Dennis Schröder (vorne) beim EM-Viertelfinale gegen Griechenland. Foto: AFP/OLIVER BEHRENDT

Die deutschen Basketballer erreichen in Berlin dank einer furiosen Leistung das EM-Halbfinale. Mitfavorit Griechenland reicht gegen das eingespielte Kollektiv von Chefcoach Herbert nicht mal eine Topleistung seines Superstars.

Deutschlands Basketballer haben bei der Heim-EM Mitfavorit Griechenland und NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo mit einem Spektakel entzaubert und greifen mit dem ersten Halbfinal-Einzug seit 17 Jahren nach einer Medaille. Das Team um den herausragenden Kapitän Dennis Schröder gewann am Dienstagabend das Viertelfinale mit 107:96 (57:61) und trifft am Freitag in der Runde der letzten Vier auf Weltmeister Spanien.

Antetokounmpo zeigte mit 31 Punkten zwar seine Klasse, wurde vom bravourös agierenden deutschen Kollektiv aber bezwungen und gut fünf Minuten vor dem Ende nach seinem zweiten unsportlichen Foul disqualifiziert. Auch Schröder musste in der Schlussphase nach seinem zweiten technischen Foul zuschauen.

Das starke Quartett

Vor allem ein furioses drittes Viertel führte zum überraschenden Sieg auf großer Bühne. Das starke Quartett Schröder (26 Punkte), Franz Wagner, Andreas Obst (je 19) und Daniel Theis (13 Punkte und 16 Rebounds) führte die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert vor 14 073 Zuschauern an, den Rest erledigte eine in der zweiten Halbzeit stark verbesserte Defensive. Deutschland hat damit in den vergangenen drei Wochen in Frankreich, Litauen, Slowenien und Griechenland vier Topteams besiegt. Selbst der zweite EM-Titel nach 1993 scheint nun absolut realistisch.

Das heiß ersehnte Duell mit Antetokounmpo sollte zum deutschen Höhepunkt der bisherigen Basketball-Festspiele in Köln und Berlin werden - und wurde es. „Das ist schon riesig für unseren Sport. Das wird ein toller Abend“, sagte der vor drei Jahren abgetretene Superstar Nowitzki, der bei RTL als Gast an der Seitenlinie stand. Der Sender aus Köln zeigte das Spiel kurzerhand im Free-TV, dazu strömten tausende deutsche und griechische Fans in die große Arena.

Jungstar Wagner spielte mit

Über allem schwebte die Frage, ob Jungstar Wagner mit seinem verstauchten Knöchel spielen kann oder nicht. Der Verband hütete das Geheimnis bis 30 Minuten vor Spielbeginn und teilte dann mit: Wagner spielt. Und wie! Der 21-Jährige von den Orlando Magic trat selbstbewusst auf, verwandelte direkt im ersten Viertel zwei Dreier und zog immer wieder mutig zum Korb. In der Defensive stellte er sich auch dem exzellent aufgelegten Antetokounmpo in den Weg.

Alleine das erste Viertel war Werbung für den Basketball. Die Deutschen verwandelten dank Wagner, Schröder und Obst acht Dreier und spielten offensiv absolut am Limit. Doch nach zehn Minuten stand es gerade einmal 31:27, weil auf der anderen Seite auch NBA-Superstar Antetokounmpo einen Traumstart erwischte. „The Greek Freak“ war im ersten Viertel an 25 von 27 griechischen Punkten direkt beteiligt. Antetokounmpo war mit seiner Athletik und diesmal auch den Würfen aus der Halbdistanz überhaupt nicht zu bändigen.

Antetokoumpo war überall

Dass der 27-Jährige von den Milwaukee Bucks die große Bedrohung beim EM-Mitfavoriten sein würde, hatte Chefcoach Herbert zuvor schon geahnt. „Wir müssen ihn aus der Zone halten und ihn dazu bringen, dass er die Sprungwürfe nimmt“, sagte Herbert über den Mann, der in den bisherigen EM-Spielen 145 Punkte in 140 Minuten erzielt hatte.

Antetokoumpo war überall, streckenweise wirkte die erste Halbzeit wie sein persönliches Duell mit einem starken Kollektiv des Gastgebers. Besonders zusetzen konnte ihm der umtriebige Alba-Profi Johannes Thiemann, der Antetokounmpo im zweiten Viertel erst den Ball abluchste und dann ein unsportliches Foul erzwang. Das von den beiden Offensiven geprägte Spiel ging mit einer Vier-Punkte-Führung der Griechen in die Halbzeit - passend zu den ersten 20 Minuten traf Kostas Sloukas mit der Pausensirene von der Mittellinie.

„Wir haben offensiv sehr gut gespielt, aber 61 Punkte der Griechen zur Pause sind natürlich viel zu viel. Wir müssen auf jeden Fall besser verteidigen“, sagte Thiemann zur Pause. So kam es tatsächlich, denn nach dem Seitenwechsel ging alles. Vorne fielen die Würfe, hinten stimmte die Verteidigung. Ein sensationeller 18:1-Lauf brachte Schröder und Co. deutlich in Führung, die griechischen Fans verstummten zeitweise komplett. Selbst ohne die in diesem Sommer fehlenden Maxi Kleber, Tibor Pleiß und Moritz Wagner scheint nun der ganz große Wurf im eigenen Land möglich.