Xavier Gonzalez (mit Schläger) gehört im Kader der Stuttgart Reds zu den Routiniers. Foto: imago/Michael Ruffler

Vier Siege aus sechs Spielen – die Stuttgart Reds sind stark in die Baseball-Bundesliga-Saison gestartet. Die Play-offs befinden sich für das Team durchaus in Reichweite, doch aufgrund von Corona steht der Spielbetrieb auf wackligen Beinen.

Stuttgart - Baseball stößt in Deutschland normalerweise nicht auf allzu breites Interesse aus der Bevölkerung. Doch in jüngster Vergangenheit taucht die Randsportart häufiger in den Schlagzeilen auf. Der Grund dafür ist der Start der Bundesliga-Saison. „Vor allem von den Medien bekommen wir momentan mehr Aufmerksamkeit. Dabei geht es unter anderem um unsere Hygienekonzepte während der Partien“, berichtet Christoph Manske, Vorsitzender des Bundesligisten Stuttgart Reds.

Am 7. August fiel der Startschuss für die neue Saison. Bis jetzt lief diese für die Teams größtenteils reibungslos, doch der Spielbetrieb steht auf wackligen Beinen. „Sollte ein Spieler positiv auf Corona getestet werden, muss das Team in Quarantäne. Dann wird geschaut, ob der Spielplan einen Ausweichtermin für die ausgefallenen Begegnungen zulässt“, erklärt Manske, schiebt jedoch hinterher: „Da die Saison aber sowieso schon so spät begonnen hat und Baseball ein Schönwettersport ist, vermute ich, dass betroffene Teams bei einem positiven Test ganz aus dem Spielbetrieb genommen werden könnten.“

Lesen Sie hier: Ex-Sprintstar Usain Bolt mit Coronavirus infiziert

Während der Heimspiele der Reds im TVC-Ballpark am Schnarrenberg herrscht ein strenges Hygienekonzept für alle Anwesenden. So sind zum Beispiel in bestimmten Bereichen Laufwege und Abstandslinien vorgegeben, im Eingangs- und Cateringbereich ist ein Mund- und Nasenschutz vorgeschrieben. Vereins-Verantwortliche laufen regelmäßig herum und weisen die Zuschauer – falls nötig – auf die Abstandsregeln hin. „Und in den meisten Fällen sind die Besucher auch vernünftig“, erzählt Manske. Jeder Zuschauer erhält am Eingang zudem ein Handout mit den geltenden Verhaltensregeln. Rund 300 Personen verfolgten bisher im Schnitt die Heimspiele, maximal 350 Zuschauer wären möglich. Manske: „Normalerweise hatten wir bis zu 600 Besucher. Und auch das Catering schwächelt, das reißt natürlich finanzielle Lücken.“

Auch innerhalb des Teams achten die Reds auf die Vorgaben zur Eindämmung des Virus, Maßnahmen wie etwa im Profi-Fußball sind jedoch nicht möglich. Da Baseball in Deutschland ein Amateursport ist, werden die Athleten nicht regelmäßig getestet. Manske: „Wenn ein Spieler gesundheitlich angeschlagen ist oder sogar Corona-spezifische Symptome aufweist, dann wird er aus dem Training und dem Spielbetrieb vorläufig rausgenommen.“

Stuttgarter Spieler sind sich schnell einig

Dieses Konzept kann aufgehen, muss aber nicht. Die Entscheidung, die Saison überhaupt zu bestreiten, war ohne Zweifel eine mutige – im Falle der Reds jedoch keine schwierige. Die Stuttgarter Spieler ließen von Anfang an keine Zweifel daran aufkommen, wieder spielen zu wollen. „Und wir haben ihnen nicht die Pistole an die Brust gesetzt. Es war eine schnelle und einstimmige Entscheidung“, sagt der Reds-Vorsitzende. Die restlichen Teams der Bundesliga Süd entschieden sich ebenfalls dafür anzutreten – und das, obwohl die Liga den Vereinen die Möglichkeit eingeräumt hatte, eine Spielzeit auszusetzen und nächstes Jahr wieder anzugreifen. Damit gehen die Mannschaften einen anderen Weg als zum Beispiel die Footballer der Stuttgart Scorpions, die die Saison aufgrund der Corona-Pandemie nicht bestreiten. Manske: „Wir haben das jüngste Team der Liga. Für diese Jungs ist es einfach wichtig, Spielpraxis zu sammeln, damit sie sich weiterentwickeln können.“

Starker Saisonstart weckt Hoffnungen

Sportlich haben die Stuttgarter bisher durchaus überzeugt, aus sechs Spielen fuhren die Reds vier Siege ein. „Wir sind hoch zufrieden mit dem Saisonstart“, sagt Manske, „das ganze Team arbeitet unglaublich hart“. Zuletzt setzte es jedoch zwei Niederlagen gegen die Buchbinder Legionäre aus Regensburg. Damit stehen die Reds am Wochenende bei den auf Platz zwei rangierenden Heidenheim Heideköpfen bereits unter Zugzwang, denn: Aufgrund der Corona-Pandemie und der dadurch verkürzten Saison erreichen in diesem Jahr nur die besten zwei Teams die Play-offs, und nicht wie sonst üblich die ersten vier. Manske: „Diese Sonderregel tut uns ausgerechnet dieses Jahr natürlich besonders weh. Denn normalerweise spielen wir um Platz sechs oder sieben, diesmal ist dank des starken Saisonstarts aber mehr drin. Doch jetzt müssen wir Platz zwei erreichen, um es zu schaffen.“ Dafür sind Siege gegen den direkten Konkurrenten Heidenheim nötig, das ist den Reds bewusst: „Wenn am Ende wieder zwei Niederlagen herausspringen, ist der Play-off-Zug wahrscheinlich abgefahren.“