Die Zahl der Baugenehmigungen ist 2022 gesunken. Foto: imago/Werner Dieterich

Wegen steigender Zinsen und Baukosten wurden zahlreiche Projekte verschoben. Doch die Planung werde jetzt wieder etwas leichter, meint der Chefvolkswirt der Sparkassen.

Nach der Stornierung zahlreicher Bauprojekte sieht der Chefvolkswirt der Sparkassengruppe, Ulrich Kater, Hoffnung auf eine Wiederbelebung. „Der Zug wird wieder anrumpeln“, sagte Kater am Mittwoch auf einer Online-Pressekonferenz des Sparkassenverbandes DSGV in Berlin. Denn nach dem rasanten Anstieg der Bauzinsen im vergangenen Jahr werde es jetzt wieder „besser möglich, die Zinsen einzuschätzen – es geht nicht raketenmäßig weiter“.

2022 waren die Zinsen für Immobiliendarlehen mit zehn Jahren Laufzeit von einem auf bis zu vier Prozent gestiegen, zum Jahresende gaben sie allerdings wieder etwas nach und liegen nun unter vier Prozent. Zwar rechnet der DSGV damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Inflation ihre Leitzinsen weiter erhöht, womit sich auch Immobilienfinanzierungen weiter verteuern dürften. Aber eben nicht mehr im gleichen Tempo wie 2022.

Ein Drittel der ursprünglich geplanten Projekte nicht realisierbar

Eine bessere Planbarkeit könnte auch für den gewerblichen Wohnungsbau den Impuls liefern, „dass die eine oder andere Projektentwicklung vielleicht wieder aufgenommen wird“, meinte Kater. „Die Kapazitäten sind ja auch wieder da.“ Denn aktuell gebe es „eine Bau-Rezession“.

Laut einer Umfrage unter den sozial orientierten Wohnungsunternehmen in Deutschland werden rund ein Drittel der für dieses und nächstes Jahr ursprünglich geplanten Wohnungen nicht gebaut werden. Das bedeute rund 20 000 Wohnungen weniger, teilte der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW am Mittwoch mit. Im Land fallen laut dem Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen etwa 2000 Wohnungen weg, das entspreche 39 Prozent der von den Mitgliedsunternehmen ursprünglich für 2023 und 2024 geplanten Wohneinheiten.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet, dass in diesem Jahr nur 250 000 Wohnungen fertig gestellt würden. Damit würde das von der Bundesregierung angepeilte Ziel von 400 000 neuen Wohnungen deutlich unterschritten. Bereits 2022 seien vermutlich nur 275 000 Wohnungen entstanden, erklärte der Verband. Zur Begründung verwies er auf neue Zahlen des Statistischen Bundesamts, wonach die Baugenehmigungen von Januar bis November 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich zurückgingen.