Die Bäume reagieren mit ihren Blüten auf den trockenen Sommer. Das kann auch zu einem Baumsterben führen.
Huch! Ist denn schon Frühling? In Ludwigsburg blühen die Kastanienbäume. Ein Blick auf den Kalender bestätigt die Irritation: Es ist Anfang Oktober, nächsten Monat startet der Ludwigsburger Weihnachtsmarkt. Nein, es ist nicht Frühling. Die Kastanien haben ein Problem.
Motten, Pilze oder doch die Trockenheit?
Das Ganze sieht zwar recht hübsch aus, für die ortsbildprägenden Bäume ist es aber gar nicht gut. Zu sehen ist das Phänomen unter anderem in der Bebenhäuserstraße in der Oststadt, am Parkplatz der dortigen Sportanlage. Wenn Kastanienbäume im Herbst blühen, „zeigen sie damit, dass etwas nicht in Ordnung ist“, erklärt Susanne Jenne von der Pressestelle der Stadt Ludwigsburg. Hintergründe können die anhaltende Trockenheit über die Sommermonate und eventuell auch der Befall mit der Kastanienminiermotte oder Pilzen sein.
Das führe dazu, „dass die Bäume mit Blattaustrieb und Blüte im Herbst reagieren. Dadurch versuchen die Kastanien ein Defizit in der Stoffproduktion aus dem Frühjahr und Sommer auszugleichen.“ Knospen, die eigentlich im kommenden Jahr austreiben sollten, werden vorzeitig aktiviert.
Die Bäume versuchen das Überleben der Art zu sichern
Das sei ein Anzeichen dafür, dass eine Kastanie durch die Trockenheit Schäden im Bereich des für die Wasser- und Nährstoffversorgung wichtigen Feinwurzelsystems genommen hat, erklärt die Pressesprecherin. „Dies kann dazu führen, das die Kastanie möglicherweise Jahre später abstirbt. Man kann auch sagen, es ist eine Art von Notblüte, wenn es dem Baum schlecht geht. Er versucht noch einmal Samen anzusetzen, um dadurch das Überleben seiner Art zu sichern.“
Wie es den städtischen Bäumen insgesamt nach dem trockenen Sommer geht, sei im Moment schwer zu sagen, da die Schäden durch die dauerhafte Trockenheit am Baumbestand meist erst ein bis drei Jahre später wirklich sichtbar sind. „Was man sagen kann ist allerdings, dass es verstärkt absterbende Bäume aufgrund der vorangegangenen Trockenjahre gibt – auch wenn 2021 relativ feucht war.“
Gießsäcke sollen den Bäumen helfen
Der Trockenheit entgegen wirkt die Stadt Ludwigsburg beispielsweise am Gehweg entlang der B 27 mit so genannten Gießsäcken, die unten um die Bäume angebracht sind. In diese Säcke wird das Gießwasser gefüllt, das dann langsam und gleichmäßig in den Wurzelbereich einsickert. Bei einem 75-Liter-Sack dauert das etwa sechs bis sieben Stunden. Susanne Jenne: „Das ist eine sparsame und wirkungsvolle Möglichkeit, Bäume zu bewässern.“