilder knistern“ – Die Foto-Essays des Stuttgarter Künstlers und Autors Harry Walter machen aus schwarz-weißen Alltagsszenen zwischen Tragik und Komik schillernde Kabinettstückchen der Deutungskunst.

Vielleicht sollte man erst gar nicht versuchen, den Autor Harry Walter festzulegen, wie es mit dieser Berufsbezeichnung schon geschehen ist. Der 1953 in Stuttgart Geborene ist so vieles mehr, Künstler in allen Facetten eines erweiterten Kunstbegriffs, Lehrender, Erinnerungsaktivist – aber eben doch auch Autor von Texten, deren anarchische Intellektualität alles Feststehende in ein schwindelerregend faszinierendes Gleiten bringen. Was aber könnte festgelegter sein als Fotografien, die flüchtige Momente für immer einfrieren und die Zeit still stellen? Hier diese alte Frau an einem Tisch mit ein paar Walnüssen und einem Goldhamster: In Walters Bildlektüre wird die Falte in der Tischdecke zur Abschussrampe eines atemberaubend intellektuellen Kurztrips in die surrealistischen Hinterwelten moderner Astrophysik und wieder zurück ins alltäglich-triviale Hamsterrad.