Der 20-jährige französische Basketballer misst 2,24 Meter und ist einer der Stars in der NBA. Nun will er mit seinem Team erst Weltmeister Deutschland schlagen und dann Olympia-Gold holen.
Der Eiffelturm ist das Wahrzeichen von Paris, aber nicht nur. Mit seiner imposanten Höhe von 330 Metern und den fünf Ringen, die ihm angeheftet wurden, steht er in diesen Tagen auch sinnbildlich für die Größe der Olympischen Spiele an der Seine – und das ziemlich konkurrenzlos. Noch zumindest. Denn nächste Woche reist ein Athlet nach Paris, der ebenfalls viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird: Victor Wembanyama, der größte Athlet der Sommerspiele.
Der 20-jährige Basketballer misst 2,24 Meter und absolviert derzeit mit dem französischen Team die Vorrunde in Lille. Weil der Gastgeber sich bereits fürs Viertelfinale qualifiziert hat, geht es ab nächsten Dienstag in der Hauptstadt weiter – die ihren Basketball-Turm voller Vorfreude erwartet. Vorher hat dieser allerdings noch eine Aufgabe zu erledigen, für die hohes Niveau nötig ist.
Duell gegen Weltmeister Deutschland
Die Franzosen treffen an diesem Freitag (21 Uhr) in Lille auf Deutschland. Auch der Weltmeister löste durch Siege gegen Japan und Brasilien schon das Ticket fürs Viertelfinale, Bedeutung hat das Duell der zwei Medaillenkandidaten trotzdem. Denn nur der Gruppensieger kann dem Gold-Favoriten USA erst in einem etwaigen Finale begegnen. „Wir sind hier in Lille noch nicht fertig“, sagte deshalb der deutsche Starspieler Franz Wagner. Und Kapitän Dennis Schröder erklärte, wie sehr er sich auf die Partie gegen Frankreich freue: „Es gibt nichts Besseres, als gegen das Heimteam zu spielen. 27 000 Leute werden gegen uns sein – wir werden diese Herausforderung annehmen.“ Auch gegen den Mann, der den Unterschied ausmacht.
Vor einem Jahr, als die Deutschen den Titel holten, verzichtete Victor Wembanyama auf das WM-Turnier. Nach seinem Wechsel aus Paris in die nordamerikanische Profiliga NBA bereitete er sich auf sein erstes Jahr bei den San Antonio Spurs vor, und er scheint dabei wenig falsch gemacht zu haben. Am Ende der Saison hatte Victor Wembanyama eindrucksvolle Statistiken aufzuweisen: Pro Spiel kam der „NBA-Aufsteiger des Jahres“ im Schnitt auf 21,4 Punkte, 10,6 Rebounds, 3,9 Assists und unglaubliche 3,6 Blocks. Das Trikot, das Wembanyama bei seinem NBA-Debüt gegen die Dallas Mavericks trug, wurde hinterher bei Sotheby’s für die Rekordsumme von 703 000 Euro versteigert. Doch neben Zahlen gibt es auch Worte, die hängen bleiben. Drei Superstars der NBA, die nun in Paris Gold holen wollen, bescheinigen Wembanyama, schon jetzt sehr großen Einfluss auf die Liga genommen zu haben.
Stephen Curry sagt: „Er ist der perfekte Spieler“
„Er ist ein Alien. Ich habe nie einen so großen Spieler gesehen, der auf dem Feld so graziös ist“, sagte LeBron James (Los Angeles Lakers). „Er ist der perfekte Spieler“, erklärte Stephen Curry (Golden State Warriors), „so jemanden gab es noch nie in der Basketball-Geschichte. Wie er Größe, Beweglichkeit und Wurf vereinigt, ist einmalig.“ Und Kevin Durant (Phoenix Suns) meinte über Wembanyama: „Er ist der Inbegriff für die Evolution des Basketballs. Er ist 2,24 Meter groß und fähig, absolut alles auf dem Feld zu machen. Seit seiner Ankunft hat die Konkurrenz in der NBA Grund zur Sorge.“
Auch bei den Olympischen Spielen sorgt der Ausnahme-Basketballer für Aufruhr. Im Stade Pierre Mauroyn in Lille wird jede Aktion von Wembanyama frenetisch bejubelt – sogar schon beim Einwerfen. „Seine Größe, seine Beweglichkeit und sein Talent machen ihn zu seinem besonderen Spieler“, sagt Franz Wagner, „es ist schon krass, auch weil er noch so jung ist. So einen Spieler gab es wahrscheinlich noch nicht im Basketball.“ Und der rund 40 Zentimeter kleinere Dennis Schröder erklärte: „Er ist 2,24 Meter groß und kann sich so bewegen wie ich. Wemby ist unglaublich.“
Für die Franzosen zählt nur Gold
Ob er das auch an diesem Freitag im Duell gegen den Weltmeister zeigen kann? Bisher haben die Franzosen im Olympia-Turnier trotz zahlreicher Dunkings und Blocks ihres Superstars noch nicht restlos überzeugt, zum Sieg gegen Japan benötigten sie die Verlängerung. An ihrem Selbstvertrauen und ihrem Anspruch hat das allerdings nichts verändert. „Alles andere als Gold wäre ein Misserfolg“, sagte Victor Wembanyama ungeachtet der Tatsache, dass dafür ein Sieg gegen das Dream-Team aus den USA nötig wäre, „dieses Ziel ist absolut erreichbar.“
Sollten die Franzosen wirklich Basketball-Olympiasieger werden, würden sie Victor Wembanyama vermutlich ein Denkmal bauen. Als Standort böte sich der Platz neben dem Eiffelturm an.