Mai 2021: Die Brücke wird per „Tausendfüßler“ transportiert. Foto: Archiv/Mateja fotografie

In der Bahnhofstraße steht eines der größten Bauvorhaben in der jüngeren Geschichte der Stadt vor seinem Abschluss. Doch drum herum ist am Alten Markt noch längst nicht alles erledigt.

Was lange gesperrt war, ist bald frei. Die S-Bahn-Unterführung in der KornwestheimerBahnhofstraße soll von diesem Freitag an wieder komplett für den Straßenverkehr benutzbar sein – vier Monate später als geplant. Denn eigentlich hätten nicht nur Fußgänger und Fahrradfahrer den Durchlass bereits von März an wieder passieren sollen, auch für Autos hätte die Strecke wieder befahrbar sein sollen. Woran lag es, dass das Megaprojekt so in Verzug geraten ist?

Schweres Gerät brachte die Brückenteile an Ort und Stelle

Die beiden Teile des neuen Brückenbauwerks waren vor mehr als einem Jahr mit schwerem Gerät an Ort und Stelle gehoben worden. Notwendig war ein Spezialfahrzeug, Tausendfüßler genannt, das die viele Tausend Tonnen schweren Betonelemente hochhievte und versetze. Erbaut worden waren die beiden Teile neben dem vormaligen, rund 120 Jahre alten Durchlass, der schließlich abgerissen wurde. Es war eine der größten Baustellen, die die Stadt je erlebt hatte – und bis dahin klappte auch alles reibungslos.

„Der Baubeginn der Stützmauern hat sich dann allerdings verzögert, da die Freigabe der Bahn länger als angenommen gedauert hat“, gibt Stefan Talheimer, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, auf Nachfrage zu Protokoll. Außerdem sei es witterungs- und coronabedingt zu Verzögerungen gekommen. „Das hatte zur Folge, dass sowohl die Tiefbaufirma als auch der Bauer der Ampelanlage umplanen mussten und erst verspätet beginnen konnten“, so Talheimer.

Bahn investiert 2,07 Milliarden Euro in die Erneuerung von Brücken

Die Erneuerung der Brücke, die mit rund 13 Millionen Euro zur Buche schlägt, übernimmt die Deutsche Bahn. Der Durchlass ist einer von rund 900 Überführungen, die der Konzern per Modernisierungsprogramm ertüchtigen will. 2021, zum Start der Arbeiten in Kornwestheim, betrug das Budget der Bahn für die Eisenbahninfrastruktur allein in Baden-Württemberg 2,07 Milliarden Euro.

Doch das Bauvorhaben im Bereich „Alter Markt“ beinhaltet nicht nur die Brücke über die Bahnhofstraße. Im Zuge der Arbeiten krempelt die Stadt Kornwestheim auch gleich den gesamten dortigen Straßenraum um: neue Fahrradspuren, weniger Parkplätze, ein Bereich für Urban Gardening. Es bleibt nur wenig so, wie es einmal war.

Verkehrsführung bleibt nach wie vor geändert

Und ganz fertig ist das Projekt ja auch noch nicht. „Bis zum 1. Juli wird die Ampelanlage gestellt, danach wird die Verkehrssicherung zurückgebaut“, informiert Stefan Talheimer. Die Unterführung sei nach diesem Ab- und Umbau dann wieder offen. „Danach funktionieren wieder alle Verkehrsbeziehungen – mit Ausnahme des Linksabbiegers Alter Markt in Richtung Innenstadt“, so der stellvertretende Fachbereichsleiter. Die Stadt wolle im Rahmen des Bauprojekts den Radverkehr dort verbessern. Das heißt, dass die eigentliche Geradeausspur gesperrt werden muss und der Geradeausverkehr auf die Linksabbiegespur gelegt wird. „Der Abschnitt in der Holzgrundstraße kann erst Ende des Jahres umgebaut werden, da bis voraussichtlich September dort noch ein Gebäude abgebrochen wird“, sagt Talheimer.