Die Stadt Plochingen hat für die Anwohner einer monatelangen Baustelle einen Ersatzparkplatz geschaffen – allerdings so, dass die meisten ihn nicht nutzen.
Schon seit Wochen müssen die Anwohner des Mühlgärtenwegs eine Baustelle queren, um nach Hause zu kommen und ihre Einkäufe, bis hin zur Sprudelkiste, dabei tragen. Denn ihre Straße ist seit dem 7. Oktober wegen Kanalarbeiten komplett aufgerissen, eine zweite Zufahrt gibt es nicht. So weit, so unvermeidbar. „Das ist okay, es gibt Sachen, die müssen halt gemacht werden“, sagt Manfred Bleich, einer der Betroffenen. Nicht verstehen kann er allerdings, dass die Stadt den Ersatzparkplatz im Filsgebiet nicht beleuchtet. Dieser ist tatsächlich nur auf dunklen Wegen zu erreichen und wird folglich auch kaum genutzt.
Die unbeleuchtete Schotterfläche macht Menschen Angst
Mehrere Zwölf-Familienhäuser und einige Doppelhäuser sind von der Baustelle betroffen. Mit den alltäglichen Widrigkeiten müssen die Anwohner irgendwie klarkommen. Die Mülleimer ziehen sie über die Schotterfläche nach unten zur Ulmer Straße, wo die Stadt einen Aufstellplatz eingerichtet hat. Und „wenn wir ältere Leute sehen, die sich plagen, dann helfen wir“, sagt Manfred Bleich. Im Grunde begrüßt er auch den großen geschotterten Ersatzparkplatz, den die Stadt angelegt hat, auch wenn der rund 300 Meter entfernt liegt, auf der anderen Seite der Bahnlinie im Filsgebiet. Der zurückzulegende Fußweg ist allerdings deutlich länger, um die 500 Meter, weil kein direkter Zugang von der Straße „Am Filswehr“ aus geschaffen wurde. Stattdessen müssen die Leute rund 150 Meter zusätzlich außen rum gehen, über ein dunkles Firmengelände, um auf die unbeleuchtete Schotterfläche zu kommen. Das mache „echt ein ungutes Gefühl“, sagt Bleich. „Die Leute haben einfach Angst.“ Er hat schon gehört, dass sich Frauen von ihren Männern abholen lassen, wenn sie nach der Spätschicht dort parken. Denn in Plochingen sei in den vergangenen Monaten vieles passiert, in den Morgenstunden seien an verschiedenen Stellen Leute belästigt worden.
Die Stadt sieht das anders und verweist darauf, dass der angebotene Ersatzparkplatz im Grunde schon mehr sei, als die Anwohner erwarten könnten. „Bei den allerwenigsten Baumaßnahmen besteht die Möglichkeit, betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern einen Ersatzparkplatz in der Nähe der Maßnahme zur Verfügung zu stellen“, so die Auskunft der städtischen Pressestelle. Hier handle es sich um ein „freiwilliges Angebot mit provisorischem Charakter“. Alternativ habe ja jeder auch die Möglichkeit, sich anderweitig im öffentlichen Raum einen Parkplatz zu suchen. Diese Möglichkeit ist allerdings sehr eingeschränkt, manche parken „illegal“ bei Aldi, andere stellen ihr Fahrzeug an der Zufahrt von der Ulmer Straße zur Unterführung der Bahnlinie ab, wo allerdings nur wenig Platz ist. Ein Auto sei dort in der Nacht schon gestreift und beschädigt worden, sagt Bleich.
Eine Beleuchtung könnte das Sicherheitsgefühl verbessern
Er, seine Frau und weitere Nachbarn haben sich deshalb bei der Stadt für Licht auf dem Ersatzparkplatz eingesetzt. Freiwillig oder nicht – es wäre eine Maßnahme, die die Situation und die Stimmung der Anwohner deutlich verbessern würde, meint er. Nach Angaben der Stadt dauert die Baustelle, je nach Witterung „voraussichtlich bis ins Frühjahr 2025“ an.