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Die Zahl der Baugenehmigungen sei erschreckend niedrig, klagt das Marktforschungsinstitut des Immobilienverbandes IVD. Das ist auch in Stuttgart ein Problem.

StuttgartDer Immobilienverband IVD Süd hat in den letzen sechs Monaten des vergangenen Jahres in Stuttgart wie auch in den Städten Freiburg, Karlsruhe und Mannheim „teilweise sehr hohe Kaufpreiszuwächse gemessen“. Bei einer Pressekonferenz dieser Tage wurde das auf eine hohe Nachfrage in der Landeshauptstadt durch einen Bevölkerungszuwachs und den Trend zur „Singularisierung“, nämlich zu Ein-Personen-Haushalten, zurückgeführt. Gleichzeitig sei das Angebot sehr knapp. Für Baden-Württemberg insgesamt müsse man feststellen, dass „der Wohnungsproduktion die Puste ausgegangen ist“, vor allem, wenn man die Entwicklung mit der Situation zu Beginn der 1990er-Jahre vergleiche, als besonders hohe Zahlen bei den Baugenehmigungen und den fertiggestellten Wohnungen erreicht worden seien, sagte Stephan Kippes, der Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. Die Lage in Stuttgart sei genauso traurig. Die Zahl der Baugenehmigungen bewege sich auf erschreckend niedrigem Niveau, sagte Kippes, der auch Professor für Immobilienmarketing ist. Im Jahr 2018 sei die Menge immerhin noch solide gewesen, 2019 aber schlecht.

Die Stuttgarter Stadtverwaltung erklärte dazu, eine genaue Zahl werde man erst im Frühjahr wissen. Allerdings rechne man für 2019 mit weniger Baugenehmigungen als 2018. Ein Blick auf die Genehmigungen sei nicht ausreichend für fundierte Schlüsse über die Entwicklung des Stuttgarter Wohnungsmarktes. Festzuhalten bleibe, dass die Stadt ihre Anstrengungen im Wohnungsbau konsequent verstärke. Dem IVD zufolge legten die Kaufpreise in Stuttgart von Frühjahr bis Herbst vergangenen Jahres in der Kategorie frei stehende Einfamilienhäuser um durchschnittlich 5,6 Prozent zu, bei den Eigentumswohnungen um durchschnittlich 5,3 Prozent auf 4950 Euro pro Quadratmeter. Die Schere zwischen Kauf- und Mietpreisen geht in Stuttgart weiter auseinander. Während die Mieten seit Jahren gleichmäßig um etwa fünf Prozent jährlich gestiegen seien, habe man bei Verkaufsobjekten eine deutlich ausgeprägtere Zunahme beobachtet. Bei der Erstvermietung von neuen Wohnungen ist im vergangenen Jahr, was den Quadratmeterpreis angeht, „in Stuttgart die 16-Euro-Grenze gesprengt“ worden, sagte Kippes.

Gleichwohl äußerte er Skepsis bezüglich der Botschaft des Hamburger Forschungs- und Beratungsunternehmens F+B, dass Stuttgart noch vor München die für Mieter teuerste Großstadt in Deutschland sein soll und die zweitteuerste Stadt nach Karlsfeld in Bayern. Für diese Untersuchung waren die Mietspiegelpreise von 351 Orten in Deutschland verglichen worden, doch die Mietspiegel unterlägen „politischen Einflüssen“, sagte Kippes mit Verweis auf den besonders umstrittenen Mietspiegel in München. Er sieht, was das Mietpreisniveau angeht, die bayerische Metropole weiterhin vor der baden-württembergischen.

Der IVD ist ein Verband von Immobilienberatern, Maklern, Hausverwaltern und Sachverständigen. Der IVD Region Süd mit Geschäftsstellen in München und Stuttgart legt regelmäßig Preisspiegel vor, jährlich auch für Baden-Württemberg. Aus dem Preisspiegel 2019 geht unter anderem auch hervor, dass sich auf dem Mietwohnungsmarkt besonders Ulm und Reutlingen speziell bei Bestandsimmobilien von den ansonsten „moderaten Preissteigerungen“ nach oben abgesetzt hätten. Insgesamt sei im Jahr 2019 die Angebotsdauer, bis die Wohnungen vermietet wurden, noch einmal kürzer geworden.