Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer haben keine Chance, zum Zug zu kommen, wenn der Aufzug vom Esslinger Bahnhofsvorplatz zur Unterführung nicht funktioniert. Foto: Roberto Bulgrin

Der wichtigste Lift des Esslinger Bahnhofs stand im Oktober schon wieder für etliche Tage still. Gründe dafür waren nach Angaben der Deutschen Bahn technische Störungen und Vandalismus.

Ohne ihn kommt barrierefrei nichts und niemand zum Zug: Der Aufzug vom Esslinger Bahnhofsvorplatz in die Unterführung und zurück ist zweifellos der wichtigste Lift in dem Verkehrsbauwerk. Ohne ihn bringen die Aufzüge zu den Bahnsteigen wenig. Für Gehbehinderte oder Leute mit Kinderwagen wird es dann schwierig. Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer sind de facto vom Bahnverkehr ausgeschlossen – unter Umständen mit Konsequenzen für Beruf und Ausbildung.

In der Vergangenheit war es recht oft der Fall, dass der Hauptfahrstuhl im Bahnhof nicht funktioniert. Die Bahn gelobte Besserung. Aber in Esslingen gilt das Auf und Ab mit dem Aufzug eben nicht nur für die ordnungsgemäße Beförderung, sondern auch für den Zustand des Aufzugs selbst. Unlängst stand er wieder längere Zeit still: vom 7. bis 16. Oktober, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage bestätigte.

Der Esslinger CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Grübel hat sich nicht zum ersten Mal des Themas angenommen. Auch jetzt hat er wieder bei der Bahn interveniert. „Es darf nicht sein, dass Menschen, die ohnehin schon mit körperlichen Einschränkungen zu kämpfen haben, abgehängt werden, weil sie sich nicht mehr frei und selbstständig bewegen können“, scheibt Grübel in einer Pressemitteilung.

Defekte Kontakte

Ursachen der früheren Aufzug-Blockaden waren der Bahn zufolge technische Probleme und Vandalismus, kombiniert mit Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen. Jetzt hat das Unternehmen laut Grübel mitgeteilt, „dass es seit Anfang Oktober verschiedene Fehlerbilder an diesem Aufzug gab, welche nun behoben worden sind“. Konkret sei es um Fehler in der Steuerung sowie defekte Kontakte am Schalter und an der unteren Tür gegangen. Zeitweilig sei die Kabine im sogenannten Fang festgesteckt.

„Der Fang ist eine mechanische Sicherheitsfunktion, die im Notfall ausgelöst wird, um die Kabine vor dem Absturz zu bewahren. Sie wird dann im Schacht blockiert“, erklärt der Bahn-Sprecher. Im Esslinger Bahnhof sei der Mechanismus allerdings durch einen technischen Defekt in Gang gesetzt worden. Dessen genaue Ursache sei unbekannt.

Ruftasten mit Flüssigkeit übergossen

Der Sprecher bestätigt, dass weitere technische Störungen – namentlich bei besagten elektrischen Kontakten – für den Aufzug-Ausfall verantwortlich gewesen seien. Aber nicht allein. Leider habe auch Vandalismus wieder eine Rolle gespielt. Bei der Inspektion nach den jüngsten Reparaturen sei festgestellt worden, dass an der Tür zum Bahnhofsvorplatz die Ruftasten nicht funktionierten. Offenbar wurden sie mit einer Flüssigkeit übergossen und damit außer Funktion gesetzt. Warum aber sind die Anlagen so störanfällig? Die Aufzüge seien „eigentlich robust gebaut“, versichert der Bahn-Sprecher. „Aber gegen mutwillige Beschädigungen sind sie natürlich nicht gefeit, so wenig wie andere technische Einrichtungen oder Gebäude.“ Unsachgemäße Nutzung komme als Störungsursache hingegen kaum in Betracht. Zwar könne die Aufzugtür durch Gepäck oder Fahrräder blockiert werden. Doch sobald die Hindernisse entfernt seien, funktioniere alles wieder.

Aufzüge im öffentlichen Raum bleiben indes, wie auch das Beispiel Pliensaubrücke zeigt, ein Problem. Grübel regt daher „bauliche Alternativen an, etwa den Bau einer Rampe“. Für den neuen Südausgang des Bahnhofs fordert er solche „echte Barrierefreiheit vorab und nicht erst nach Abschluss der Gesamtmaßnahme am Neckarufer.“