Was stimmt? Auch die Narren Hans Siegl, Charly Riedel, Marcel Ellinger und Marc Trautmann (von links) wissen nicht alles. Foto: Kaier - Kaier

Von Maria Krell

Frage: Wie heißt ein verbreiteter Brauch am ersten Fastenwochenende? Ist es das Scheibenrollen, Scheibendreschen, Scheibenschlagen oder vielleicht doch das Scheibenwerfen? Die Antwort lautet: Scheibenschlagen. Hätten Sie’s gewusst? Nein? Hans Siegl und Charly Riedel, Urgesteine der Neuhäuser Fasnet, schon. Und Siegl, Ehrenpräsident des Narrenbundes Neuhausen, liefert gleich noch die Erklärung dazu: Bei diesem im Schwarzwald üblichen Brauch werden glühende Holzscheiben mit einem Stock ins Tal geschlagen und sprühen Funken in den Nachthimmel.

Die Lokalredaktion der Eßlinger Zeitung hat kürzlich zum Narrenquiz „Wer kennt die Fasnacht?“ in ihr Domizil am Marktplatz eingeladen. Zu Gast waren neben Team Riedel/Siegl die Berkheimer Flegga-Kaschber mit Zunftmeister Marc Trautmann und Medienbeauftragtem Marcel Ellinger. Ihnen gegenüber die Herausforderer: das Redakteurinnen-Team Claudia Bitzer und Melanie Braun sowie das gemischte Doppel Elisabeth Maier und Klaus Harter.

Die Spielregeln sind schnell erklärt (siehe Infokasten). Redakteurin Dagmar Weinberg – selbstverständlich neutral – liest die Fragen vor. Schnell zeigt sich, dass diese relativ einfach sein können: Besteht ein aufwendiges Häs aus bis zu 3000 „Lumbe, Scherbe, Fleckle oder Guzele?“ (Siegl zu Harter: „Klaus, nimm Guzele!“, Harter zurück: „Ich denk zwar oft an Guzele, aber nicht jetzt“). Sie erfordern bisweilen aber auch Fachwissen: Josef Ummenhofer war ein bedeutender... (Bitzer lacht sarkastisch „Ach, jetzt!“). Oder ihre Beantwortung ist reine Glückssache: „Welche Farbe hat der ‚Mehlwurmhansel‘ aus Wolfach im Kinzigtal (Ehrenzunftmeister Riedel: „Da kann man nur raten.“). Bei vielen Fragen wird gelacht, meistens im Flüsterton diskutiert und – wenn alle Stricke reißen – auch mal geknobelt.

Keine Bürgermeisterfrau für Riedel

Was bei der Machtübernahme durch die Narren oft übergeben werde? Stadtschlüssel, Bürgermeisterfrau, Stadtkasse oder Weihwasser? „Also eins kann ich euch sagen. Bei meiner langjährigen Erfahrung als Zunftmeister ist mir noch nie eine Bürgermeisterfrau übergeben worden“, sagt Riedel und lacht. Recht hat er. Übergeben wurde ihm immer der Stadtschlüssel.
Vor allem die älteren Narren scheinen sich über die Jahre allerlei Brauchtumswissen angeeignet zu haben. Und so sieht man in vielen Runden, wie sich Riedel mit vor der Brust verschränkten Armen nach rechts zu seinem Teamkollegen Siegl lehnt, die beiden sich mit geradeaus gerichtetem Blick leise murmelnd einige Worte sagen, dann nicken – Entscheidung getroffen, das Pokerface verrät nichts, die Antwort stimmt oft.

Dass die Fragen allerdings nicht immer eindeutig genug formuliert sind, als dass schelmische Narren in ihnen nicht eine zweideutige Auslegung finden könnten, zeigt folgendes Beispiel: „Der Narrensamen wird... a) getrunken, b) eingepflanzt, c) gesungen, d) erzogen.“ Alle in der Runde lachen. „Das kann man jetzt auch auf zweierlei Arten beantworten“, sagt Charly Riedel und grinst spitzbübisch. In Anbetracht dessen, dass das Quiz offiziell ab 14 Jahren freigegeben ist, entscheiden sich dann doch alle für die jugendfreie Antwort. Übrigens: Als Narrensamen werden die Jüngsten in einer Narrenzunft bezeichnet. Man erzieht sie also.
Nächste Frage: „Was macht den ‚Dorausschreiern‘ aus Saulgau das Schreien schwer?“ Schnaufen bei Team Maier-Harter, Claudia Bitzer schaut ihre Teamkollegin Melanie Braun an, die mit hochgezogenen Augenbrauen und einem ratlosen Blick antwortet. Beim Narrenbund Neuhausen lässt sich aus den Gesichtern nichts ablesen – vielleicht wissen sie es, vielleicht auch nicht. Einzig die Berkheimer Flegga-Kaschber wirken sicher. Marc Trautmann und Marcel Ellinger wechseln einen ernsten Blick, ihr Häs mit den vielen Glöckchen klingelt ein wenig.

Aber was erschwert es nun der Zunft? Ist es ein Topf über dem Kopf, ein zugenähter Mund? Oder hat die Larve gar keinen? Haben die „Dorausschreier“ vielleicht gar einen Fisch im Mund? Team Berkheim nickt, dann tippt Zunftmeister Trautmann hinter vorgehaltener Hand auf eine Antwort. Und zwar auf die richtige: „Die Narren haben einen Fisch an ihrer Maske. Das sieht richtig gut aus“, erklärt er. Aber keinen echten Fisch, oder? Lachen, nein, kein echter.

Die Neuhäuser stehen mit zehn Punkten vorne. Es folgen die Berkheimer Flegga-Kaschber mit sechs, Klaus Harter und Elisabeth Maier mit fünf Punkten und Melanie Braun und Claudia Bitzer mit bis dato keinem Punkt. Doch noch steht ja die letzte Runde aus: Die erste Hürde nehmen alle Gruppen mit Bravour; bei der Frage nach den Arbeitsstunden für eine Holzscheme wird die Luft schon enger: Die Neuhäuser Narren knobeln – und fliegen raus. Team Maier-Harter rät – aber falsch. Bei der letzten Frage des Spiels stehen sich also die Redakteurinnen und Berkheimer Narren gegenüber. Nur: Wofür ist „Hornung“ eine historische Bezeichnung? Berkheim knobelt jetzt auch, Team Bitzer/Braun hat sich entschieden: richtigerweise für den Februar. Unter großem Applaus erhalten die zwei die letzte Karte des Spiels.

Das Narrenquiz

Das Narrenquiz des Spieleverlags Fuge wartet mit 150 Fragen aus allen Bereichen der Narren im Südwesten Deutschlands auf. Mehrere Experten standen dem Verlag bei den Fragen zur Seite.

Die Spielregeln: Den Teams wird pro Runde eine Karte mit je drei, im Schwierigkeitsgrad aufsteigenden Fragen zur Fasnacht vorgelesen. Wer eine der Fragen falsch beantwortet, fliegt in dieser Runde raus; wer bis zur dritten Frage übrig bleibt und diese auch richtig beantwortet, erhält die Fragekarte als Belohnung. Bleiben zwei Teams oder mehr bis zum Schluss, gibt es ein Stechen – Gewinner ist am Ende des Spiels das Team mit den meisten Karten.

Das Quiz ist seit 11. November in einer limitierten Auflage von 3000 Stück in ausgewählten Spiele- und Bücherläden, dem Narrenschopf und über die Zünfte der VSAN erhältlich.