Papst Benedikt XVI. hat im September 2011 im Büro der deutschen Bischofskonferenz in Berlin die damalige Kanzlerin Angela Merkel getroffen. Foto: dpa/Soeren Stache

Benedikt XVI. hat in seiner Heimat erst Euphorie verursacht – und dann bei manchem Besuch denkwürdige Auftritte gehabt.

Es ist der 19. April 2005. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle des Vatikans dringt weißer Rauch. Die Kardinäle haben einen neuen Papst gewählt – und Deutschland befindet sich im Pontifex-Fieber. Denn Benedikt XVI. heißt im bürgerlichen Leben Joseph Aloisius Ratzinger und stammt aus dem bayerischen Marktl am Inn. Er ist damit der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren.

Faszination Selbst Menschen, die mit der Katholischen Kirche nichts am Hut haben, verfolgen gespannt die Fernsehbilder. Das traditionsreiche Prozedere in Rom übt auf viele eine Faszination aus, die sie sonst nicht mit theologischen Themen verbinden würden. Das mag zuvorderst am deutschen Kandidaten liegen, aber wohl auch ein Stück weit daran, dass die letzte Papstwahl mehr als 26 Jahre zuvor stattgefunden hatte. So mancher kannte bis dahin in seinem Leben nur einen Vertreter Gottes auf Erden – Johannes Paul II., den Vorgänger Benedikts. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit. Die „Bild“-Zeitung titelt: „Wir sind Papst!“

Konservativ Doch die erste Euphorie hält nicht sehr lange. Ratzinger galt schon vor seiner Wahl zum Papst als konservativer Ideologe. Die Skepsis schwingt in der Folge häufig mit, wenn es um die Beurteilung des neuen Pontifex geht. In Italien taucht schnell der doppeldeutige Begriff „pastore tedesco“ auf. Er bedeutet „deutscher Hirte“ – kann aber, von weniger Gutmeinenden verwendet, auch mit „deutscher Schäferhund“ übersetzt werden.

Besuch 1 Seine alte Heimat Deutschland besuchte Benedikt XVI. während seiner knapp achtjährigen Amtszeit drei Mal in offizieller Mission. Die Besuche erregten regelmäßig Aufsehen. Gleich seine erste Auslandsreise führte ihn im August 2005 zum Weltjugendtag nach Köln. Dabei besuchte er als erster Papst überhaupt mit der Kölner Synagoge ein in Deutschland gelegenes jüdisches Gotteshaus als Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus und traf sich zudem mit Vertretern der muslimischen Gemeinschaft.

Besuch 2 Sein zweiter Besuch im September 2006 machte dagegen nicht nur positive Schlagzeilen. In seiner bayerischen Heimat schaute Benedikt XVI. nicht nur bei seinem Bruder vorbei, sondern hielt vor Wissenschaftlern an der Universität Regensburg eine Vorlesung. Darin zitierte er eine Aussage des spätmittelalterlichen byzantinischen Kaisers Manuel II. zur Rolle der Gewalt im Islam. Das „Papstzitat von Regensburg“ brachte viele Muslime auf die Barrikaden. In der arabischen Welt kam es zu Krawallen mit mehreren Toten.

Besuch 3 Sein letzter offizieller Deutschland-Besuch führte Benedikt XVI. im September 2011 unter anderem nach Berlin. Dort hielt er – begleitet von einigen Protesten – als erster Papst überhaupt eine Rede vor dem Bundestag. Den Abschluss bildete eine Stippvisite in Freiburg, wo er gemeinsam mit 100 000 Gläubigen einen Abschlussgottesdienst feierte.

Bruder Zuletzt war Benedikt noch einmal nach Bayern gereist – ans Sterbebett seines älteren Bruders. Georg Ratzinger ist am 1. Juli im Alter von 96 Jahren in Regensburg gestorben. Jetzt ist Joseph ihm gefolgt.