Mitarbeitersuche auf Schwäbisch. Foto: Screenshot www.holp.eu - Screenshot www.holp.eu

Murrhardt – Günter Holp sucht mit einer Stellenanzeige Mitarbeiter für seine Wegebau-Firma im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Ein Vorgang, wie er jeden Tag hundert-, nein, sogar tausendfach vorkommt. Eigentlich. Denn Holps Stellenanzeige ist anders als die anderen. Sie ist tiefschwäbisch. Die Suche nach „arbeidswiadiche Schofseggl“ für das Holp‘sche „Dienschdleischdongsondernehma“ sorgte in den vergangenen Tagen für begeisterte Reaktionen in den sozialen Medien. Wir haben am Dienstag mit dem Geschäftsführer telefoniert.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Stellenanzeige auf Schwäbisch zu veröffentlichen?

Holp: Das war eine klassische Stammtisch-Idee. Ein Baggerfahrer hat sich beschwert und gesagt: „Dia Laschdwaga-Fahror lesat emmer bloß Zeidong ond schaffad nix ond mir Baggor-Fahror schaffad wia de ledschde Schofseggl.“ Damit hatte ich schon einen guten Aufhänger. Weil die üblichen Stellenanzeigen nicht so gut liefen, habe ich mir gedacht, versuchen wir‘s eben mal auf Schwäbisch. Ich schreibe auch meine privaten E-Mails auf diese Art. Deshalb war das Ganze auch innerhalb von zehn Minuten gemacht.

Haben Sie damit gerechnet, dass die Reaktionen so positiv ausfallen?

Holp: Nein, definitiv nicht. Natürlich, man weiß, dass es Facebook gibt und was für eine Dynamik so etwas manchmal entwickeln kann. Dass ich jetzt aber vor lauter Medienterminen nicht zu meiner täglichen Arbeit komme, war nicht geplant. Ehrlich gesagt habe ich eher darauf gewartet, dass die Zeitung, in der wir die Anzeige veröffentlicht haben, anruft und sagt: „Das ist unseriös, das drucken wir nicht.“

Erfüllt die Anzeige auch ihren Zweck? Sprich, melden sich auch Bewerber oder freuen sich die Leute nur über Ihren Innovationsgeist?

Holp: Ich habe bisher 30 bis 40 konkrete Bewerbungen auf dem Tisch liegen, es werden aber stündlich mehr. Manche sind auf Schwäbisch geschrieben, einer hat sich auf Berlinerisch beworben. Man ist regelrecht erschlagen von der riesigen Zustimmung. Ein Bewerber ist ein 74-jähriger deutscher Auswanderer, der in Schweden lebt und sein Leben lang immer Bagger gefahren ist. Ich dachte erst, der will mich veräppeln. Aber er hat ernsthaftes Interesse an einer Zusammenarbeit. Wir auch – er wird sich gut mit unserem Senior verstehen. Der ist 81 und arbeitet noch voll im Betrieb mit.

Das klingt, als würde als Fazit der Geschichte das klassisch schwäbische Motto „Ned bruddld isch gnug globd“ nicht mehr ganz ausreichen, oder?

Holp: Das stimmt. „Ned schlecht“ trifft es hier nicht ganz. Ich habe mich in den vergangenen Tagen öfter gefragt: „Ist das wirklich wahr? Kann das sein?“ Die erste Bewerbung kam aus einem Ort in 100 Kilometern Entfernung. Die habe ich fotografiert. So etwas hatten wir noch nie. Im Ernst: Es gibt nur ein Wort dafür: Wahnsinn.

Das Interview führte Patrick Kuolt.