Seit mehr als einem Jahr rollen E-Scooter durch Stuttgart. Nun tauchen sie erstmals in der Unfallstatistik auf. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Seit einem Jahr sind Elektroscooter in Deutschland zugelassen. Nun tauchen sie erstmals in der Unfallstatistik auf und Stuttgart ist ein Unfall-Hotspot. Warum ist die Stuttgarter Polizei trotzdem einigermaßen zufrieden?

Stuttgart - Seit Mitte Juni 2019 dürfen E-Scooter offiziell am Straßenverkehr teilnehmen. Über Sinn und Unsinn der elektrischen Tretroller wurde viel diskutiert, auch über deren Gefährlichkeit – nicht zuletzt nach dem ersten Unfall mit E-Scooter-Beteiligung Ende August in der Olgastraße. Wie gefährlich (oder gefährdet) die im Amtsjargon „Elektrokleinstfahrzeuge“ genannten Gefährte und deren Fahrer wirklich sind, war seither freilich vor allem eine Meinungsfrage.

Jetzt liegen erstmals Statistiken zu E-Scooter-Unfällen vor. Bundesweit einheitlich werden sie seit Jahresbeginn erfasst. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts gab es im ersten Quartal bundesweit 251 Unfälle mit E-Scootern, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Ein E-Scooter-Fahrer wurde getötet, 39 schwer und 182 leicht verletzt. Das heißt, dass E-Scooter-Fahrer relativ häufig selbst verletzt werden – aber eben immer wieder auch andere verletzen.

Sind 251 Unfälle im Winterquartal viel oder wenig? Einen Vergleichswert liefern die Wiesbadener Statistiker gleich mit: Im selben Zeitraum gab es rund 12 700 Unfälle, bei denen Fahrradfahrer zu schaden kamen, darunter 52 Todesfälle. „Noch spielen E-Scooter im Unfallgeschehen somit eine vergleichsweise geringe Rolle“, heißt es in der Pressemitteilung.

Unfälle nicht nur nachts und am Wochenende

Sieben der deutschlandweit 251 Unfälle mit Personenschaden sind in Stuttgart passiert, wie eine Anfrage beim Polizeipräsidium ergibt. Dabei wurden zwei Personen schwer, drei leicht verletzt. Hinzu kamen vier weitere Unfälle, bei denen niemand verletzt wurde. Einen echten Unfallschwerpunkt gebe es nicht, sagt ein Pressesprecher – weder räumlich noch zeitlich: Die Unfälle verteilen sich aufs gesamte Stadtgebiet. Sechs fanden nachts statt und fünf tagsüber, vier unter der Woche und sieben am Wochenende.

Es gibt zumindest im ersten Quartal also keine typische Unfallsituation, die zum Beispiel mit feucht-fröhlichem Fahrspaß an Wochenendnächten zu tun hat. Alkohol war aber bei immerhin jedem zweiten E-Scooter-Unfall Alkohol im Spiel.

Fast jeder zweite Unfall in Stuttgart

Zudem kann Stuttgart landesweit als Unfall-Hotspot für E-Scooter gelten: Landesweit werden insgesamt 17 Unfälle mit Personenschaden gemeldet. Das heißt, dass fast jeder zweite E-Scooter-Unfall in der Landeshauptstadt passiert. Allerdings werden diese Fahrzeuge mutmaßlich ganz überwiegend leihweise gefahren werden, und entsprechende Angebote gibt es nur in wenigen weiteren baden-württembergischen Großstädten, darunter Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg.

Die baden-württembergische Polizei hat schon vergangenes Jahr E-Scooter-Unfälle separat erfasst. Bereits im zweiten Quartal, also bereits vor oder schon kurz nach der Zulassung der Fahrzeuge, gab es in Stuttgart 16 Unfälle, darunter zwölf mit Personenschaden. Landesweit kamen in der zweiten Jahreshälfte 37 weitere dazu.

Polizei hätte mit Schlimmerem gerechnet

Die Polizei hat offenbar mit höheren Werten gerechnet. „Die Unfallzahlen entwickeln sich derzeit unterhalb der Erwartungshaltung“, heißt es im Polizeipräsidium. Zu den Gründen, etwa einer raschen Gewöhnung anderer Verkehrsteilnehmer, gebe es aber keine Erkenntnisse, ebenso wenig zur Dunkelziffer.

Nach dem zweiten E-Scooter-Sommer wird man dazu mehr wissen. Unfälle gibt es jedenfalls weiterhin, wie auch aus den Pressemeldungen der Stuttgarter Polizei hervorgeht. Mitte Juni endete im Stuttgarter Osten ein Ausweichmanöver in schweren Verletzungen und der alkoholbedingten Beschlagnahmung des Führerscheins und Mitte März prallte ein Jugendlicher in Bad Cannstatt beim Fahren in eine Metallstange.