Der Bürgermeister von Notzingen fungiert traditionell auch als Auktionator beim Verkauf von Festmetern Brennholz.
Notzingen - Notzingen besitzt 94 Hektar Wald. Seit Jahren ist Sven Haumacher nicht nur Bürgermeister der Kommune, sondern auch Herr des Waldes. Zumindest, wenn es um den Verkauf des Brennholzes geht. Da wird aus dem Ortschef ein gewiefter Auktionator, der mit Witz wärmende Ressourcen an den Mann oder die Frau bringt. „Dass der Bürgermeister das Holz verkauft, war in Notzingen schon immer so“, erklärt Haumacher. „Ich habe die Tradition gerne übernommen.“ So fanden sich rund 80 Interessierte zur Versteigerung der Flächenlose und der Polter (Baumstämme) im Restaurant Eichert ein.
Die meisten hatten sich das zum Verkauf stehende Holz im Vorfeld vor Ort angeschaut. Nach kurzer Einführung durch Revierförster Albrecht Schöllkopf hieß es für Sven Haumacher, die insgesamt 60 Lose – davon 53 Polter und sieben Flächenlose – an die Meistbietenden zu verkaufen. Das Prinzip war dabei recht einfach. Der Auktionator nannte die Losnummer, die Anzahl Festmeter – ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter Holz – und das Mindestgebot. Wie Förster Schöllkopf bestätigte, liegt der Preis für Buchenholz derzeit bei 65 Euro pro Festmeter. Bei Eichen müssen 55 Euro pro Festmeter bezahlt werden. Die Bieter konnten durch Handzeichen mitbieten. Bei den Poltern schraubte sich der Preis in Fünf-Euro-Schritten nach oben, bei den Flächenlosen bot man in Ein-Euro-Schritten.
Hauptsächlich kamen bei der Brennholzversteigerung Buche und Esche unter den Hammer, es standen aber auch Eiche, Robinie und Ahorn zum Verkauf. Während der Versteigerung war festzustellen, dass die Bieter eher an kleineren Flächen interessiert waren. Die ersten 25 Lose gingen direkt weg wie warme Semmeln. Lose die allerdings über fünf Festmeter betrugen, fanden kaum Abnehmer. Wer Glück hatte, war alleiniger Bieter und kam dadurch günstig zu Brennholz. Meist waren es aber zwei oder gar drei Bieter, die den Preis gegenseitig in die Höhe trieben. Es herrschte aber keine Spur von Verbissenheit unter den Interessierten. Im Gegenteil, man konnte gönnen. So kam es denn auch öfters vor, dass der Meistbietende für einen Euro mehr den Zuschlag durch den Bürgermeister erhielt.
Am Schluss der einstündigen Versteigerung stand fest: Zehn der Polter fanden keinen Käufer, die Flächenlose hingegen wechselten alle den Besitzer. Der Erlös von 8500 Euro fließt in die Gemeindekasse. Bürgermeister Haumacher war zufrieden: „Der Andrang war überraschend gut. Ich bin sicher, dass wir die zehn übrig gebliebenen Lose im Lauf der nächsten Tage auch noch verkaufen.“ In der Tat ist es so, dass sich einige Interessierte nach der Versteigerung noch melden, ob noch Holz übrig sei. Wer Glück hatte und die gewünschte Menge Holz ersteigern konnte, zahlte direkt nach der Auktion bar an den Rathauschef und bekam dafür eine Bescheinigung für das erstandene Los.
Revierförster Albrecht Schöllkopf kennt den Notzinger Wald bestens. Seit 25 Jahren ist er Forstrevierleiter in Denkendorf und seit der Umstrukturierung im Forstamt ist er nun auch für die Pflege und Hege der Notzinger Gehölze zuständig. Er warnte die neuen Holzbesitzer vor den Gefahren im Wald und bat um sorgsamen Umgang mit Arbeitsmitteln. „Motorsägen gehören nur in erfahrene und geübte Hände.“ Er wolle schließlich keine Unfälle im Wald haben. Die Baumstämme müssen nun bis Ende des Jahres aus dem Waldgebiet entfernt werden und an den Flächenlosen darf bis Ende April gearbeitet werden. „Danach gönnen wir dem Wald eine Ruhepause bis September.“ Er appellierte an die Meistbietenden, dass das Totholz, das schon länger im Wald liegt, auch dort verbleiben soll. „Die Natur und die Waldtiere freuen sich darüber.“