Die Band Waschbrett um Seelsorger und Frontmann Steffen Kaupp macht Delta Bluesrock mit schwäbischen Texten und hat nun ihre zweite CD veröffentlicht, die sie an diesem Freitag beim Kunsttreff in Winnenden präsentiert.
Predigen und singen gehören für Steffen Kaupp zum täglichen Brot. Der gebürtige Winterbacher, der in Winnenden wohnt, ist Pfarrer von Beruf – und Musiker aus Leidenschaft. Und egal, ob Kaupp auf einer Kirchenkanzel oder einer Bühne steht, der singende Seelsorger findet stets die richtigen Worte, nicht nur für schwäbische Seelen. Am vergangenen Samstag hat der evangelische Geistliche, Sänger und Gitarrist mit seiner schwäbischen Delta Bluesrockband Waschbrett in Waiblingen zum ersten Mal die Songs aus dem neuen, zweiten Album „Im LÄNDle“ live und öffentlich präsentiert. Und an diesem Freitag, Beginn 20 Uhr, können sich Besucher beim Kunsttreff in Winnenden auf ein Konzert von Waschbrett auf dem Marktplatz freuen.
Die Premiere an dem herrlichen Sommerabend bei „Talaue rockt!“ im Waiblinger Biergarten gelang. Das – zumeist etwas gesetztere – Publikum feierte die Delta Bluesrocker und ihre Lieder, die lässig sind und zugleich tiefgründig, und die stets mit einem Augenzwinkern doch mitten ins schwäbische Herz treffen.
Die tiefe Stimme erinnert an Joe Cocker
Die musizierenden Schäfchen, die der Pfarrer um sich geschart hat, sind alles versierte Instrumentalisten. Reiner Äckerle, der Chef des gleichnamigen Korber Autohauses, steht am Keyboard und steuert auch dann und wann seine tiefe Stimme bei, die an Joe Cocker erinnert. Saxofonist Peter Zisler, wohnhaft in Rudersberg, wurde von keinem geringeren als Klaus Doldinger ausgebildet und hat den einen oder anderen Jazz-Preis an der Querflöte abgeräumt. Wolfgang Ilg aus Grunbach treibt mit seinem Bass auch die Schorndorfer JB Band an, Stamm-Schlagzeuger Thommy Keltsch, der in Waiblingen durch den ebenso routinierten Drummer Heiko Zickerow vertreten wurde, unterrichtet an der Musikschule Unteres Remstal. „Ein Waschbrett haben wir nicht dabei, aber der Name passt zum Bluesrock und zu uns, weil unsere Musik einfach ein Brett ist“, sagt Kaupp. Schließlich haben die fünf in ihrem Musikerleben schon in zahlreichen Bands gespielt und liefern mit unerschöpflicher Spielfreude, Können und Intensität ab.
Die Bluesrock-Bruddler aus dem Remstaler Bermudadreieck Winterbach, Korb und Rudersberg sehen sich als moderne Version von Wolle Kriwanek und zählen mittlerweile zu den erfolgreichsten Schwabenrockern im Land. In den vergangenen zehn Jahren haben sie sich eine stattliche Fanbase erspielt. Dennoch haben sie sich für ihr neues Album viel Zeit gelassen: „Im LÄNDle“ erscheint fast satte neun Jahre nach dem Erstlingsalbum „A Breckele Gold“, und nachdem die vorab ausgekoppelten Songs, allen voran „Blos a Häufle Dreck“ oder „Obacha Cool“, auf Spotify & Co. insgesamt sechsstellig abgerufen wurden. Das war dem SWR ein Interview mit Steffen Kaupp wert, das am vergangenen Sonntag gesendet wurde.
Alle Texte und Kompositionen stammen vom knitzen Oberbruddler höchstselbst. Steffen Kaupp war viele Jahre Stadtpfarrer in Schorndorf und arbeitet jetzt als Klinikseelsorger in Stuttgart und Pfarrer für das Projekt „Neue Aufbrüche zwischen Diakonie und Kirche“ in Ludwigsburg. Seine erste Formation namens Holy Blue war so etwas wie die Keimzelle von Waschbrett. Der Menschenbeobachter von Berufswegen hat das neue Klangwerk mit seinen Mitstreitern im Waiblinger Studio DropD eingespielt, wo auch die Kollegen von Wendrsonn erfolgreich agierten. Und es ist, wie das erste Album, beim Winnender Label D7 erschienen.
Den Schwaben aufs Maul geschaut
Steffen Kaupp hat den Schwaben also mal wieder aufs Maul geschaut, Menschliches und Allzumenschliches seziert. Wie beim 2015 erschienenen Erstlingswerk erzählt Waschbrett mit modernen bluesrockgefärbten Klangbildern und eingängigen Hooklines vom Dasein der Schwaben – stets amüsant und immer lebenserfahren, wie man es von einem gestandenen Pfarrer erwarten darf. Da heißt es im Reggae-Rhythmus „Koiner isch perfekt“, um dann erdig, bluesig und druckvoll den schwäbischen Superstar schlechthin, das „Käpsele“, zu geben, derweil die Hymne „Ländle“ mit sattem Groove durch die schwäbische Heimat tourt.
Trotz der tiefgründigen Weisheiten, die Pfarrer sei dank in den Texten stecken, kommen die Waschbrettler und ihr Vorsänger nie steif und oberlehrerhaft daher. Mit Humor und einer gewissen Selbstironie zwischen den Zeilen demonstrieren sie lautstark, dass Schwaben tatsächlich über sich selbst lachen können. Und, dass sie zu tiefen Gefühlen fähig sind, und dafür sogar Worte finden. Zwei Balladen, Liebeslieder auf Schwäbisch, haben es auf das Album geschafft: „Mei Leba lang“ und „No oimol“, in dem es um Abschied und Endgültigkeit geht und darum, dass bei allem Schmerz dem eigenen Herzen dennoch Flügel wachsen.
Zehn satte Schwabensongs mit zeitgemäßem rockigem Klangbild und saxofonfreundlicher Klangphilosophie sind auf „Im LÄNDle“ zu hören. Das Album wird zeitgleich mit dem Auftritt am Freitag in Winnenden dann bundesweit erhältlich sein und soll auch Fischköpfe vom schwäbischen Tiefgang überzeugen. Selbst wenn die Texte der waschechten Schwaben die Nordlichter vor Probleme stellen sollten, so wird sie der Sound wohl allemal überzeugen können.
Mehr Informationen im Internet unter: www.waschbrett-bluesrock.de