Mit ihrem Familiendrama „Nach der Hochzeit“ hat die dänische Regisseurin Susanne Bier 2007 einen bemerkenswerten Film vorgelegt. Nun bringt ihr US-Kollegen Bart Freundlich unter dem Titel „After the Wedding“ ein Remake in die Kinos.
EsslingenDer Plot ist packend und voller Überraschungen, die Besetzung hochkarätig – das trifft auf beide Filme zu: 2007 brachte die dänische Regisseurin Susanne Bier das Familiendrama „Nach der Hochzeit“ ins Kino, jetzt legt ihr US-Kollege Bart Freundlich ein Remake vor. Dabei nimmt er sich Freiheiten heraus, beide Hauptrollen sind nun in starker Frauenhand. In „After the Wedding“ treffen Oscar-Preisträgerin Julianne Moore und die vierfach oscarnominierte Michelle Williams aufeinander. Doch Freundlich, der mit Moore verheiratet ist, kann trotz der Frauenpower seiner Darstellerinnen nicht mit Biers intensiv erzählter Geschichte mithalten. Das Original in der Tradition der dänischen Dogma-Filme lebte von den Gefühlen und Ängsten der Figuren, das Remake wirkt dagegen unterkühlt und geht weniger zu Herzen.
In „Nach der Hochzeit“ spielte der Däne Mads Mikkelsen den Leiter eines indischen Waisenhauses. Auf der Suche nach Spendengeldern kehrt er unwillig nach Dänemark zurück, um bei einem reichen Geschäftsmann einen Scheck abzuholen. Der Millionär lädt ihn zur Hochzeit seiner Tochter ein. Auf dem Fest lernt der verschlossene Aussteiger dessen Ehefrau kennen, die sich als seine verflossene Jugendliebe entpuppt. Das ist der Beginn dramatischer Wendungen, ein lange gehütetes Geheimnis kommt ans Licht.
Im Remake verwandelt sich Michelle Williams in die stille, unnahbare Isabel, die sich dem Erhalt eines Waisenhauses in Kalkutta verschrieben hat. Sie lebt bei ihren Zöglingen, asketisch, von der modernen Außenwelt abgeschnitten. Ihrem Leben in den USA kehrte sie vor zwei Jahrzehnten den Rücken. Die Multimillionärin Theresa (Julianne Moore) verspricht ihr eine Millionenspende, doch sie besteht auf einem Treffen in New York. Freundlich bringt es allzu deutlich auf den Punkt, wie die Welten von Armut und Luxus aufeinanderprallen. In einer Szene sitzt Isabel in einem hochmodernen Bürohaus Theresa gegenüber, um ihre Listen mit Wünschen von Büchern bis Betten vorzutragen. Theresa, die gerade die Hochzeit ihrer Tochter Grace (Abby Quinn) plant, schlägt sich gleichzeitig mit dem Partyservice herum, ob es genügend Hummer für die Gäste gibt. Die Geschäftsfrau hat scheinbar alles im Griff, auch für Isabel hat sie einen Plan. Sie wird zu der Luxus-Hochzeit eingeladen und trifft dort auf ihren Ex-Freund (Billy Crudup), Brautvater und Ehemann von Theresa. Beide werden nach Jahrzehnten von ihrer schmerzlichen Vergangenheit eingeholt.
Williams, Moore und Crudup bemühen sich redlich, Zerrissenheit, Schock und Reue zum Ausdruck zu bringen. Doch unter der Regie von Freundlich berühren die schwerwiegenden Themen nicht wirklich. Williams wirkt unterkühlt, verglichen mit Mikkelsen, der mit seinem stillen, intensiven Spiel in dem Original-Film eine viel stärkere Präsenz hatte. „After the Wedding“ ist glatter und vorhersehbarer als Biers kantige Version, die den Zuschauern mehr an die Nieren ging. Die Dänin konnte damals auch die Oscar-Akademie beeindrucken. Sie war mit „Nach der Hochzeit“ im Rennen um die Trophäe für den besten nicht-englischsprachigen Film. Am Ende ging der Auslands-Oscar allerdings für das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck nach Deutschland.
Bart Freundlichs Familiendrama „After the Wedding“ ist eine Neuverfilmung des dänischen Films „Nach der Hochzeit“. Mit Julianne Moore und Michelle Williams holt der US-Regisseur ein starkes Frauenteam vor die Kamera.