Das Bio-Restaurant Lässig an der Gerokstraße ist nach finanzieller Schieflage gerettet: Der Insolvenzverwalter hat einen Pächter gefunden, der unter neuem Namen im April starten will. Der künftige Mieter bestätigt uns, dass er den Vertrag unterschrieben habe.
Nicht nur kulinarisch fiel das seit Ende Januar geschlossene Bio-Restaurant Lässig an der Gerokstraße auf: Die Gäste saßen an diesem denkmalgeschützten Ort unter der ersten frei tragenden Leichtbetondecke Deutschlands, die Fritz Leonhardt, der Erbauer des Stuttgarter Fernsehturms, 1955 als statische Meisterleistung konstruiert hat. Nach 15 Jahren hatte im vergangenen Herbst eine der ersten bio-zertifizierten Gaststätten aufgrund steigender Kosten und rückläufiger Umsätze Insolvenz anmelden müssen, was als Spätfolge der Corona-Pandemie gilt.
Bis Ende Januar konnte der Betrieb weitergeführt werden. Der bisherige Restaurantchefin Melanie Urban war mit dem Insolvenzverwalter Markus Schuster von der Kanzlei Schultze & Braun eine vorübergehende Lösung gelungen, bei denen die Löhne der zwei festangestellten Mitarbeiter und der acht Teilzeit-Beschäftigten gesichert waren.
Die Suche nach einem neuen Mieter ist nun schneller von Erfolg gekrönt als zunächst erwartetet. Am Dienstag hat Jens Caspar, der Chef des Gastro-Unternehmens Herr Kächele, das auf schwäbische Kost spezialisiert ist, den Vertrag für die Gerokstraße 12 unterschrieben, wie er unserer Redaktion mitteilt. Sein Konzept beschreibt er so: „Bei uns wird es Angebote für Schüler, Geschäftsleute und andere Tagesgäste geben.“ Dabei setze er, wie bereits an seinem Standort an der Schulstraße, auf „schwäbische Hausmannskost, die in traditioneller Weise zubereitet wird“. Das Fleisch stamme aus artgerechter Tierhaltung. Die Gäste könnten sich aber auch auf vegetarische und vegane Gerichte freuen.
Für sonntags plant Caspar einen Frühstücksbrunch mit Sonntagsessen. Außerdem will er Kochkurse etwa für Maultaschen, Spätzle und Kartoffelsalat veranstalten sowie Familien- und Firmenfeiern ausrichten und allerlei Events wie Afterwork-Wine & Vibes planen. Für das Konzept sammle er aber auch noch neue Ideen.
Was der Insolvenzverwalter zu der gefundenen Lösung sagt
Insolvenzverwalter Markus Schuster freut sich, dass so rasch eine Lösung gefunden wurde. Dies sei bei Insolvenzen von Gastronomiebetrieben keine Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr die Ausnahme. Auch wenn es mit der Eins-zu-Eins-Übernahme des Lässig nicht geklappt habe, könne zumindest ein Teil des Restaurants weitergeführt werden. Den Kontakt zur Eigentümerin der traditionsreichen Immobilie habe er gern vermittelt. „Im Insolvenzverfahren konnten wir für die Beteiligten einen geordneten Übergang für den Neustart erreichen“, sagt Schuster, „die ehemaligen Mitarbeitenden des Lässig haben bereits neue Jobs.“ Durch den Verkauf der Inneneinrichtung könnten nach derzeitiger Einschätzung die Gläubiger „einen Teil ihrer Forderungen im Rahmen der Quotenzahlung zurückbekommen“.
Das Restaurant bekommt einen neuen Namen
Bevor es im April losgehen kann, soll das denkmalgeschützte Gebäude mit der architektonisch einmaligen Decke erst einmal „aufgehübscht“ werden, erklärt der Chef von Herr Kächele. Am alten Namen werde er nicht festhalten, sondern unter einem neuen Namen starten, der jedoch noch nicht feststehe.
Das Bio-Restaurant Lässig wurde 2010 gegründet. Der Name geht auf den Nachnamen der ersten Inhaberin zurück. Das Motto lautete: „Leicht, lecker, lässig“. Die ersten Jahre war das Lässig im Stuttgarter Westen angesiedelt. Im Frühjahr 2017 erfolgte der Umzug an die Gerokstraße, in unmittelbarer Nähe der Straßenbahnhaltestelle Heidehofstraße und nur wenige Fahrt- und Gehminuten vom Stuttgarter Hauptbahnhof entfernt.