Ein Mathelehrer nutzt digitale und analoge Lehrmittel. Foto: dpa/Felix Kästle

Kommt in Baden-Württemberg endlich der digitale Arbeitsplatz für Lehrer? Eine Software wird jetzt getestet. Ob die Laptop-Ausstattung damit Schritt halten kann, wird aktuell noch verhandelt.

Laut Kultusministerium rückt der digitale Arbeitsplatz für Lehrkräfte in Baden-Württemberg langsam näher. Aktuell beginnt das Pilotprojekt mit einer neuen, datenschutzkonformen Software, mit deren Hilfe Lehrkräfte sich an ihrem Computer dienstliche Email-Adressen, Datenspeicher und Online-Tools für administrative Aufgaben einrichten können. Bis Ende Januar soll die von dem deutschen IT-Dienstleister Dataport produzierte Software „dPhoenixSuite“ zunächst an zehn und danach an zwanzig bis dreißig Schulen getestet werden, teilte die für Digitalisierung zuständige Kultusstaatssekretärin Sandra Boser (Grüne) mit. Ob alle rund 130 000 Lehrkräfte mit dieser Software ausgestattet werden, wird laut Kultusministerium nach Auswertung des Pilotversuchs im neuen Jahr entschieden.

Ob die Lehrer im Land zu dem Zeitpunkt auch Aussicht haben, in absehbarer Zeit einen Dienstlaptop zu erhalten, ist noch offen. An diesem Montag haben Landesregierung und kommunale Spitzenverbände in der Gemeinsamen Finanzkommission über viele millionenschweren Themen verhandelt. Neben der Aufteilung der Flüchtlingskosten und die Finanzierung des 49-Euro-Tickets stand auch der Kauf weiterer Dienstlaptops für Lehrkräfte auf der Tagesordnung.

SPD: Land muss Schulträgern helfen

Über ein Corona-Ausstattungsprogramm der Bundesregierung wurden in den letzten Jahren etwa 80 000 bis 100 000 Leihlaptops für Lehrkräfte im Land angeschafft. Weitere Mittel für den Kauf neuer Laptops und deren Wartung sind im Haushaltsentwurf bisher nicht veranschlagt. Land und Kommunen streiten über die Finanzierung.

Die Landtags-SPD dringt für die Endgeräte an Schulen auf „eine gesicherte Finanzierung, an der sich das Land beteiligen muss“, so der SDP-Bildungspolitiker und Vize-Fraktionschef Stefan Fulst-Blei. „Wir dürfen die Schulträger hier nicht im Regen stehen lassen.“ Das Software-Pilotprojekt bewertet er als lange überfällig. „Aber bei jedem Schritt nach vorne geht das Kultusministerium zwei zurück. Viele Schulträger wissen derzeit nicht, wie sie die nötigen Laptops für den digitalen Arbeitsplatz finanzieren sollen.“

„Eine neue und sehr teure Aufgabe“

Auch der Philologenverband mahnt ein tragfähiges Finanzkonzept vorrangig für Lehrerlaptops und deren Wartung an. „Klar ist, dass die Ausrüstung aller Lehrkräfte und Schüler mit Notebooks oder Tablets eine neue und sehr teure Aufgabe ist, die es bisher in dieser Form nicht gab“, so der Verband. Dass die Kommunen dafür Geldzuweisungen vom Land bräuchten, sei nachvollziehbar, da hierfür dauerhaft massive Mehrkosten anfielen. Skeptisch zeigte sich der Verband gegenüber der Vollausstattung aller Schüler mit Computern. Stattdessen solle das Land lieber Geld in die Verkleinerung von Klassen investieren. Bis Redaktionsschluss lagen Ergebnisse der Finanz-Gespräche nicht vor.