Für viele ist das Smartphone ein ganz selbstverständlicher Begleiter geworden, dem sie alles anvertrauen. Was passieren kann, wenn andere das Smartphone wie ein offenes Buch lesen, zeigt der Film „Das perfekte Geheimnis“.
EsslingenAlle Handys werden auf den Tisch gelegt. Chatnachrichten, E-Mails, Telefonanrufe – was reinkommt, ist ab sofort öffentlich. Für die meisten Menschen ist das vermutlich eine Horrorvorstellung. Denn die kleinen Geräte sind längst mehr als ein Mittel zur Kommunikation. Wer darin stöbert, kann vieles über uns herausfinden: den Liebeskummer, die Affäre, die Bankschulden, den Stress bei der Arbeit oder die Fitness. Um diesen Alptraum geht es in der amüsanten Tragikomödie „Das perfekte Geheimnis“, die mit prominenten Schauspielern wie Elyas M’Barek, Jella Haase, Karoline Herfurth und Florian David Fitz besetzt ist. Regie führt Bora Dagtekin, der schon in „Türkisch für Anfänger“ und der „Fack ju Göhte“-Trilogie sein Händchen für vergnügliche Filme bewiesen hat.
Los geht es im vorigen Jahrtausend, zu weitgehend analogen Zeiten. Jungs im Grundschulalter haben die „perfetti gang“ gegründet – die perfekte Bande. Eine Freundschaft mit Blutsbrüderschaft, die nach mehr als 20 Jahren noch immer hält. Rocco (Wotan Wilke Möhring) und Eva (Jessica Schwarz) haben zum Abendessen eingeladen. Da sitzen sie nun, alle inzwischen in ihren Dreißigern, dazu Freundinnen und Ehefrauen. Ein Abend mit Wein, mehr oder weniger gelungenem Essen und viel Spaß – bis einer ein Spiel vorschlägt: Alle legen ihre Handys auf den Tisch. Jede Nachricht wird vorgelesen, jeder Anruf auf Lautsprecher gestellt. Nicht alle wollen mitmachen, doch der Gruppenzwang ist zu groß. Vor Freunden hat doch keiner was zu verbergen, oder?
Zahlreiche Probleme kommen mehr oder weniger emotional zur Sprache. Carlotta (Karoline Herfurth) arbeitet und ist – ganz klar – die Karrieremutter. Ihr Ehemann Leo (M’Barek) will als Vater in Elternzeit auf dem Spielplatz zwischen den Übermüttern mit Hirsedinkelkeksen und Apfelschnitzen irgendwie bestehen. Pepe (Florian David Fitz) steckt gerade im Beziehungschaos. Und Simon (Frederick Lau) scheint mit Bianca (Jella Haase) endlich die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Rocco und Eva dagegen ringen mit der Pubertät ihrer Tochter und mit dem Alltag, der ihre Beziehung zu ersticken droht.
Trotz mancher Klischees ist „Das perfekte Geheimnis“ ein amüsanter Film mit überraschenden Wendungen. Schnell hat man das Gefühl, selbst mit am Tisch zu sitzen. Die Dialoge fliegen hin und her, es wird gelacht und gealbert, peinliche Geschichten von früher werden erzählt und dreckige Witze gerissen. Bora Dagtekins Drehbuch punktet mit Wortwitz, treffsicheren Dialogen und viel Situationskomik. Die Schauspieler haben sichtlich Spaß an den rasanten Dialogen. Nur die Figur von Jessica Schwarz bleibt wenig greifbar – außer, dass jeder etwas an ihr auszusetzen hat. Hier wären mehr Konturen schön gewesen. Was diskutiert wird, ist dagegen sehr pointiert, etwa wenn es ums Thema Homosexualität geht. Simon lässt ein paar deftige Sprüche raus, merkt aber schnell, dass er sich damit ziemlich an den Rand stellt. Am Ende bleibt die Frage, ob es das perfekte Geheimnis überhaupt gibt. Und ob es nicht doch besser wäre, manche Dinge für sich zu behalten.
Handys sind Geheimnisträger. Worüber wir mit Freunden chatten, wie lange wir kürzlich gejoggt sind oder wo wir uns zuletzt aufgehalten haben – alles wird gespeichert. Einfach das Ding guten Freunden überlassen, damit die drin rumstöbern können? Undenkbar, oder?