Die Müllmarken müssen bis Ende des Monats kleben. Foto: Frank Rodenhausen

Bis Ende des Monats müssen sie kleben. Wer bis 27. Januar keine Müllmarke besorgt hat, riskiert, dass die Tonne ungeleert stehen bleibt. Doch die Tage des jährlich wiederkehrenden Rituals sind gezählt.

Alle Jahre wieder dasselbe Ritual: Noch schnell die Müllmarke für das neue Jahr kaufen, auf die Tonne kleben und hoffen, dass man die Frist nicht verpasst. Wer bis zum 27. Januar keine Marke auf der Tonne hat, riskiert, dass die Müllwerker sie stehen lassen. Doch die Tage des analogen Klebesystems sind gezählt: Ab 2027 soll ein elektronischer Chip die Aufkleber ersetzen.

Wie die Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) mitteilt, hat die Digitalisierung der Mülltonnen bereits begonnen. Bis Mitte 2026 sollen im gesamten Landkreis alle Rest-, Bio- und Altpapiertonnen mit Chips ausgestattet sein. „Einfach. Praktisch. Digital“, so bewirbt die AWRM das neue System. So mancher Bürger dürfte erleichtert sein, dass das jährliche Aufkleber-Chaos ein Ende findet.

Müllmarken: Ein Auslaufmodell

Derzeit müssen im Rems-Murr-Kreis jedes Jahr rund 250 000 Müllmarken verteilt werden. Ein logistischer Aufwand, der neben Ärger auch erhebliche Kosten verursacht. Und: nicht jeder Händler, der Müllmarken im Nebengeschäft verkauft, ist begeistert – die Abrechnung ist aufwendig und der Verdienst nicht gerade riesig.

In Maubach sind in einem Pilotversuch die ersten Chips an Mülltonnen befestigt worden. Foto: Gottfried Stoppel

Dabei bietet die AWRM seit einiger Zeit eine komfortable Alternative: Die Marken können online bestellt werden – ohne Zusatzgebühren. Allerdings muss man sich jetzt ziemlich sputen, damit die Marke noch rechtzeitig ankommt. Doch selbst dieser Service hat ein Verfallsdatum. In zwei Jahren soll der Chip kommen, der den Müll zweifelsfrei dem richtigen Haushalt zuordnet.

Warum der Chip?

Die Einführung des Chipsystems hat handfeste Vorteile: Die Müllentsorgung wird fälschungssicherer und effizienter. „Wir haben jährlich Kosten von 500 000 Euro, um verlorene oder beschädigte Tonnen zu ersetzen“, erläutert der AWRM-Finanzvorstand Marcus Siegel. Künftig werde jede Tonne eindeutig registriert, und Missbrauch wie Doppelbefüllungen oder Tonnenklau sollen der Vergangenheit angehören.

Auch die Müllabfuhr selbst wird digital: Moderne Fahrzeuge sind mit Kameras und künstlicher Intelligenz ausgestattet, die Fremdstoffe in der Biotonne erkennen können. Das soll die Entsorgungsdisziplin erhöhen, denn immer noch landen zu viele Verpackungen und Metalle im Biomüll.

Der Weg zur digitalen Mülltonne ist allerdings kein kleiner Schritt: Rund 390 000 Tonnen und Container müssen im Rems-Murr-Kreis mit Chips ausgestattet werden. „Wir gehen davon aus, dass wir mindestens eine halbe Million Behälter ausstatten“, sagt Siegel. Ein entsprechender Pilotversuch in Backnang-Maubach sei erfolgreich angelaufen.

Die Investition in das „Identsystem“ dürfte sich langfristig lohnen. Der Rems-Murr-Kreis folgt dem Beispiel von 75 Prozent der Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg, die bereits auf Chips umgestellt haben. „Ab 2027 wird die Müllentsorgung für die Bürger einfacher“, verspricht die AWRM. Die Gebührenmarken entfallen, stattdessen werden Grund- und Leerungsgebühren im jährlichen Gebührenbescheid abgerechnet.

Noch zwei Jahre im alten System

Für die Jahre 2025 und 2026 bleibt es allerdings noch beim alten System. Bürgerinnen und Bürger müssen weiterhin ihre Müllmarken besorgen – sei es online, im Schreibwarenladen oder an einer der Verkaufsstellen im Landkreis. Allerdings sollte sich insbesondere sputen, wer über das Internet bestellt. Für den Versand der Marken sind laut AWRM drei bis fünf Werktage einzurechnen.

Alle Infos zu den Müllmarken gibt es im Internet unter www.abfallwirtschaft-rems-murr.de.