Die Rettungskräfte der DLRG warnen: Zu viele Kinder können nicht schwimmen. Foto: picture alliance/dpa/Sven Hoppe

Die Marbacher Verwaltung will das Hermann-Zanker-Bad zulassen und ein neues bauen. Aber wann? Und wie soll die Stadt ein Millionenprojekt in einer Zeit stemmen, in der eine Krise die nächste jagt? Zweifel sind berechtigt.

Das Heilbad in Hoheneck schließt im Oktober für sechs Monate. Das Bad in Beilstein macht später auf und früher zu. In Affalterbach musste das Lehrschwimmbecken vor den Ferien aus technischen Gründen geschlossen werden. Am 17. Oktober macht es wieder auf. Für wie lange ist allerdings ungewiss. Wenn es hart auf hart komme, sei das Bad das Erste, was geschlossen werde, erklärte Bürgermeister Steffen Döttinger in der Ratssitzung am Donnerstag.

Spardruck hat Auswirkungen

Die Auswirkungen der Energiekrise und der Spardruck tangieren an immer mehr Stellen den Alltag. Manches ist leichter zu verschmerzen – siehe Weihnachtsbeleuchtung. Anderes nicht. Beim Thema Bäderschließung schlagen die Wellen, siehe Hoheneck, hoch. Auch in Marbach ist eine emotionale Debatte über die Zukunft des Hermann-Zanker-Bades entstanden. Allerdings ist die Sachlage hier anders, denn es geht nicht wie in den anderen Fällen um einige Monate, die das Bad wegen der Energiekrise zubleiben könnte, sondern um Jahre, in denen nicht geschwommen werden kann.

199 Ertrunkene weist die Statistik der DLRG bislang für 2022 aus. Bei den bis 20- Jährigen waren es 29. Das Fazit der Lebensretter: Zu viele Kinder und Jugendliche können nicht schwimmen. Ein Unvermögen, das auf diverse Konten geht. Die Verantwortung, ob das eigene Kind lernt, sich über Wasser zu halten, liegt zunächst einmal bei den Eltern. Doch die nehmen sich immer häufiger aus der Pflicht und die Gesellschaft in die Pflicht.

In der Tat ist Schwimmunterricht elementarer Bestandteil des Lehrplans. Schwimmen kann sogar in der praktischen Abiturprüfung gewählt werden. Dafür braucht es aber Trainingsmöglichkeiten. Schließen Schwimmbäder, etwa aufgrund der Energiekrise, müsse geprüft werden, ob der Unterricht nachgeholt oder alternative Schwimmflächen zur Verfügung gestellt werden können, sagt das Kultusministerium. Dauerhafter Sportunterricht gänzlich ohne Schwimmen erfülle die Bildungspläne nicht.

Bad ist in schlechtem Zustand

Jetzt ist dauerhaft ein dehnbarer Begriff. Klar ist jedoch: Folgen die Stadträte dem Plan der Verwaltung und machen das Hermann-Zanker-Bad ein für allemal dicht, wird in Marbach jahrelang nicht geschwommen. Argumente pro Schließung sind nicht von der Hand zu weisen. Das Bad ist in einem schlechten Zustand und 500 000 Euro für eine Behebung von Mängeln, die energetisch nicht mal ein Gewinn wären, ist sehr viel Geld. Gerade für eine Stadt, die finanziell nicht auf Rosen gebettet ist.

Die Alternative, endgültig das Wasser abzudrehen und mit einem Neubau zu werben, ist auf den ersten Blick verlockend, doch beim zweiten Blick kommen Zweifel auf. Denn wie soll die Stadt ein Millionenprojekt in einer Zeit stemmen, in der eine Krise die nächste jagt? Die Kosten wurden schon vor zwei Jahren mit sieben bis neun Millionen Euro beziffert. Jetzt ist die Rede von bis zu 14 Million Euro. Und falls es mit Zuschüssen gelingen sollte, wann? Gibt es dann fünf oder zehn Jahre keinen Schwimmunterricht in einer Stadt, die sich gerne mit dem Titel Schulstadt schmückt?

Vertrauen muss man sich erarbeiten

Damit Menschen auch steinige Wege mit einem gehen, braucht es Vertrauen. Und Vertrauen gewinnt man durch Zuverlässigkeit. 2007 wurde beschlossen, ein neues Bad im Lauerbäumle zu bauen. Aber erst mit dem Zuschlag zur Gartenschau kam Bewegung in das Projekt. Man werde sich mit Hochdruck hinter die Planungen klemmen, versprach der Stadtchef dann im Sommer als Gerüchte über eine Schließung Unruhe in die Stadt brachten. Vertrauen wird darüber hinaus aber durch eine gute Kommunikation gewonnen: Der Vorsitzende des örtlichen Schwimmvereins hat über Gerüchte von den Plänen zur Schließung erfahren.