Bei Protesten weisen Klimaaktivisten immer wieder auf Folgen des Klimawandels für die Gesundheit hin. Foto: imago/IPON/Stefan Boness

Eine neue Studie zeigt, wie groß die Sorgen junger Menschen vor den Folgen des Klimawandels sind. Sind Ängste auch im Hinblick auf neue Erkrankungen durch die Krise berechtigt? Und: was hilft im Umgang mit den Sorgen?

Stuttgart - Der Klimawandel macht mehr als 56 Prozent der Jugendlichen in Baden-Württemberg Angst. Das geht aus der SINUS-Jugendstudie hervor, für die im Auftrag der Krankenkasse Barmer deutschlandweit repräsentativ 2000 14- bis 17-Jährige befragt wurden. Demnach befürchten 22,5 Prozent der Befragten zudem, dass die Erderwärmung mit gesundheitlichen Folgen verbunden ist.

Am größten ist laut der Jugendstudie die Sorge vor einer Ausbreitung von tropischen Erkrankungen wie dem West-Nil-Fieber oder Malaria. Jeweils mehr als zehn Prozent der Befragten befürchten, dass der Klimawandel häufiger zu Atemwegserkrankungen und Depressionen führen wird.

Ängste sollten nicht ignoriert werden

„Die Klimaangst ist eine Reaktion der Jugendlichen auf eine reale Bedrohung“, sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, zu der Befragung. Schließlich gebe es bereits Fälle von West-Nil-Fieber in Deutschland, wenn auch nur wenige. Und die Flutkatastrophe an Ahr und Erft habe auch psychische Folgen gehabt, sagte Plötze. Die Angst der jungen Menschen sei deshalb nachvollziehbar und dürfe nicht ignoriert werden: „Eltern sollten das ernst nehmen und aktiv das Gespräch darüber suchen.“

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Letztendlich müsse aber die Klimakatastrophe und nicht die Angst vor dieser angegangen werden, so der Landesgeschäftsführer der Krankenkasse. Bei jungen Leuten könne das eine das eine das andere bewirken: „Es kann den Jugendlichen guttun, selbst aktiv zu werden. Wenn sich ein Kind engagieren möchte, um die Erderwärmung abzuwenden, dann sollten die Eltern es bestärken“, meint Plötze.

Ablenkung, Meditation oder Sport können helfen

Was aber hilft, wenn Ängste vor den Folgen des Klimawandels stark werden? Der Herrenberger Psychologe Christoph Burger sagt: „Positive wie negative Gefühle sind wichtige Signalgeber. Wir brauchen sie, um unser Leben gut zu steuern.“ Verdrängen ist also keine Lösung – überwältigen lassen sollte man sich von den Sorgen aber auch nicht, um nicht in eine Negativ-Schleife zu geraten, in der man sich kaum noch mit etwas anderem befasst. „Es ist wichtig, sich immer wieder auch in andere Lebenssituationen zu begeben, in den Austausch mit Menschen zu gehen, die ganz andere Themen haben“, sagt Burger.

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Auch Entspannungsphasen etwa mithilfe von Meditation oder Aktivitäten wie Sport seien wichtig. Psychologen wie Burger unterstützen, wenn die Sorgen zu groß werden. Aufgeben, sagt Christoph Burger, sei jedenfalls genauso wenig eine Option wie zu sagen: Das wird schon alles. Es gebe durchaus Szenarien, die eine positive Zukunft bedeuten könnten – sofern die Politik Maßnahmen ergreife und die Menschen sich veränderungswillig zeigten.