Laut dem Stuttgarter FDP-Landtagsabgeordneten Friedrich Haag wird fürs Umsiedeln von Eidechsen bei einem Bauprojekt an den Wagenhallen ein fünfstelliger Betrag pro Tier fällig. Die Stadt nennt die Rechnung „nicht sachgerecht“, nennt aber keine eigenen Zahlen.
Bei den Wagenhallen am Nordbahnhof in Stuttgart will die Stadt eine „Maker City“ bauen. Das Vorhaben firmiert auch als Projekt der Internationalen Bauausstellung 2027 (IBA). Es „soll als Experimentierfeld für produktiv-kreative Pilotprojekte und für neue Konzepte zur gemischten Stadt dienen“, heißt es bei den IBA-Machern. Man wolle dort „ökologisch-soziales Wohnen mit städtischer Produktion, Kultur, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie urbaner Landwirtschaft verbinden“. Doch ehe es soweit ist, müssen die Flächen erst einmal von geschütztem Getier und Gewächs befreit werden.
Langes Warten auf Antworten
Die Kosten dafür treiben den Stuttgarter FDP-Landtagsabgeordneten Friedrich Haag um, den zu diesem Thema „immer wieder zahlreiche Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern“ erreichten, wie er bereits im Dezember Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) schrieb. Dass die erst jetzt Haags Fragen beantworten konnte, lag auch daran, dass die Landeshauptstadt auf Fragen des Ministeriums lange „keine Rückmeldung“ gegeben habe, wie Walker in einem Zwischenbescheid mitgeteilt hatte. Nun hat auch die Stadtverwaltung geliefert – und Haag zeigt sich konsterniert.
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Das Rathaus macht Angaben zum Vorkommen der streng geschützten Mauereidechsen. Man schätze dieses als „mittelgroßer Bestand mit einer Größenordnung von 100 bis 500 Individuen“ ein, heißt es in Walkers Schreiben unter Hinweis auf die Stellungnahme der Stadt. Da das Rathaus für artenschutzrechtliche Maßnahmen mit Kosten von 2,6 Millionen Euro kalkuliert, macht Haag seine eigene Rechnung auf. „Artenschutz ist ein wichtiger Bestandteil in der Bauplanung, aber das Ausmaß der Kosten ist für mich nicht nur unverhältnismäßig, sondern schlichtweg nicht vertretbar. Bei durchschnittlich 250 Eidechsen macht das 10 400 Euro pro Tier“. Das sei „absoluter Wahnsinn“, sagt Haag.
Stadt nennt keine Kosten für die Eidechsen
Bei der Stadt will man sich diese Sichtweise nicht zu eigen machen. Mit dem Geld würden ja nicht nur Ausweichflächen, die sogenannten Ersatzhabitate, für Mauereidechsen geschaffen sondern auch für anderes geschütztes Getier, das der Maker City weichen muss. „Eine Fokussierung allein auf die Mauereidechse ist daher nicht sachgerecht“. Es sei aber auch nicht möglich, aus den Gesamtkosten „die allein für die Mauereidechse erforderlichen Kosten herauszurechnen“.
Haag hält an den Zahlen fast und zieht einen Vergleich heran. „Ein Quadratmeter ohne Grundstück im Wohnungsneubau kostet rund 4000 Euro: Die Umsiedlung einer Eidechse kostet damit das Zweieinhalbfache.“