Immer noch fahren über 70 Prozent der Pendler mit dem Auto. Foto: dpa/Boris Roessler

Die Zahl der Menschen, die Wege von und zur Arbeit zurücklegen, nimmt trotz Homeoffice zu. Corona hat in der jahrzehntelangen Entwicklung nur eine kleine Delle bewirkt. Über 70 Prozent der Pendler fahren mit dem Auto.

Trotz dem seit der Coronapandemie branchenübergreifend und regelmäßig praktizierten Homeoffice: Die Zahl der Berufspendlerinnen und -pendler und der von ihnen zurückgelegten Wege nimmt im Landkreis Esslingen – wie im ganzen Land – weiterhin zu.

Die Hälfte der Strecken sind unter 20 Kilometern

Laut dem neuen Pendleratlas Baden-Württemberg, der auf Statistiken von 2023 basiert, sind täglich im Kreis Esslingen von den rund 524 000 Einwohnern über die Hälfte berufsbedingt auf Achse oder zu Fuß unterwegs, nämlich 327 000. Das bedeutet nicht in jedem Fall, dass lange Wege zurückgelegt werden, denn die zugrunde liegende Definition von Pendler besagt: „Alle Berufstätigen, deren Arbeitsstätte nicht auf demselben Grundstück wie die Wohnung liegt.“

Aus einer älteren Mobilitätsstudie der Region Stuttgart geht hervor, dass im Mittleren Neckarraum rund die Hälfte der Pendlerstrecken unter 20 Kilometer lang ist – der einfache Weg gerechnet. Insgesamt über 70 Prozent der Pendlerinnen und Pendler nutzen das Auto, allerdings wohl mit starken örtlichen Unterschieden. Exaktere Zahlen dazu liegen nicht vor. Der Anteil der Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln schwankt: In ländlichen Gegenden ist er wegen der schlechteren Anbindung an den ÖPNV deutlich niedriger. Jedoch, heißt es in der Studie, spiele nicht nur der Heimatort eine Rolle, sondern auch die Erreichbarkeit der Arbeitsstätte mit Bus oder Bahn.

Weniger als die Hälfte der Pendler nutzt öffentliche Verkehrsmittel. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Landesweit ist die Zahl der Pendler binnen zehn Jahren – von 2013 bis 2023 – von 4,4 auf 5,2 Millionen gestiegen. Corona hinterließ nur im Jahr 2020 eine leichte Delle, danach nahmen die Pendlerbewegungen wieder zu. Ein analoges Bild ergibt sich im Kreis Esslingen: 2013 waren es noch 270 000 Pendler bei fast gleich vielen Einwohnern, nämlich 512 000. Zu verzeichnen ist also eine überproportionale Zunahme der Pendlerbewegungen. Interessant dabei: Während die Zahl der Binnenpendler, die innerhalb des Landkreises vom Wohn- zum Arbeitsplatz unterwegs sind, seit 2019 nahezu stagniert (2023 waren es knapp 134 000), nehmen die Ein- und Auspendler zu; Leute also die von außerhalb zur Arbeit in den Landkreis fahren oder umgekehrt außerhalb des Landkreises arbeiten.

Die Gründe für Entwicklung und Veränderung solcher Pendlerströme sind ein komplexes Zusammenwirken vieler Faktoren: Die Demografie spielt – auch bei gleich bleibender Bevölkerungszahl – eine Rolle, zum Beispiel wenn Familien oder jüngere Leute wegen günstigeren Wohnraums umziehen. Ebenso kommt natürlich die Verlagerung der Arbeitsplätze in Betracht. Da der sogenannte Pendlersaldo – die Differenz von Ein- und Auspendlern – im Kreis Esslingen die vergangenen zehn Jahre relativ konstant blieb, dürfte sich bei insgesamt zunehmender Berufsmobilität bei den genannten Faktoren nichts Gravierendes geändert haben.

Das Gros der Auspendler – knapp 48 000 von insgesamt 102 000 – fährt zur Arbeit nach Stuttgart. Von dort kommen mit rund 21 000 (von 91 000) auch die meisten Einpendler in den Kreis Esslingen, gefolgt vom Kreis Göppingen, aus dem 13 000 Pendler täglich einrollen.

Während in vielen kleineren Gemeinden, aber auch in manchen Städten die Zahl der Einpendler zuletzt sank (in Esslingen auf 33 200 – so viele wie 2015), nahm die der Auspendler in der Mehrzahl der Kommunen tendenziell zu. Generell gibt es natürlich in ländlichen Gemeinden bis zu zehnmal mehr Aus- als Einpendler.

Merkliche Zuwächse bei den Einpendlern verzeichnen Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen, aber auch Plochingen oder Wernau. Der stabile Pendlersaldo des Landkreises zeigt, dass sich Verschiebungen vor allem kreisintern abspielen.