Lange grüne Striche auf dem Boden in der Innenstadt weisen den S-Bahn-Fahrgästen der Stammstrecke den Weg zu den Haltestellen der Ersatzbusse. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Die Sanierung der Stammstrecke und der Einbau neuer Sicherheitstechnik im Sommer werden voraussichtlich bis 2025 dauern. Die Panoramabahnstrecke dient als Umleitung.

Die Deutsche Bahn in Stuttgart laborierte lange an den Folgen des Kurzschlusses vom 9. Juli, der das Stellwerk traf und den Verkehr in Teilen lahmlegte. Auf der Strecke nach Zürich fielen Fernzüge aus. Das führte zu chaotischen Situationen auf der Gäubahn-Strecke. Reisende schildern, dass das DB-Personal versucht habe, Fahrgäste zum Ausstieg aus überfüllten Zügen zu bewegen. Bis zu diesem Freitag soll sich laut Bahn die Lage normalisieren. Dann folgt mit der Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke in Stuttgart der nächste Belastungstest für die Reisenden. Im Bahnhof werden die S-Bahnen die Gleise 1 bis 5 belegen.

Warum wird die Tunnelstrecke gesperrt?

Die Stammstrecke der S-Bahn zwischen dem Hauptbahnhof und Stuttgart-Vaihingen ist in die Jahre gekommen, wird saniert und die Technik für einen dichteren Takt ab 2025 ertüchtigt. Das ist in nächtlichen Sperrpausen allein nicht machbar, daher gab es bereits im vorigen Jahr die erste Komplettsperrung.

Wie lange dauert die Sperrung?

Die S-Bahnen sind vom 30. Juli (1.20 Uhr) bis zum 12. September (4 Uhr), also sechs Wochen „offline“, schreibt die Bahn, die mit Flyern und elektronischen Anzeigen an der Strecke informiert. Die Sperrung fällt in die Sommerferien. Sie wird sich 2023 und 2024 wiederholen. Auch 2025 sind Restarbeiten im Tunnel nicht ausgeschlossen.

Was wird erledigt?

Die Bahn AG hübscht die unterirdischen Halte und die Station Österfeld nicht nur mit einem neuen Boden- und Treppenbelag und Paneelen auf. Sie investiert auch in die Sicherheit, die Technik (Aufzüge) und den Fahrweg, zum Beispiel neue Weichen. 2023 sind die Tunnel-Sicherheitsbeleuchtung und der Brandschutz dran.

Was bringt die neue Technik?

Die S-Bahn bekommt die neue Zugbeeinflussungstechnik ETCS (European Train Control System). Mit dieser sollen die Bahnen vom Jahr 2025 an in dichterem Takt fahren können. Das erhöht die Leistungsfähigkeit der Strecke, im Tunnel würde Platz für weitere Linien geschaffen. 400 Kilometer Kabel sind dazu nötig.

Was kostet die Sanierung?

In die Stationen sollen 40 Millionen Euro, in die Gleise sechs Millionen Euro fließen. Ob diese Summen bis 2025 ausreichen? Man wird sehen.

Wie fährt der Ersatzverkehr?

Wie 2021, aber hoffentlich ohne den damaligen GAU. Mitte August 2021 hatte die DB festgestellt, das sich Radsätze der auf die Panoramastrecke umgeleiteten S-Bahnen rapide abnutzten, der Betrieb musste eingestellt werden. 2022 werden die Schienen geschmiert, damit sich der Abrieb in Grenzen hält. Die Baustellenlinien S 15 (Herrenberg–Bietigheim), S 23 (Backnang–Filderstadt) sowie die S 1 (Kirchheim–Herrenberg) nutzen die Panoramastrecke (Gäubahn-Gleise). S 2 (Schorndorf), S 4 (Backnang), S 5 (Bietigheim) und S 6 (Weil der Stadt) starten und enden im Kopfbahnhof. Zusätzlich pendeln die S 30 zwischen Rohr und Filderstadt und die S 12 von Schorndorf über Bad Cannstatt nach Esslingen. Die Buslinie X 60 Leonberg–Flughafen wird verdichtet.

Wird der Takt verändert?

Ja, die S-Bahnen fahren auf allen Linien nur im 30-Minuten-Takt, die S 12 und S 15 fahren nur von Montag bis Freitag.

Wie wird die Innenstadt abgedeckt?

Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) bedienen mit ihrer Baustellenlinie U 34 die Strecke von Vogelsang bis Vaihingen in der Hauptverkehrszeit. Den Ausfall der S-Bahn puffert die Bahn AG mit zwei Buslinien ab (Schienenersatzverkehr, SEV 1 und 2). Die Linie 1 verbindet die innerstädtischen S-Bahn-Halte, Linie 2 den Bahnhof Vaihingen mit dem Halt Universität Schleife. Dort begegnen sich die Linien zum Umstieg. SEV 1 fährt im 5- (Wochenende 10- bzw. 15-), SEV 2 im 20-Minuten-Takt.

Wie finde ich die Bushaltestellen?

Bodenmarkierungen im Umfeld der S-Bahn-Halte weisen den Weg zu den Bushalten. Die Markierungen werden nicht mehr wie 2021 gelb, sondern grün sein, weil für Autofahrer laut einem Bahn-Sprecher Verwechslungsgefahr mit gelben Straßenmarkierungen bei Baustellen besteht. 60 Helfer stehen an Haltestellen als Hinweisgeber und Helfer bereit.

Gibt es weitere Angebote?

Die Bahn bietet auf der Route Vaihingen–Uni von 20 bis 24 Uhr (Montag bis Samstag, am Sonntag 8 bis 24 Uhr) über ihre Mobility-Stuttgart-App oder telefonisch (07 11 / 93 38 37 - 98) einen On-Demand-Service für einen Expressbus an. Aus einem definierten Gebiet der Innenstadt fährt dieser samstags und sonntags von 0 bis 8 Uhr auch nach Hause. Auch mit dem Regio-Rad kann man zum Ziel kommen. Die Leihräder könne per Polygo-Card, der Regio-Rad-Stuttgart-App oder Telefon geliehen werden.