Die schwer erkrankte aserbaidschanische Menschenrechtlerin Leyla Yunus, die 2013 den Esslinger Theodor-Haecker-Preis bekommen hat, muss für achteinhalb Jahre ins Gefängnis.Archivfoto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg

Dass alle Kampagnen, Petitionen und persönlichen Briefe die bekannte aserbaidschanische Regimekritikerin und Trägerin des Esslinger Theodor-Haecker-Preises Leyla Yunus und ihren Mann Arif nicht vor langjährigen Gefängnisstrafen bewahren konnten, macht Martina Bäurle von der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte zwar „sehr betroffen“. Klar sei aber, „dass wir das politisch motivierte Urteil nicht einfach bestürzt hinnehmen werden,“erklärt die Geschäftsführerin der Stiftung gegenüber der EZ. „Wir fordern die umgehende und bedingungslose Freilassung von Leyla und Arif Yunus, denn wir sind in großer Sorge um ihr Leben und das Leben ihres Mannes.“ Nach dem Urteil, das Leyla Yunus für achteinhalb und ihren Mann Arif für sieben Jahre ins Gefängnis schickt, startete auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty international eine „Urgent Action“. In der bittet sie darum, Briefe und E-Mails an den aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev zu schicken, der das Land seit 2003 autoritär regiert.

Renommierte Menschenrechtlerin

Leyla Yunus, renommierte Menschenrechtlerin sowie Gründerin und Vorsitzende des „Institute for Peace and Democracy“ war am 30. Juli vergangenen Jahres festgenommen worden, sechs Tage später kam auch ihr Mann Arif, Historiker und politischer Aktivist, in Untersuchungshaft. Der Vorwurf der Behörden in der Hauptstadt Baku gegen das Ehepaar lautete: Betrug und Steuerflucht. „Beide Anklagepunkte stehen im Zusammenhang mit Geldern, die das ,Institute for, Peace an Democracy’ für seine Arbeit erhalten hatte“, stellt Martina Bäurle klar. Die Behörden hätten es Leyla Yunus, die 2013 im Esslinger Neckar Forum den Thedor-Haecker-Preis für politischen Mut und Aufrichtigkeit verliehen bekommen hat, „unmöglich gemacht, das Institut als Nichtregierungsorganisation zu registrieren“.

Medizinische Hilfe wird verweigert

Während der Untersuchungshaft hatte sich der Gesundheitszustand der beiden dramatisch verschlechtert. Leyla Yunus, die sich auch immer wieder für eine friedliche Lösung des Karabach-Konflikts eingesetzt hatte, ist Diabetikerin und hat ein Nierenleiden. „Inzwischen verliert sie Zähne, Haare und ihr Augenlicht“, weiß Martina Bäurle, die engen Kontakt zu der Tochter des Ehepaars hält. „Ihre lebenswichtigen Medikamente und eine angemessene medizinische Betreuung bekommt sie aber nicht.“ Arif Yunus hat im April 2014 zwei Schlaganfälle erlitten. Er verlor während der Anhörung vor Gericht mehrmals das Bewusstsein. Doch alle Appelle der Hamburger Stiftung sowie von Politikern und anderen Menschenrechtsorganisationen, das Ehepaar freizulassen, stießen in Baku auf taube Ohren. „Wir werden weitermachen“, verspricht Martina Bäurle. „Das sind wir Leyla und Arif Yunus schuldig.“

Auch in Esslingen wurden immer wieder Initiativen gestartet, um die Haecker-Preisträgerin und ihren Mann frei zu bekommen. In Briefen an Außenminister Frank-Walter Steinmeier, den Esslinger CDU-Bundestagsabgeordneten Markus Grübel und den Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Christoph Strässer, bat Oberbürgermeister Jürgen Zieger um Unterstützung. Und der Esslinger Frauenrat wandte sich mit einem Hilferuf an Otto Hauser, Honorarkonsul der Republik Aserbaidschan und ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter. Doch der erteilte den Frauen eine harsche Abfuhr.

www.amnesty.de/ua