Die fünf „Wolkenhäuser“ sind Bestandteil der geplanten Bebauung an der Roten Wand. Die Einfamilienhäuser im Hintergrund sollen das Areal vor Verkehrslärm abschirmen. Foto: ksg Köln

Die Landeshauptstadt benötigt dringend Wohnraum. Trotzdem liegt das Baugebiet Rote Wand seit Jahren brach. Das ärgert den Investor ebenso wie den Bezirksbeirat Nord. Die Stadt nennt jetzt einen möglichen Termin.

Ein großer Wurf sollte es werden. Von Bauplänen voller „Poesie“war die Rede. An der Roten Wand, auf dem ehemaligen Parkplatz P 8 der alten Messe am Killesberg, sollen 118 Wohneinheiten entstehen: Eigentums- aber auch Sozialwohnungen zur Miete. Der Entwurf der Kölner Architektengruppe Kister, Scheithauer und Groß sieht auf dem etwa einen Hektar großen Bauland fünf viergeschossige, gerundete „Wolkenhäuser“ und 25 dreigeschossige Einfamilien-Reihenhäuser vor. Doch die Pläne liegen in der Schublade. Baustart: eventuell im Frühjahr. Die Stadt und der Ankerinvestor, die Stuttgarter Archy Nova Projektagentur, können sich bislang nicht einigen.

Immer wieder neue Pläne für das Baugrundstück

„An uns liegt es nicht“, sagt Gerd Hansen, Geschäftsführer der Archy Nova Projektagentur, und ist vergrätzt über die Verzögerung. Das Projekt sei aufgrund der gestiegenen Baukosten und der Zinsentwicklung teurer geworden. Um die geplanten 42 Sozialwohnungen zu realisieren, sei das Unternehmen auf höhere Zuschüsse von der Stadt angewiesen. Die Stadt habe das jedoch abgelehnt, obwohl sie nach Meinung des Investors dazu verpflichtet ist. Eine Einigung zwischen Stadt und Investor scheint nicht in Sicht: „Wir bekommen seit über einem Jahr auf Anfragen gar keine Antwort mehr“, berichtet Hansen und weist darauf hin, dass die Kosten um so höher werden, je länger der Baustart auf sich warten lässt.

Rückblick: Nach Umzug der Messe plant der österreichische Investor Franz Fürst 2007 an der Roten Wand ein Modezentrum. Die Vermarktung läuft nicht, deshalb will Fürst Gewerbe-Einheiten inklusiv eines Wellness-Centers plus Wohnungen bauen. Der Gemeinderat hat mittlerweile andere Pläne und reserviert das Bauland nicht länger für den Österreicher. 2012 wird die Fläche neu ausgeschrieben. Ein Teil soll an Baugemeinschaften gehen. 2016 werden zur Zwischennutzung Container zur Unterbringung von Flüchtlingen aufgestellt. 2019 wird das Gelände für die geplante Bebauung geräumt.

Stadtverwaltung: Bauanträge sind in Bearbeitung

„Seit die Flüchtlinge weg sind, sind wieder drei Jahre rum, ohne dass ein Baustart erfolgt wäre“, bekommt der Ankerinvestor jetzt Schützenhilfe von Axel Alt, SPD-Bezirksbeirat für Stuttgart Nord. Auch Alt und seinen Kolleginnen und Kollegen im Bezirksbeirat reißt mittlerweile der Geduldsfaden. Auf Anregung der SPD wird das Gremium in seiner kommenden Sitzung, am Montag, 17. Oktober, einen interfraktionellen Antrag stellen. Die Lokalpolitiker wollen Auskunft darüber, warum trotz erheblichen Mangels an Wohnraum der Baustart immer wieder verzögert werde. „Liegt ein Filetstück an Bauland im Besitz der Stadt insgesamt 15 Jahre brach, muss das hinterfragt werden“, sagt Alt und stellt fest: „Baugemeinschaften, die ihrerseits mit dem Ankerinvestor verbunden sind, können bei den heutigen Preisen und Zinsen nicht auch noch die Förderung von Mietwohnungen stemmen.“

Die Stadtverwaltung teilt mit, dass die Bauanträge für das Projekt in Bearbeitung seien. „Wir gehen von einem ersten möglichen Baubeginn im Frühjahr 2023 aus, beginnend bei den beiden Baugemeinschaften“, sagt ein Sprecher der Stadt und versichert, dass keine Änderungen bei der ursprünglichen Wohnbebauung und dem Wohnungsmix mit den geförderten Sozialmietwohnungen vorgesehen seien.

Die nächste Sitzung des Bezirksbeirats Nord ist am Montag, 17. Oktober, 18.30 Uhr im Rathaus, Kleiner Sitzungssaal