Die baden-württembergische Wirtschaft kommt nicht in Gang. Ein Ende der Misere sehen die Unternehmen nicht. Ihr Hauptkritikpunkt: Der Staat verzettelt sich mit der Regelungswut.
Die baden-württembergische Wirtschaft erwartet keine schnelle Erholung der schwächelnden Konjunktur. Die fehlende Nachfrage im In- und Ausland sowie hohe Arbeits- und Energiekosten lassen auch bislang noch widerstandsfähigen Industriebetrieben die Luft ausgehen, wie der Vizechef des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK), Claus Paal, mit Verweis auf die aktuelle Konjunkturumfrage mitteilte.
Nur noch gut ein Viertel (26 Prozent) der Betriebe bewertet der Erhebung zufolge ihre Geschäftslage als gut, fünf Prozentpunkte weniger als noch im Frühsommer. Fast ebenso viele (24 Prozent) sagen, die Lage sei schlecht, im Frühsommer waren das 18 Prozent. Und auch der Blick in die Zukunft werde zunehmend düster. Während im Frühsommer 26 Prozent der Unternehmen pessimistisch auf die Geschäftserwartungen der kommenden zwölf Monate blickten, seien das mittlerweile 31 Prozent. Nur noch 16 Prozent hofften auf eine Verbesserung in den kommenden Monaten.
Betriebe klagen über negative Rahmenbedingungen
Mit Blick auf die Folgen der Konjunkturkrise für die Industrie warnte Paal eindrücklich. Die Industrierezession sei da. Nur noch knapp jedes fünfte Unternehmen bewerte seine Lage als gut – im Frühsommer sei es noch gut jedes vierte gewesen. „Die letzten positiven Signale aus dem Frühjahr sind weg, wir sind auf dem Weg in eine strukturelle Krise.“ Das letzte Mal hatten die Unternehmen vor zwei Jahren steigende Auftragseingänge gemeldet, seither geht es in allen Branchen zurück.
„Noch nie haben so viele unserer Unternehmen die politischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko genannt“, sagte Paal. Der Konjunkturumfrage zufolge sehen etwa 42 Prozent der Unternehmen - und damit 5 Prozentpunkte mehr als noch im Frühsommer - in der derzeitigen Wirtschaftspolitik ein Geschäftsrisiko.
Fehlende Impulse, überbordende Bürokratie, eine nicht konstante und uneinige Regierung sowie die Angst vor plötzlichem Subventionsabbau würden genannt. „Viele Unternehmen sind verunsichert und stellen ihre Investitionen am Standort auf unbestimmte Zeit zurück.“
Bereits 2023 war das Bruttoinlandsprodukt, also der Gesamtwert aller produzierter Waren und Dienstleistungen, in Baden-Württemberg gesunken - nach Angaben des Statistischen Landesamtes um preisbereinigt 0,6 Prozent. Deutschlandweit waren es minus 0,3 Prozent.