Das Parkhaus in Bernhausen soll abgetragen werden. Foto: Caroline Holowiecki

Seit März 2021 ist das P+R-Parkhaus am Bahnhof Bernhausen geschlossen. Es muss abgerissen werden. Nun hat der Gemeinderat das weitere Vorgehen beschlossen.

Es ist das wohl größte Desaster, das Filderstadt in seiner jüngeren Stadtgeschichte erlebt hat. Im März 2021 musste das große P+R-Parkhaus am Bahnhof in Bernhausen von jetzt auf nachher geschlossen werden, nachdem an Stahlstützen Risse festgestellt worden waren. 350 Stellplätze in zentraler Lage: dahin. Ein TÜV-Gutachten machte wenig später Sanierungspläne zunichte, denn darin war von fertigungsbedingten Vorschädigungen die Rede. Auch müsse man annehmen, dass weitere Stützen ebenfalls versagen würden. Die Stadt sprach schon damals von einem ernst zu nehmenden Sicherheitsproblem. Schnell war klar: Das Parkhaus muss nach nur 20 Jahren abgerissen werden und die Stadt bleibt auf den Kosten sitzen – ein wirtschaftlicher Totalschaden.

Nun, bald zwei Jahre nach der Schließung, gibt es ein Rückbaukonzept für das Parkhaus. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat mehrheitlich einem Szenario zugestimmt, wonach das marode Bauwerk insofern abgetragen werden soll, als auf der untersten Ebene erst mal noch bis zu 86 Parkplätze erhalten bleiben. Sie sollen knapp ein Jahr lang als Interim zur Verfügung stehen, bis es weitergeht. Pläne, was auf dem Areal entstehen soll, gibt es schon lang. Die Verwaltung möchte ein Bürogebäude bauen, als Teil eines neuen Verwaltungsquartiers. Möglich sind laut einer Machbarkeitsstudie an der Stelle auch ein Biomarkt, die Geschäftsstelle der Kreissparkasse sowie ein Mobilitätshub, also ein Verkehrsknotenpunkt, an dem der Umstieg vom Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr möglich ist. Aufeinandertreffen sollen hier Privat-Pkws, Carsharing-Mobile, Fahrräder und weitere Verkehrsmittel für die letzte Meile, etwa E-Scooter. Bus- und S-Bahnhof sind in unmittelbarer Nähe. „Diesen städtebaulichen Wettbewerb bereiten wir mit Vollgas vor“, sagte der Oberbürgermeister Christoph Traub. Im ersten Halbjahr 2023 soll er abgeschlossen sein.

Schwieriges Bauumfeld

Allerdings: Das grundsätzliche Prozedere wird noch lang dauern. Die Realisierung der vorgeschlagenen Rückbauvariante mit Interimsnutzung setze eine detailreiche Planung in einem schwierigen Bauumfeld mit Busbahnhof, Fußgänger- und Fahrzeugverkehr voraus. „Es ist davon auszugehen, dass hierfür das Jahr 2023 komplett in Anspruch genommen werden muss“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung zum Planungsprozess für den Rückbau. Das heißt: Frühestens 2024 wird ein Auto auf dem Interimsparkplatz stehen können. Die SPD-Fraktion forderte, die Beratung zu vertagen, es gebe noch Gesprächsbedarf. Der Antrag fand aber keine Mehrheit. „Mit dem Rückbau gehen wir wenigstens mal in die richtige Richtung und machen was“, sagte Willy Stoll (CDU) in der Sitzung. Jörg Alberth (FDP) machte klar, er bestehe auch künftig auf mindestens so viele Parkplätze wie zu zuvor in dem Gebiet. Auch Richard Briem (Freie Wähler) forderte, „den großen Wurf“ zu machen – und ein neues Parkhaus zu bauen ohne Verwaltungsbüros.