Der doppelte Franz Biberkopf: Szene aus in Döblins „Berlin Alexanderplatz im Schauspielhaus Stuttgart mit Sylvana Krappatsch und Rainer Galke. Foto: Toni Suter

Zum Saisonauftakt im Schauspielhaus Stuttgart inszeniert Dušan David Pařízek „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin – und kommt dabei ganz ohne Berlin aus. Funktioniert die Dramatisierung des Romanklassikers?

Wohin nach dem Knast? Erst einmal ins Pornokino, nackte Frauen gucken. Aber huch, da setzt sich ein Mann mit Nylonstrümpfen (Michael Stiller) neben einen und fängt an zu fummeln. Franz Biberkopf (Rainer Galke) fällt schier in Ohnmacht. Er blickt hilfesuchend nach rechts zu seinem anderen Ich (Sylvana Krappatsch), das ihm feixend den Ellbogen in die Rippen haut. Trieb frisst Verstand, und Franz Biberkopf ist einer, der viel will und wenig kann. Das ist ein Charakterzug des Helden aus Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“, der in eine wunderbare, mit Witz inszenierte Spielszene mündet, was ja mit zu dem Schwierigsten gehört, wenn man einen Roman für die Bühne bearbeitet.