Pilot Jan Ultsch und Mitflieger Hans-Peter Odwald bereiten sich auf den Start vor. Quelle: Unbekannt

Am Wochenende bot der Aero-Club Esslingen beim Fliegerfest auf dem Segelfluggelände am Jägerhaus mutigen Zuschauern Einblicke in ein „abgehobenes“ Hobby.

EsslingenKurz sachte, doch die Beschleunigung wird immer schneller. Die Fahrt ist holprig, bis die Räder den Boden verlassen. Der Segelflieger gewinnt rasant an Höhe. Dann, mit einem Ruck, löst sich die Seilwinde und der Gleitflug beginnt. Am Wochenende bot der Aero-Club Esslingen beim Fliegerfest auf dem Segelfluggelände am Jägerhaus Zuschauern und Experimentierfreudigen Einblicke in ein besonders luftiges Hobby.

Mit einem breiten Grinsen stieg Hans-Peter Odwald aus dem Zweisitzer. Zum ersten Mal war der Besucher mit einem Segelflieger geflogen. „Vom Start an ganz toll“, freute sich Odwald und lobte Pilot Jan Ultsch. Der Aufstieg spannend wie in einer Achterbahn, der Flug etwas fürs Auge und das erhebende Gefühl, weit über den Dingen zu schweben. „Toll hat er das gemacht. Er hat eine kleine Thermik gefunden und dann schöne Kreise gezogen.“ In zwei Segelfliegern und einem Motorsegler konnten die Besucher der Flugplatz-Hocketse zu kurzen Rundflügen starten. Eine kleine Probeverkostung dessen, was beim Piloten Ultsch das Herz höherschlagen lässt. „Am meisten Spaß macht der Streckenflug“, sagte der Fluglehrer. Hunderte Kilometer, ganz ohne Motor. Von Thermik zu Thermik. Dabei erklimmt das Segelflugzeug bei normalem Wetter 2000 bis 2400 Meter Höhe. Bis zu 3000 Meter sind in Deutschland erlaubt. Die Sonne machts möglich. Sie erwärmt die Luft in Bodennähe, ein warmer Aufwind entsteht. Den Vögeln gleich schrauben sich die Segelflugzeuge darauf gleitend in den Himmel. „Mein höchster Flug waren knapp über 5000 Meter in den französischen Alpen“, so der 27-Jährige. Im Nachbarland ist ein bisschen mehr Freiheit nach oben erlaubt. Routiniert steuerte der Fluglehrer den Segler und erklärte seinen Fluggästen die Funktionen und den Ablauf. Seit seinem 16. Lebensjahr sitzt der Fluglehrer in der Kanzel.

Beim Fliegertag stiegen Ultsch und andere Piloten des Aero-Clubs dutzendfach mit Besuchern des Festes in die Lüfte. „Wenn das Wetter sich hält, startet da einer nach dem anderen“, sagte Frank Güntert, der zweite Vorsitzende des Clubs. Die anderen Segelflieger und das Schleppflugzeug standen für interessierte Besucher neben der Flugzeughalle. Ganz neu ist der Segelflieger von Jürgen Dippon. Erst seit rund drei Wochen hat der Mathematiker an der Universität Stuttgart den neuen Segler. Das Besondere: Ein kleiner, batterie-betriebener Elektromotor für die einklappbaren Propeller an der Spitze der Maschine. Selbst starten kann der Segelflieger damit nicht, „aber falls zum Beispiel am Spätnachmittag die Thermik zusammenbricht. 70 bis 80 Kilometer kann ich damit dann heimfliegen“, so Dippon. Zwar hat der Aero-Club auch Segelflugzeuge mit ausfahrbarem Verbrennungsmotor, doch für die beiden Batterien seiner Maschine „könnte man den Strom auch selbst erzeugen“, meinte Dippon. Der Jungfernflug ist erst rund eine Woche her. Jetzt freut sich Dippon auf den Oktober. Da kann er den Elektrosegler so richtig austesten.

Doch nicht nur Flugzeuge bot das Fest des Aero-Clubs. Bewirtung und eine Hüpfburg sorgten dafür, dass für die ganze Familie etwas geboten war. Seit mehreren Jahren tritt zudem das Jazz-Ensemble Jazzmo Swing’n’Dixie auf. Das Abschlusskonzert des Vereins Live-Musik Esslingen war wieder einmal ein Publikumsmagnet. „Wenn im Dulkhäusle ein Konzert ist, stellen wir immer unseren Parkplatz zur Verfügung“, erklärte Güntert. Dafür sorgte das Jazz-Ensemble am Samstagabend für volle Bierbänke in der Flugzeughalle.