Tausende Besucher kommen am Sonntag zum Blaulichttag auf den Schlossplatz und zum Eckensee. Dort zeigen die Einsatzkräfte, was sie zu bieten haben. Das soll auch ein Dank sein für ihre Arbeit bei der Fußball-EM.
„Achtung, hier ist die Polizei!“ Alles dreht sich um – und schmunzelt. Denn es läuft kein Einsatz im Schlossgarten neben dem Eckensee. Stattdessen steht da der fünfjährige Tilo und übt schon mal für seinen künftigen Beruf. Denn dass er Polizist werden will, steht für ihn fest. Beim Anblick des Rettungshubschraubers ein paar Meter weiter vor der Oper kommt er allerdings kurz ins Zweifeln. „Des wär schon auch cool“, sagt der kleine Stuttgarter.
Für alle Kleinen und Großen, die in irgendeiner Form an Polizei, Feuerwehr, THW, Rettungsdienst oder anderen Einsatzkräften interessiert sind, ist der Sonntag ein Fest. In der Fanzone auf dem Schlossplatz und drum herum zeigt die Blaulichtfamilie beim großen Blaulichttag historische und hochmoderne Fahrzeuge, Rettungshunde, Taucher und noch viel mehr. Hunderte haupt- und ehrenamtliche Retter erklären ihre Arbeit, vielerorts bilden sich lange Schlangen. Kinder sitzen auf Motorrädern oder absolvieren einen Fahrradparcours. Tausende Besucher bevölkern den Bereich, der in den vergangenen Wochen vorwiegend den Fußballfans gehört hat.
„Das ist ein Ausgleich zur EM. Die Leute können ihre Aufgaben präsentieren, die sie jeden Tag für die Bevölkerung erledigen“, sagt der Stuttgarter Feuerwehrchef Georg Belge, als er übers Gelände geht. Er sei „begeistert, wie das angenommen wird“. Besonders freue er sich über die vielen Kinder, die gekommen sind. Und darüber, dass die Europameisterschaft bisher friedlich verlaufen sei.
Auf der Bühne vor dem Neuen Schloss spielen Orchester für die Besucher. Innenminister Thomas Strobl betont bei seiner Begrüßung, der Blaulichttag habe zwei Aspekte: „Die Einsatzkräfte können zum einen einen Einblick in ihre Arbeit geben. Zum anderen ist das aber auch ein Anlass, danke zu sagen an alle, die heute wieder im Einsatz sind und die während der EM dafür gesorgt haben, dass wir fröhliche und friedliche Spiele erlebt haben.“ Bis zu 3100 Polizeikräfte sind an den einzelnen Spieltagen in Stuttgart im Einsatz gewesen, dazu kommen über 1000 Rettungskräfte, Feuerwehrleute und andere Helfer. Viele von ihnen arbeiten ehrenamtlich.
Neue mobile Polizeiwache
Ein ganz besonderes Fahrzeug wird auf dem Schlossplatz vorgestellt. Das Land übergibt der Stuttgarter Polizei offiziell eine mobile Polizeiwache. Es ist die erste ihrer Art in Baden-Württemberg. Der mit allen technischen Finessen ausgestattete Transporter hat 115 000 Euro gekostet und verfügt über einen mobilen Arbeitsplatz sowie einen Kontaktbereich mit Tisch im vorderen Bereich. Das Auto hat einen WLAN-Router, der zwei Netze abdeckt.
Die mobile Wache sei „ein Arbeitsplatz auf vier Rädern, der dorthin geht, wo er gebraucht wird“, sagt Stuttgarts Polizeipräsident Markus Eisenbraun. Das Fahrzeug sei für viele Anlässe geeignet. Das reicht von Präventions- und Informationsangeboten etwa auf Wochenmärkten über Einsätze bei Kontrollen, Demonstrationen oder Veranstaltungen bis hin zur Präsenz an brisanten Stellen. „Wir können damit auch auf lokale Kriminalitätsschwerpunkte reagieren“, so Eisenbraun.
Rettungshunde im Einsatz
Die erste Feuertaufe hat die mobile Wache bereits bestanden. Bei der EM ist das Fahrzeug schon unterwegs gewesen. Die Erprobungsphase soll nun ein Jahr dauern. „Wir werden die Erfahrungen danach sorgfältig auswerten. Wenn sich das Projekt bewährt, werden wir prüfen, ob wir es landesweit umsetzen“, sagt Innenminister Strobl.
Ein paar Schritte weiter zeigt derweil Oscar, was er kann. Der Helfer auf vier Beinen gehört zum Bundesverband Rettungshunde und zeigt auf der Wiese im Schlossgarten, was er kann. In einem kleinen Häuschen sitzt eine hilflose Person. Trotz Hunderter Menschen, die das Areal als Zuschauer säumen , lässt sich Oscar nicht irritieren. Er rennt, schnüffelt, umkreist schließlich das Häuschen, schiebt mit der Schnauze die Tür auf und bellt. Aufgabe erledigt, großer Applaus der Besucher. Dazu gibt es Erläuterungen der Arbeit, die wie so vieles im Bevölkerungsschutz ehrenamtlich erfolgt. Die zahlreichen Zuschauer applaudieren.
Das EM-Programm geht noch weiter
Bei bestem Wetter ist die Fanzone am Nachmittag schließlich fast so gut gefüllt wie bei einem Fußballspiel. Ganz beendet ist die EM auch für die Helfer noch nicht. Bis zum Finale dauert es schließlich noch eine Woche. Bis dahin werden die restlichen Spiele auf dem Schlossplatz übertragen. Auch Konzerte, DJs und ein Familientag warten noch. Nachdem die fünf Begegnungen in Stuttgart vorbei sind, entspannt sich die Lage aber deutlich.
Tilo hat sich übrigens entschieden. „Ich glaube, ich werde doch Feuerwehrmann“, sagt er und schaut nachdenklich. Der Fünfjährige hat gerade einen mobilen Einsatzleitwagen von innen besichtigt. Das hat ihn beeindruckt. Aber noch bleibt ihm ja genug Zeit, noch mal drüber zu schlafen.