Eine Frau verliert beim Spaziergang ihren Autoschlüssel im Schnee. Sie berichtet auf Facebook von ihrer Misere – und bekommt tierische Suchhilfe aus Remshalden.
Wer kennt es nicht, dieses Gefühl, wenn der Schlüssel fehlt und man sich wünscht, der Schlüsselbund hätte eine eingebaute Suchfunktion. So ähnlich muss es Anfang der Woche einer Frau aus Weinstadt gegangen sein – sie hatte ihren Schlüssel zu allem Übel nicht in der Wohnung verlegt, sondern im Freien verloren, wo Schnee lag.
Als sie mit ihrem Hund spazieren gegangen war, hatte sich ein fremder Hund genähert. Offenbar machte das Tier einen aggressiven Eindruck. Um ihn von ihrem eigenen, älteren Hund fernzuhalten, warf sie ihm den Schlüsselbund vor die Füße – im Glauben, sie könne ihn gleich wieder aufheben. Nachdem sich die Situation geklärt hatte, blieb der Schlüssel allerdings unter einer Schneedecke verschwunden. Auch Bekannte der Frau konnten den Bund, an dem unter anderem ihr Autoschlüssel hing, nicht mehr finden.
Die Schlüsselsucherin wusste sich nicht anders zu helfen und startete einen Aufruf in einer lokalen Facebookgruppe – in der Hoffnung, so einen Hundebesitzer zu finden, der sein Tier auf das Auffinden von verlorenen Schlüsseln trainiert hat.
Der Aufruf erreichte über Umwege auch Sandra Bäder aus Remshalden. Die 35-Jährige betreibt seit dem Jahr 2021 nebenberuflich eine Hundeschule. Weil auch sie es irgendwann leid war, nach ihrem Schlüssel zu suchen, hat sie ihren Border Collie Jim darauf trainiert, ebendiesen zu finden. „Wir sind dann nach Endersbach gefahren, die Frau konnte das Gebiet auf ungefähr 25 Quadratmeter eingrenzen“, erzählt Sandra Bäder. Wegen des Schnees sei der Schlüssel von oben aber nicht zu entdecken gewesen. „Ich habe Jim dann sein Arbeitsgeschirr angezogen und ihn an der Hand der Frau riechen lassen.“ Der Mix aus Metall – und menschlichem Eigengeruch ist für Hunde offenbar gut zu erkennen – so findet Jim bei Bäder zuhause auch zuverlässig den Schlüssel. „Ich könnte auch von mehreren herumliegenden Gegenständen einen anfassen, Jim würde ihn am Geruch erkennen“, sagt Bäder.
Der Hund findet den Schlüsselbund wieder
Der knapp vier Jahre alte Rüde beherrscht auch allerlei geradezu filmreife Tricks. Er sortiert mit dem Maul Ringe und fädelt sie auf einen Pfosten, dreht sich, rollt sich herum, bleibt mucksmäuschenstill sitzen, stellt sich tot – alles auf kurze, ruhige Kommandos von Sandra Bäder. „Ich habe auch einmal überlegt, uns bei einer Filmtieragentur anzumelden“, sagt sie. Schließlich funktionieren solche Tricks auch dann, wenn sie mehrere Meter von Jim entfernt steht. Als berufstätiger Mutter fehle ihr allerdings die Zeit für aufwendige und spontane Filmdrehs.
Für die Hilfsaktion in Weinstadt hatten Hund und Frauchen aber Kapazitäten. Nachdem mehrere Personen den Schlüssel, der auf einer Wiese unter dem Schnee lag, in zweieinhalb Stunden nicht finden konnten, bewies Jim einmal mehr die richtige Spürnase.
„Er hatte den Schlüssel nach drei bis vier Minuten gefunden“, sagt Sandra Bäder. Im Prinzip könne man so etwas jedem Hund beibringen. „Voraussetzung ist nur, dass der Hund irgendetwas besonders gerne hat – sei es etwas zu Fressen, zu spielen oder am Kinn gekrault zu werden.“