Sieht schmuck aus, kann aber noch nicht genutzt werden: die neue Feuerwache 5. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Vor zwei Jahren hätte die Stuttgarter Berufsfeuerwehr von Degerloch nach Möhringen in einen Neubau umziehen sollen. Das Projekt stockt weiter – und es gibt bei der Stadt noch mehr Probleme mit Feuerwehr-Bauten.

Wie fertig sieht sie aus, die neue Feuerwache 5 an der Sigmaringer Straße in Möhringen. Und das nun schon eine ganze Weile. Doch bezogen ist sie immer noch nicht. Eigentlich hätten die Feuerwehrleute längst die bisherige Wache nur ein kleines Stück entfernt in Degerloch verlassen sollen. Denn die ist baulich am Ende. Ein aufgesetztes zweites Dach muss vor Wassereinbrüchen schützen, auch sonst passt nicht mehr viel. Doch in Möhringen geht es einfach nicht voran.

Nach dem Spatenstich im Juli 2019, damals noch durch Ex-Oberbürgermeister Fritz Kuhn, hätte im Sommer 2021 alles fertig sein sollen. Schon bis zum Baubeginn waren zehn Jahre für die Konzeption vergangen. Nach diversen Verzögerungen ging die Feuerwehr nun von diesem Sommer aus. Doch daraus wird nichts. Das Gebäude befinde sich in Fertigstellung – und könne „im Herbst an die Feuerwehr übergeben und zum Jahresende in Betrieb genommen werden“, heißt es beim städtischen Hochbauamt.

Gründe für die Probleme gibt es viele. Die angespannte Marktsituation im Baugewerbe mit Lieferproblemen bei Herstellern, Kapazitätsproblemen bei den Firmen und gleichzeitig hoher Auslastung bei allen Beteiligten habe den Baufortschritt verzögert. Die Corona-Pandemie und die unsichere Weltlage führten zusätzlich „ zunehmend zu Störungen im Bauablauf“, so die Stadt. Das macht sich auch bei den Kosten bemerkbar. Die erwartete Kostensteigerung liege mit etwa 20 Prozent unterhalb der generellen Baupreissteigerungen, betont man beim Hochbauamt. Ursprünglich waren die Kosten mit gut 50 Millionen Euro veranschlagt – und sind es auf der Internetseite der Stadt nach wie vor. Auszugehen ist jetzt wohl von rund 60 Millionen Euro.

Die Feuerwache 5 ist das erste Großprojekt von vielen, das in den nächsten Jahren bei der Stuttgarter Feuerwehr notwendig sein werden. Die folgenden werden bereits geplant. Innerhalb der Retter lösen die Probleme in Möhringen daher Sorgen aus. Zumal auch manches andere Bauprojekt bei der Stadt stockt. So wird etwa bemängelt, dass eine Logistikhalle im Hof der Feuerwache 2 im Westen sich ebenfalls erheblich verzögert habe und den gesamten Winter über nicht für die Fahrzeuge genutzt werden konnte.

In Degerloch drängt die Zeit

„Wir sind nur Nutzer der Liegenschaften, arbeiten innerhalb der Stadt aber eng zusammen“, sagt der Feuerwehrchef Georg Belge. Die Bauzeit der Feuerwache 5 sei ursprünglich auf etwa zwei Jahre angesetzt gewesen. „Wir wären sehr gern schon ins neue Gebäude eingezogen. Das wäre sehr wichtig“, so Belge. Schließlich sitze der Feuerwehr „das Thema Aus- und Fortbildung im Nacken“. Wenn die Feuerwache 5 umgezogen ist, kann man das alte Gebäude in Degerloch noch bis Ende 2024 als Aus- und Weiterbildungszentrum für hauptberufliche und ehrenamtliche Kräfte nutzen. Danach soll das Gelände an die Abfallwirtschaft Stuttgart gehen. Ersatzflächen für den wichtigen Ausbildungsbereich sind bisher aber nicht in Sicht. Auch hier stockt der Prozess.

Die Logistikhalle im Stuttgarter Westen hätte eigentlich schon im Sommer 2022 bezogen werden sollen. „Daran wird jetzt auch schon über zwei Jahre gebaut“, sagt Belge. Inzwischen stehen nun aber Fahrzeuge in der Halle. Laut Stadt soll das Gebäude Ende März offiziell an die Feuerwehr übergeben werden. Der Belag im Hof, über den seit Jahrzehnten schwere Fahrzeuge rollen und der entsprechende Wellen aufweist, ist allerdings nicht saniert – und eine baldige Lösung auch hier nicht in Sicht.

Großprojekt in Bad Cannstatt

All die Verzögerungen sorgen nicht gerade für Sicherheit beim nächsten großen Projekt, das für die Stuttgarter Feuerwehr ansteht. Denn die Hauptwache 3 in Bad Cannstatt platzt aus allen Nähten – inklusive der deutlich neueren Integrierten Leitstelle. Sie soll gemeinsam mit den Führungsebenen und Teilen der Verwaltung der Feuerwehr – insgesamt rund 200 Leute – in einen Neubau auf städtischen Grundstücken an der Benzstraße ziehen. In der bisherigen Leitstelle bleibt dann die Verkehrsleitstelle der Stadt.

Das Zeitfenster ist knapp – die neue Leitstelle soll Ende 2028 in Betrieb gehen. Der Gemeinderat hat deshalb zugestimmt, die Umsetzung einem Generalübernehmer zu übertragen. „Zu dessen Beauftragung wird ein Verhandlungsverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb durchgeführt“, heißt es bei der Stadt. Damit dies möglichst rasch und rechtssicher in die Wege geleitet werden könne, werde derzeit das Projektteam aus Juristen, Planern und Fachberatern zusammengestellt. Danach wolle man „die Leistungsbeschreibung der Planungs- und Bauleistungen entwickeln und am Markt über einen Generalübernehmer einholen“.

Bis 2028 muss alles fertig sein

Dabei sollte der Zeitplan nicht so durcheinander geraten wie etwa in Möhringen. Denn in Bad Cannstatt drängt die Zeit aus einem anderen Grund. Das technische Einsatzleitsystem der Leitstelle ist nicht mehr endlos nutzbar. „Der Betreibervertrag über die Stadt läuft noch bis Ende September 2024“, sagt Belge. Man habe erreicht, dass das System noch zwei Jahre länger betrieben werden könne – und im Zweifel noch so lange, bis die neue Leitstelle einsatzbereit ist. „Bis Ende 2028 sollte alles noch funktionieren“, hofft der Feuerwehrchef. In diesem Wissen arbeiteten alle Beteiligten „mit Hochdruck“.

Ob die Bau-Realität mit den Bedürfnissen der Feuerwehr mithalten kann, wird sich aber erst zeigen müssen. Zu unwägbar scheinen derzeit die Entwicklungen. Die Zahl der Optimisten in Reihen der Retter hält sich, nach allem was aus den Wachen zu vernehmen ist, deshalb eher in Grenzen.