Blasmusik 2.0 weckt bei den Fans Stürme der Begeisterung. Foto: Kerstin Dannath - Kerstin Dannath

Mit 800 Besuchern hat der Musikverein Aichelberg die Hüttengaudi sehr erfolgreich über die Bühne gebracht. Mit dem Konzept lockt der Verein ein junges wie älteres Publikum in die Schurwaldhalle.

Aichwald

Bereits zum achten Mal brachte der Musikverein Aichelberg (MVA) die Schurwaldhalle in Schanbach mit der Hüttengaudi zum Beben. Rund 800 Festgänger ließen es bei der ausgelassenen Party mal wieder so richtig krachen. Die meisten waren stilecht in Dirndl und Lederhosen gekleidet. Zur Blasmusik 2.0 bei der zünftigen Aprés-Ski-Party herrschte beste Stimmung im Saal.

„Das war 2013 eigentlich zunächst ein nur ein Testpilot“, sagt der erste Vorsitzendes des MVA, Daniel Geiger. Der Grund: Dem Musikverein war damals überraschend der Dirigent abhanden gekommen. Die Verantwortlichen setzen sich zusammen und verpassten dem traditionellen Musikverein mit seinen klassischen Blech- und Holzblasinstrumenten eine radikale Verjüngungskur.

Das Projekt wurde zum Erfolg: Heute ist die rund 20-köpfige Kapelle eine weit über die Ortsgrenze hinaus bekannte Partyband, deren Repertoire von Schlagern über Rockklassiker bis hin zu aktuellen Pophits reicht. „Wir haben praktisch aus der Not eine Tugend gemacht“, erzählt Geiger. Denn mit den rund 20 versierten Musikern ließ sich die übliche hochkonzertante Marschmusik auch nicht mehr im besten Stil rüber bringen.

Spielen vor vollem Festzelt

Was aber nicht heißt, dass der MVA sich bei den anderen Musikvereinen, die immer noch den traditionellen Stil pflegen, ins Aus geschossen hat. Im Gegenteil: „Wir werden immer noch zu deren Festen eingeladen. Nur spielen wir jetzt eben um 21 Uhr vor dem vollen Festzelt mit Gästen aller Generationen und nicht mehr um 10 Uhr zum Frühschoppen.“

Das Konzept kommt also an – so war auch das Publikum bei der Hüttengaudi bunt gemischt und reichte von jungen Erwachsenen, die mit Inbrunst die Hits von Alpenrocker Andreas Gabalier („Hulapalu“) mitgrölten bis hin zum 90-jährigen Ehrenmitglied, das fröhlich mit einem Weinschorle in der Hand auf der Bierbank sitzend im Takt mitwippte. Ganz bewusst verfolgt der MVA dabei seit einiger Zeit das Konzept, dass der Eintritt unter 18 Jahren nur in Begleitung Erwachsener möglich ist. „Wir wollen Ärger mit Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren vermeiden. Die Hüttengaudi soll ein Mehrgenerationenfest bleiben, bei der alle Spaß haben können“, sagt Geiger. Neben einem Securityteam gibt es strenge Alkoholkontrollen damit nichts aus dem Ruder läuft. Auch auf einen Vorverkauf wird verzichtet, was dazu führt, dass sich schon vor dem offiziellen Einlass ab 18.30 Uhr eine lange Schlange vor der Halle bildet. Wenn der MVA die Bühne betritt, ist der im Alpenstil dekorierte Saal dann mehr als gut gefüllt.

Neben dem Wengertfest in den Aichelberger Weinbergen im August hat sich die Hüttengaudi so über die Jahre zum größen Event des MVA entwickelt. Viel Arbeit also für die rund 150 Mitglieder des Vereins. Aber Arbeit, die sich lohnt. Die Einnahmen fließen in die Vereinskasse und neben der Anschaffung von neuen Instrumenten wurde jüngst auch für jedes Instrument ein eigenes Mikrophon, dass den Ton abnimmt, angeschafft. Rund 5000 Euro hat der Verein in diese Anschaffung investiert. „Das war nötig, da wir jetzt eine Art von Musik mit Gesang spielen“, erklärt Geiger, seines Zeichens Saxophonist und Sänger der Kapelle. Zu letzterem Job ist er ebenfalls im Zuge des allgemeinen Fresh-Ups gekommen: „Wir haben uns überlegt, welches Repertoire wir spielen wollen und da wurde schnell klar, dass wir auch Sänger brauchen. Also haben wir geschaut, wer von uns eigentlich singen kann.“ Und wer außerdem Entertainer-Qualitäten hat, um für Stimmung zu sorgen – Geigers Schuhplattler-Einlagen sind mehr als sehenswert.

Damit die Erfolgsstory weiter geschrieben werden kann, sucht die Kapelle nun dringend Verstärkung. Am besten an der Trompete und der Posaune. „Aber im Prinzip kann jeder mitmachen, der schon mal ein Instrument gespielt hat“, sagt Geiger und betont: „Wir wollen weiter unser Ding machen“ – der Udo-Lindenberg-Song („Ich mach mein Ding“) ist übrigens auch Teil des MVA-Repertoires.