Biathletin Franziska Preuß. (Archivbild) Foto: AFP/MARCO BERTORELLO

Am Ende kann Franziska Preuß doch noch jubeln. Bei der WM reichte es nicht für eine Einzelmedaille, eine starke Saison krönt die Bayerin in Schweden aber immerhin mit Rang drei im Gesamtweltcup.

Östersund - Am Ende der besten Saison ihrer Biathlon-Karriere war Franziska Preuß einfach nur glücklich. „Es ist total verrückt, dass man mit sechs Fehlern aufs Podium laufen kann. Jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist“, sagte die 27-Jährige nach Rang drei im finalen Massenstart. Durch dieses Top-Resultat im schwedischen Östersund schob sich die Bayerin im Gesamtweltcup am Sonntag noch auf den letzten Drücker vom fünften auf den dritten Platz nach vorn. „Das war wirklich eine gute Saison für mich“, bilanzierte Preuß.

In einem Winter mit vielen Enttäuschungen für die deutschen Skijäger sorgte Preuß für einen versöhnlichen Abschluss. Bei starkem Wind waren im letzten Wettkampf einer kräftezehrenden Saison Nerven gefragt. 11,1 Sekunden hatte die Ex-Weltmeisterin am Ende Rückstand auf Siegerin Ingrid Landmark Tandrevold (5 Fehler) aus Norwegen. Hätte sie die Zweitplatzierte Dsinara Alimbekawa (6) aus Belarus auch noch überholt, hätte sich Preuß sogar die Disziplinwertung im Massenstart sichern können. Es fehlten nur drei Punkte für die kleine Kristallkugel. „Es hätte auch nicht gereicht, wenn ich das gewusst hätte“, sagte Preuß, die mit einem Lächeln ins Ziel lief.

„Ich bin voll motiviert für nächstes Jahr“

Sie habe in dieser Saison „wahnsinnig viel Erfahrung sammeln können“, sagte Preuß. Die strengen Corona-Maßnahmen waren für sie hilfreich. In den vergangenen Jahren wurde sie oft schnell krank, Infekte bremsten sie aus und verhinderten konstant gute Leistungen über Monate. Das war nun anders. „Mir hat das sehr geholfen“, sagte sie. Keine Krankheiten, keine Zwangspausen - dafür viele Top-Ten-Plätze. „Das freut mich total. Ich bin voll motiviert für nächstes Jahr“, sagte Preuß, die zur Nummer eins im deutschen Team wurde.

Insgesamt verlief die Saison für die erfolgsverwöhnten Deutschen aber nicht annähernd wie erhofft. Anstatt der angepeilten vier bis fünf WM-Medaillen gab es im slowenischen Pokljuka im Februar nur zweimal Silber. Arnd Peiffer holte die einzige Medaille in einem Einzelwettbwerb - und trat wenige Wochen danach zurück. Vor allem der Dauerbrenner aus dem Harz fehlt mit Blick auf Olympia 2022, sein Karriereende schmerzt das in die Jahre gekommene Team. Der 34-Jährige schaffte in seinem 13. Weltcup-Winter auch den einzigen Einzelsieg, folgerichtig war er auch einmal mehr der Beste in der Gesamtwertung.

Für ganz vorne reichte es nicht

Die einst so dominanten Frauen blieben erstmals seit 1989/1990 ganz ohne Einzelsieg und schafften es nur mit der Silber-Staffel aufs WM-Podium. Zwar sorgte Preuß für viel Freude, für ganz vorne reichte es aber nicht. Tiril Eckhoff aus Norwegen gewann souverän den Gesamtweltcup, ihre Landsfrau Marte Olsbu Röiseland wurde Zweite.

Eigentlich hatte sich Denise Herrmann nach Rang drei im Vorjahr vorgenommen, einen Angriff auf die große Kristallkugel zu starten. Dieser Plan scheiterte jedoch früh. Nach dem Rücktritt von Laura Dahlmeier vor zwei Jahren sollte die 32 Jahre alte Ex-Langläuferin die große Lücke füllen. Das klappte in diesem Winter nicht, weil die Sächsin zu viele Probleme am Schießstand hatte und auch ihre Laufform nicht mehr das Maß der Dinge war. „Ich brauche jetzt eine längere Pause“, sagte Herrmann, die zum Abschluss Elfte im Massenstart wurde.

Deutsches Team gehört zu den erfahrensten

Was den Altersschnitt betrifft, gehört das deutsche Team längst zu den erfahrensten. Hoffnungsvolle Talente gebe es zwar durchaus, aber richtige „Überflieger“ seien noch nicht in Sicht, wie es Sportdirektor Bernd Eisenbichler vom Deutschen Skiverband sagte: „Wir haben da Arbeit vor uns. Das löst du nicht von heute auf morgen.“

Deswegen müssen es bei den Winterspielen in Peking in weniger als einem Jahr die erfahrenen Athleten richten. Fakt ist: Deutschland wurde von Norwegern, Schweden und Franzosen überholt, die allesamt mit einer Reihe von aufstrebenden Stars von deutlich unter 30 Jahren nach China reisen und die Favoritenrollen einnehmen werden. Im DSV-Team ist Preuß derzeit die einzige in diesem Bereich. Für Erik Lesser (32), Denise Herrmann (32) und Benedikt Doll (30) dürften es 2022 hingegen schon die letzten Olympischen Spiele werden. Nach einer verdienten Pause ab Montag beginnt die Vorbereitung bereits im Mai.