Gemeinsamer Auftritt: „Tatort“-Kommissar Richy Müller mit BHZ-Mitarbeiterin Stefanie Sauer (links) und der BHZ-Vorstandsvorsitzenden Irene Kolb-Specht. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Behindertenzentrum Stuttgart feiert sein 50 jähriges Bestehen. Die Behinderten­einrichtung kann dabei auf prominente Unterstützung bauen

Eine öffentlich bekannte Person als Schirmherr fürs Jubiläum zu bekommen, ist eine feine Sache. Noch viel besser ist es, wenn sie eine persönliche Beziehung dazu hat. Bei Schauspieler Richy Müller ist das so. Seit zehn Jahren kennt der „Tatort“-Kommissar die gehbehinderte Stefanie Sauer. „Da hat sich über längere Zeit eine echte Freundschaft ergeben“, sagt Müller über seinen regelmäßigen Kontakt mit Sauer, die schon über 20 Jahre im BHZ Stuttgart arbeitet. Diese Einrichtung für Menschen mit Behinderung feiert 2022 ihr 50-jähriges Bestehen. „Da habe ich nicht lange gezögert, als die Anfrage zur Schirmherrschaft kam“, so Müller.

Die beiden kennen sich seit dem SWR-Sommerfest 2012, wo Richy Müller im Anschluss an die Vorpremiere des neuen „Tatort“ Autogramme schrieb. Als Krimi-Fan Sauer an der Reihe war, kam man schnell ins Gespräch, weil der Schauspieler interessiert nachfragte. Für Menschen mit Behinderung ist das eine eher seltene Erfahrung. Richy Müller glaubt die Gründe dafür zu kennen: „Für viele Leute ist das eine beklemmende Situation, weil sie nicht wissen, wie sie mit Menschen mit Behinderung umgehen sollen“, sagt er und wünscht sich, dass gerade Nicht-Behinderte ihre Scheu ablegen. Müller sieht darin auch ein gesellschaftliches Problem: „Obwohl sie mitten unter uns sind, erfahren Menschen mit Behinderung wenig Beachtung.“

Angebote ausgeweitet

Gleichwohl hat sich für Menschen mit Behinderung in Stuttgart in den vergangenen 50 Jahren einiges zum Besseren entwickelt – auch dank des BHZ. Begonnen hatte es im April 1972 mit der ersten Werkstatt für behinderte Menschen in der Robert-Leicht-Straße in Vaihingen. „Mit sieben anderen habe ich in einem kleinen Raum Schrauben für einen Küchenhersteller gefertigt“, erinnert sich Bärbel Krahn. Die heute 72-Jährige gehörte zu den Mitarbeiterinnen der ersten Stunde. 42 Jahre lang hat Krahn im BHZ gearbeitet, ehe sie vor fünf Jahren in Rente gegangen ist. Auch im Ruhestand profitiert die Rollstuhlfahrerin noch von den Diensten der Einrichtung. Sie bekommt pflegerische Unterstützung beim ambulanten betreuten Wohnen, kann dadurch weitgehend selbstständig ihr Leben in der eigenen Wohnung führen.

Von den kleinen Anfängen bei der Beschäftigung hat sich die diakonische Einrichtung der evangelischen Kirche in 50 Jahren auf mehreren Ebenen entwickelt. Das BHZ Stuttgart leistet heute Behindertenhilfe über seine Werkstätten an mehreren Standorten in der Stadt, durch spezielle Wohnangebote, ambulante Betreuungsdienste und einen familienentlastenden Service. Regelmäßig über 500 Menschen mit Behinderung und ihre Familien werden durch das BHZ gebildet, beschäftigt, gefördert oder begleitet. „Jeder dieser Menschen hat seine eigene Geschichte“, sieht BHZ-Vorstandsvorsitzende Irene Kolb-Specht die Verpflichtung, jedem ein möglichst individuelles und passgenaues Angebot gemäß seiner Fähigkeiten zu machen. „So wie ich bin“, lautet das BHZ-Motto.

Festakt im Neuen Schloss

Mit verschiedenen Veranstaltungen wird das Jubiläum gefeiert. Am 19. Oktober soll es mit einem Festakt im Neuen Schloss seinen Höhepunkt finden. Die Bekanntheit des Schirmherrn soll helfen, die Wahrnehmung für die Anliegen von Menschen mit Behinderung zu erhöhen. Richy Müller betont: „Ich habe Hochachtung vor Leuten, die mit Menschen mit Behinderung arbeiten. Auch das wird zu wenig beachtet und honoriert.“

Detaillierte Informationen zum Jubiläumsprogramm gibt es unter: www.bhz.de.