In der Esslinger Katharinenschule wurden ein Kind und eine Betreuerin bei einem Messerangriff verletzt. Foto: Roberto Bulgrin

Zahlreiche Kriminalfälle im Kreis Esslingen haben in diesem Jahr auch bundesweit Schlagzahlen gemacht. Einige von ihnen gingen tödlich aus.

Schüsse in Kirchheim, eine brutale Vergewaltigung und Geiselnahme bei Reichenbach und der Messerangriff in einer Esslinger Ferienbetreuung – allein in der ersten Hälfte des Jahres 2022 gab es im Kreis Esslingen mehrere spektakuläre Kriminalfälle. 

Femizid In den Abendstunden des 18. Februar wurden Polizeibeamte zu einem Einsatz nach Kirchheim gerufen. Vor dem zentralen Einkaufszentrum Nanz-Center lag eine Frau tot am Boden – erschossen vom eigenen Ehemann. Nur wenige Augenblicke nach dem Mord an der 58-Jährigen, die in einem Biosupermarkt arbeitete und gerade Feierabend hatte, richtete der Schütze die Waffe auch gegen sich selbst und beendete sein Leben. Wie sich rasch herausstellte, war der 59-Jährige ein LKA-Beamter und schoss mit seiner Dienstpistole aus seinem Wagen heraus. Das Paar lebte getrennt, die Ehe war aber noch nicht geschieden.

Femizid in Ostfildern vor Gericht

Die Kirchheimer Tat war nicht der erste Femizid im Kreis Esslingen. Ein 55-Jähriger aus Ostfildern erschoss 2021 seine 34-jährige Ehefrau mit zwei Schüssen in die Brust. Für diese Bluttat in der gemeinsamen Wohnung in Kemnat verurteilte das Landgericht Stuttgart den Mann in diesem Mai zu lebenslanger Haft. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann die Mutter zweier Kinder dafür bestrafen wollen, dass sie sich von ihm trennen wollte.

Frauenleiche gefunden Im Juni wurde eine 77-Jährige in Wernau tot in ihrem Wohnhaus gefunden. Die Polizei nahm den 79-jährigen Mann der Getöteten fest, der zuvor in einen schweren Unfall verwickelt gewesen war und dabei verletzt wurde. Ein Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft teilte auf Anfrage jetzt mit, dass die Ermittlungen bereits Anfang Oktober eingestellt wurden, nachdem der Mann in der Haft verstorben war.

Geiselnahme und Vergewaltigung Für Entsetzen hat Anfang April die Geiselnahme einer jungen Frau gesorgt. Die 23-Jährige, die gegen 20 Uhr nach Hause gehen wollte, wurde auf einem Feldweg bei Reichenbach von einem Mann überfallen, mit einem Messer bedroht und in eine Gartenhütte verschleppt. Dort hat sie der Täter fast 24 Stunden lang festgehalten, bedroht und mehrfach brutal vergewaltigt. Der Täter, ein 36-Jähriger aus Reichenbach, konnte zunächst flüchten, wurde dann aber festgenommen.

„Skrupellose Tat“

Das Landgericht in Stuttgart verurteilte den geständigen Mann Ende Oktober zu neun Jahren Haft, außerdem wird er in einer Entziehungsanstalt untergebracht. Neben der Geiselnahme und besonders schweren Vergewaltigung habe er sich auch der besonders schweren Nötigung und gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsverkündung. Er warf dem vorbestraften Angeklagten „Skrupellosigkeit oder Selbstbedienungsmentalität“ vor. Selbst der Verteidiger des Mannes zeigte Verständnis für das Urteil. „Die Taten, die wir hier verhandelt haben, hat mein Mandant zu recht als Gräueltaten selbst bezeichnet“, sagte er. Für viel Aufsehen hat der Fall auch deshalb gesorgt, weil das Opfer sich mit einem dramatischen Appell auf Instagram an die Öffentlichkeit wandte, Vergewaltigungsopfer sollten nicht länger schweigen.

Ist der Messerangreifer psychisch krank?

Messerangriff Für Entsetzen in ganz Deutschland hat auch die Bluttat an der Esslinger Katharinenschule gesorgt: Am 10. Juni verletzte ein Mann während der Pfingstferienbetreuung eine 61-jährige Betreuerin und ein siebenjähriges Mädchen mit einem Messer schwer. Gegen den mittlerweile 25-Jährigen, der später in Stuttgart festgenommen wurde, hat die Staatsanwaltschaft inzwischen Anklage erhoben. Ihm werden versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Unklar ist, ob der Mann tatsächlich belangt werden kann. Laut Staatsanwaltschaft gebe es Hinweise auf eine psychische Erkrankung. Bislang gehen die Ermittler davon aus, dass der mutmaßliche Täter seine Opfer zufällig ausgewählte.

Brand in Plochinger Hafen

Großbrand Mit einem Großaufgebot war die Feuerwehr Mitte Februar im Plochinger Hafen im Einsatz, als auf dem Gelände der Recyclingfirma Kaatsch ein Feuer ausgebrochen war. Über 100 Brandschützer waren mehrere Stunden im Einsatz, bis das weithin sichtbare Feuer gelöscht werden konnte. Zum Glück waren keine Schadstoffe in den Neckar gelangt. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich ein falsch entsorgter Akku selbst entzündet hatte. Den Schaden bezifferte die Polizei auf rund 350 000 Euro.