Christopher Nkunku (2.vl) geht nach seinem Tor zum 0:3 an den enttäuschten Dortmundern vorbei. Foto: dpa/Bernd Thissen

Die Freude über die vollen Ränge war schon lange vor dem Schlusspfiff verflogen. Im erstmals seit 763 Tagen ausverkauften Stadion gab es für den BVB beim 1:4 gegen Leipzig ein böses Erwachen. Über die Meisterschaft spricht nach diesem Auftritt niemand mehr.

Lehrstunde statt Fußballfest - die lang ersehnte Rückkehr der Fans hat Borussia Dortmund nicht zum erhofften Feiertag und zu einem Erfolgserlebnis über den Erzrivalen aus Leipzig verholfen. Vor 81 365 Zuschauern im erstmals seit über zwei Jahren ausverkauften Signal Iduna Park musste das Team von Trainer Marco Rose im Topspiel der Fußball-Bundesliga am Samstag nach Treffern von Konrad Laimer (21./30.), Christopher Nkunku (57.) und Dani Olmo (86.) ein bitteres 1:4 (0:2) hinnehmen. Donyell Malens Tor (84.) war für die Hausherren viel zu wenig.

Zwar bleibt der BVB auf Rang zwei, verspielte aber bei nun neun Punkten Rückstand auf den FC Bayern die wohl letzte Minimalchance auf den Titel. Dagegen setzten die Leipziger ihren Höhenflug mit nunmehr zehn Pflichtspielen ohne Niederlage fort und festigten Rang vier.

BVB erwischt den besseren Start

Die schnelle Genesung von Torjäger Erling Haaland, der nur vier Tage nach seiner im Länderspiel mit Norwegen erlittenen Sprunggelenksblessur in der Startelf stand, sollte das Spiel der zuletzt abschlussschwachen Borussia beflügeln. Getragen von der euphorischen Stimmung erwischte der BVB den besseren Start und war bereits in der 7. Minute der Führung nahe. Nach einem sehenswerten Pass von Mats Hummels tauchte Marco Reus allein vor RB-Keeper Peter Gulacsi auf, spielte aber einen Fehlpass statt selbst den Abschluss zu suchen.

Dass Haaland nur sechs Minuten später nach einem Fehler des Leipziger Abwehrspielers Mohamad Simakan das Tor nur knapp verfehlte, sollte sich nur wenig später rächen. Denn den bis dahin unauffälligen Gästen gelang gleich mit der ersten Chance die Führung. BVB-Nationalspieler Emre Can verlor im Spielaufbau den Ball an Laimer und ließ den Österreicher dann auch noch sträflich allein. Das nutzte der Mittelfeldspieler nach Zuspiel von Nkunku zum überraschenden Treffer aus kurzer Distanz.

Es sollte nicht das einzige Missgeschick des als Rechsverteidigers eingesetzten Can bleiben. Einen Schuss von Laimer fälschte er unhaltbar für BVB-Schlussmann Gregor Kobel ins eigene Netz ab und bescherte Laimer den ersten Bundesliga-Doppelpack in seinem 103. Spiel.

Kaum Angriffe gelingen gegen stabilere RB-Abwehr

Dieser frühe 0:2-Rückstand durch den Laimer-Doppelpack machte den Dortmundern mächtig zu schaffen. Vom Schwung der Anfangsphase war bis zur Pause nur noch wenig sehen. Gegen die nun stabilere RB-Abwehr gelangen kaum noch sehenswerte Angriffe.

Auch nach Wiederanpfiff wirkte der BVB weiter verunsichert. Der behäbige Spielaufbau bereiteten dem Gegner wenig Probleme und ermutigten ihn zu gefährlichen Kontern. Diese Taktik machte sich ein weiteres Mal bezahlt. Ein schönes Zuspiel des überragenden Laimer leitete das 3:0 durch Nkunku ein. Damit war die Partie zugunsten der Leipziger entschieden.

Die Bemühungen der Dortmunder um Ergebniskosmetik wurden von den Tribünen gelegentlich von Pfiffen begleitet. Malens Tor kam viel zu spät für eine Wende, zumal Olmo wenig später mit einem herrlichen Fernschuss noch den vierten Treffer für die Gäste erzielte.