Einträglicher Börsengang: Porsche-Chef Oliver Blume (links) und Finanzvorstand dürfen auf zusätzliche Bonuszahlungen in Millionenhöhe hoffen. Foto: Imago/Hannelore Förster

Für den Börsengang erhält jeder Porsche-Beschäftigte 3000 Euro. Manche Manager bekommen allerdings mehr als das 30-Fache.

Der Börsengang der Porsche AG soll sich für Beschäftigte mit außertariflicher Vergütung weit stärker lohnen als bisher bekannt. Nach Informationen unserer Zeitung erhielten Führungskräfte mit dem Novembergehalt nicht nur die 3000 Euro Bonus, der allen 37 000 Beschäftigten des Unternehmens zugesagt wurden, sondern auch fünf-, teilweise sogar sechsstellige Beträge. Da diese Abweichungen von der bisher bekannten Ankündigung auch intern kaum kommuniziert wurden, erreichte der Geldregen von teilweise mehreren Zehntausend Euro einen Teil der Manager völlig unerwartet.

Viertelmilliarde Euro steht zur Verfügung

Für die zusätzlichen, weit über die bisher bekannten Beträge hinausgehenden Zahlungen hat Porsche offenbar einen dreistelligen Millionenbetrag reserviert. Wie aus dem 820-seitigen Börsenprospekt hervorgeht, den Porsche im September herausgegeben hatte, werden für Bonuszahlungen im Zusammenhang mit dem Börsengang rund 250 Millionen Euro einschließlich anfallender Kosten veranschlagt. Die bisher angekündigten Zahlungen von je 3000 Euro an die 37 000 Mitarbeiter summieren sich aber nur auf gut 110 Millionen Euro. Aus dem verbleibenden Betrag werden offensichtlich die zusätzlichen Ansprüche der unterschiedlichen Managementebenen abgedeckt.

Porsche selbst will zu den Sonderzahlungen an das Management nicht Stellung nehmen. Der erfolgreiche Börsengang beruhe auf der „besonderen Leistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Porsche-Konzerns“, erklärte eine Sprecherin gegenüber unserer Zeitung. Die Höhe des Bonus orientiere sich an „typischen Zahlungen für den jeweiligen Mitarbeiter-/Managementkreis“. Den Hierarchiestufen Teamleiter/Projektmanager, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter und Vorstand steht auch ohne Börsengang ein Jahresbonus zu. Nun erhält dieser Kreis einen zweiten Bonus.

Schon im Frühjahr gab es 7900 Euro

Die Sonderzahlungen hatte das Unternehmen im Vorfeld der Aktienplatzierung damit begründet, dass man den Einsatz der Mitarbeiter für die Entwicklung des Unternehmens honorieren und überdies einen Anreiz setzen wolle, am Erfolg des Börsengangs mitzuwirken. Für das Geschäftsjahr 2021 hatten die Porsche-Beschäftigten bereits im Frühjahr einen Bonus von bis zu 7900 erhalten.

Auf noch höhere Zusatzeinkommen aus Anlass des Börsengangs darf der Vorstand um Porsche-Chef Oliver Blume hoffen. Die Vorstände bekommen in den nächsten drei Jahren jeweils so genannte virtuelle Aktien zugeteilt, die je nach Entwicklung der Porsche AG an der Börse zu weiteren Ansprüchen berechtigen. Im günstigsten Fall kann Blume damit auf Zusatzeinnahmen von 4,725 Millionen Euro kommen, seine Kollegen auf jeweils 2,7 Millionen Euro.

Einnahmen von fast 20 Milliarden Euro

Beim Börsengang hatte der Volkswagen-Konzern Ende September Aktien der Porsche AG für 9,4 Milliarden Euro verkauft. Weitere 10,1 Milliarden Euro nahm er dadurch ein, dass er 25 Prozent der Stammaktien plus eine Aktie an seine Muttergesellschaft Porsche SE abgab, die von den Familienstämmen Porsche und Piëch dominiert wird. Dieses Paket von mehr als einem Viertel der Aktien sichert der Familie wieder eine Sperrminorität bei dem Stuttgarter Autohersteller und damit Einfluss auf dessen strategische Entscheidungen. Diesen Einfluss hatten die Familien im Zuge der gescheiterten Übernahme von Volkswagen durch Porsche verloren. Damals ging die Porsche AG vollständig im Volkswagen-Konzern auf.

49 Prozent der Einnahmen von rund 19,5 Milliarden Euro will Volkswagen in Form einer Sonderdividende wieder an die eigenen Aktionäre ausschütten. Dieses Geld benötigen die Familienstämme, um den Kauf des 25-Prozent-Pakets durchzufinanzieren. Auch dem Land Niedersachsen und der Staatsholding von Katar als Volkswagen-Großaktionären winken Sonderzahlungen in der Größenordnung von jeweils rund einer Milliarde Euro. Katar ist nach der Porsche SE und dem Land Niedersachsen der drittgrößte Einzelaktionär des Volkswagen-Konzerns.

Aktionäre beschließen über Sonderdividende

Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin am 16. Dezember sollen die Aktionäre über die Verwendung der Einnahmen beschließen. Demnach sollen insgesamt 9,55 Milliarden Euro an die Volkswagen-Aktionäre ausgeschüttet werden. Die rund zehn Milliarden Euro aus dem Börsengang, die nicht ausgeschüttet werden, sollen in die Transformation des Unternehmens investiert werden. Volkswagen hat weitreichende Pläne zur Umstellung der Modellflotte auf elektrische Antriebe und versucht mit hohem Aufwand, die Probleme bei der Entwicklung von Software für neue Fahrzeuggenerationen in den Griff zu bekommen.

Der Porsche-Börsengang

Sicht von Volkswagen
Seit der gescheiterten Übernahme des Volkswagen-Konzerns gehört die Porsche AG vollständig dem Wolfsburger Autohersteller – die Übernahme fand in der umkehrten Richtung statt. Mit dem Börsengang löst der VW-Konzern den Autohersteller wieder ein Stück aus dem Verbund heraus, bleibt allerdings mit fast 75 Prozent weiterhin der dominierende Anteilseigner. Der Volkswagen-Konzern benötigt die Mittel, um die sehr aufwendige Transformation in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung zu finanzieren.

Sicht von Porsche
Mit dem Börsengang soll der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche AG mehr unternehmerische Eigenständigkeit zurückbekommen und einen eigenständigen Kurs verfolgen. Die riesigen Software-Probleme bei Volkswagen führen auch bei Porsche zu Verzögerungen bei wichtigen Modellanläufen. Die teilweise Herauslösung aus dem Verbund könnte Volkswagen mehr Freiheiten bringen. Allerdings ist der neue zweite Großaktionär, die Porsche SE, die Muttergesellschaft von Volkswagen, so dass weiterhin ein in sich geschlossener Verbund besteht.