Bis 1937 gab es die Brauereigesellschaft Esslingen, die auch das Esslinger Hofbräu herstellte. Danach waren noch andere Brauereien in der Neckarstadt aktiv. Foto: Michael Saile Fotografie/Michael Saile Fotografie

Schmackhafte Stadtgeschichte: Bis 1974 wurde in Oberesslingen auch Weihnachts- und Osterbier gebraut.

Bier ist in fast aller Munde. Und die Esslinger Brau-Traditionen sind es auch. Nach unserem Bericht „Kühles Blondes aus Esslingen“ kamen viele Reaktionen, die auf weitere Gerstensäfte made in Esslingen hingewiesen haben. Bis zum Jahr 1974 wurde in Oberesslingen in der Brauerei Kemmler Schmackhaftes für Gaumen und Geschmacksnerven produziert, teilen die Städtischen Museen Esslingen mit. „Und auch heute gibt es mit dem Brauhaus Schwanen immer noch eine kleine Brauerei“, heißt es aus dem „Gelben Haus“.

Mit Kessel und Gaststätte

„Meine Schwiegermutter hat für die Brauerei Kemmler gearbeitet.“ – „Das Kesselhaus dieser Brauerei mit dem kupfernen Kessel stand bis in die 1970er Jahre am heutigen Gebäudekomplex Lammgarten.“ – „Der Name Lammgarten weist auf das Lamm-Bräu dieser Brauerei hin.“ Viele Leser erinnerten sich, auch durch persönliche Erlebnisse, an die Brauerei Kemmler. Wie Kai Engelmann von den Städtischen Museen Esslingen recherchiert hat, ging sie tatsächlich auf die 1828 gegründete Kaufmann’sche Bierbrauerei „Zum Lamm“ in Oberesslingen zurück, die 1861 von Georg Kemmler aus Wankheim übernommen wurde. Zum Brauereikomplex gehörte das Gasthaus „Zum Lamm“, „das ein Zentrum der Geselligkeit im Ort sowie Heimat und Veranstaltungsort für fast alle Vereine Oberesslingens war“.

Um das Jahr 1900 wurde der Name in „Lammbrauerei Friedrich Kemmler“ umgeändert, hat Kai Engelmann herausgefunden. Nach dem Tod von Friedrich Kemmler Junior im Jahr 1960 übernahm der bisherige Betriebsleiter Rudolf Stützel das Geschäft. Das Lamm blieb aber weiterhin im Logo erhalten. Als Anfang der 1960er Jahre das komplette Brauereiareal modernisiert wurde, fiel diesem Umbau auch die alte Gaststätte zum Opfer: „Gebraut wurden zu dieser Zeit vier Biersorten, das Export Hell, Export Dunkel, Export Pilsener und Heller Bock, sowie mit dem Kemmler Weihnachts- und Osterbier zwei saisonale Biere“. Am 1. Juli 1974 wurde die Kemmler Brauerei schließlich nach Angaben von Kai Engelmann an die Dinkelacker/Wulle AG verkauft: „Aber heute erinnert immer noch der Lammgarten in Oberesslingen an das Brauereiareal samt Gaststätte und Biergarten.“

Ausstellung mit Infos

In der Ausstellung „Kneipentour: Orte der Geselligkeit in Esslingen“ im Stadtmuseum „Gelbes Haus“ am Hafenmarkt können Besucher bis Sonntag, 8. Januar, mehr über Esslinger Brau-Traditionen erfahren.