Schwungvoll wird das leere Weinglas nach der Richtfest-Zeremonie in den Müll-Container geworfen. Foto: Roberto Bulgrin

Richtfest in Esslingen: Ein modernes Bestattungsinstitut und 14 Wohnungen entstehen am Ebershaldenfriedhof. Der Weg bis zur Fertigstellung des Rohbaus war nicht immer einfach.

Das Projekt ist außergewöhnlich, weil es etwas verbindet, was Menschen gerne lieber trennen, obschon es am Ende des Tages zusammengehört: Leben und Tod. Auf dem Areal der ehemaligen Gärtnerei Herrigel in Esslingen entsteht bis Anfang 2026 nicht nur das neue Beerdigungsinstitut des Bestattungsinstituts Arthur Dorn, sondern auch 14 Wohnungen, die vermietet werden. Alles unter einem beziehungsweise zwei Dächern, denn es handelt sich um zwei Häuser, die mit einem Glasbau verbunden werden.

Jetzt ist der Rohbau des neuen Bestattungsinstituts Arthur Dorn fertig: Die Bauherrengemeinschaft, Arbeiter und Ingenieure und zahlreiche Freunde und Verwandte feierten in der Urbanstraße am Rande des Ebershaldenfriedhofs das Richtfest. Das Unternehmen gehört nach eigenen Angaben zu den modernsten Bestattungsdienstleistern in Deutschland und ist Marktführer in der Region.

Es entstehen auch 14 Wohnungen in Esslingen

Es ist gerade mal zehn Monate her, als sich beim Spatenstich zahlreiche Menschen versammelt hatten: Ein Bauplatz, fröhliche Gesichter, Sekt, Bier und Häppchen, Kinderlachen und viel Familie. Dieses Mal war es gar nicht so viel anders, nur dass noch mehr Menschen da waren, und dass nun die Brache mit zwei Gebäuden bebaut ist. Auf dem Dach wurde eine Rede in Reimform gehalten und mit einem Glas Wein ein Toast auf die Bauherren, Architekten, die Bauarbeiter und Firmen sowie die Nachbarn ausgesprochen.

Zwei Bauherren und eine Baudame: Die Geschwister Manuel Dorn und Rebecca Kröß und deren Vater Rudolf Dorn (von links). Foto: Roberto Bulgrin

Investiert werden mehr als elf Millionen Euro. Im Erdgeschoss sowie im Keller wird das Bestattungsunternehmen seiner Arbeit nachgehen, in den beiden Stockwerken darüber entstehen Wohnungen verschiedener Größe, die, so der Plan, im Laufe des Jahres 2026 bezogen werden können.

Bestattungsräume und Wohnungen: Ein Blick ins Innere

Im Untergeschoss gibt es die Kühlräume für die Verstorbenen, zudem eine Tiefgarage. Zwischen Unter- und Erdgeschoss fährt ein Aufzug, der die Särge transportiert. Das Institut im Erdgeschoss gliedert sich grob gesprochen in einen Kunden- und einen Arbeitsbereich. Die Wohnungen darüber eignen sich für unterschiedliche Bedürfnisse, haben zwischen anderthalb und vier Zimmer und eine Größe zwischen 40 und 110 Quadratmetern.

Und es wird wieder Blumen zu kaufen geben am Ebershaldenfriedhof, denn in das Erdgeschoss soll ein Blumenladen ziehen. Das Blumen-Thema ist eng verknüpft mit dem Ebershaldenfriedhof. Es gab eine Zeit, da gab es sehr viele Blumenläden in der Urbanstraße. Irgendwann waren es aber nur noch zwei, schließlich keiner mehr. Das Traditionsgeschäft Herrigel schloss Anfang 2022. Der größte Friedhof in Esslingen ohne Blumengeschäft? Das fand Dorn merkwürdig, deshalb planten sie bei dem Bauprojekt einen Blumenladen mit ein. Susanne Herrigel war es dann auch, die das Gelände an das Bestattungsinstitut Arthur Dorn verkaufte.

Herausforderungen beim Bau: Baurechtsamt und politische Unterstützung

Zu einer Herausforderung wurde die Abstimmung mit dem Baurechtsamt, die teilweise juristisch über die Bühne gebracht wurde. Dieses Thema klang schon beim Spatenstich an, aber zum Richtfest ließ Manuel Dorn nur noch eine kleine Bemerkung fallen – das Thema ist offenbar durch. Letztlich war es wohl unter anderem einigen Stadträten – den Fraktionschefs der CDU, der SPD, den Freien Wählern und der FDP – zu verdanken, dass das Projekt nicht frühzeitig aus den Angeln gehoben wurde. Sie setzten sich in einem gemeinsamen Brief an die Rathausspitze für das Projekt ein. Mit Baudezernent Hans-Georg Sigel fanden die Bauherren dann schließlich einen weiteren Befürworter.

Nun geht es an den Innenausbau. „Das konnte sich der Opa nicht im Traum vorstellen“, blickte Manuel Dorn in seiner Richtfestrede zurück und nach vorn. Mit „Opa“ war Firmengründer Arthur Dorn gemeint. Der gelernte Schreiner gründete das Unternehmen 1968 in Aichschieß in einer Garage. Dorn: „Opa und Oma wären bestimmt sehr, sehr stolz gewesen.“