Der Rest eines Teslas in Bietigheim-Bissingen (Archivbild). Foto: IMAGO/KS-Images.de/IMAGO/Karsten Schmalz

E-Autos brennen nicht häufiger als Benziner, betonen Experten. Mit steigenden Fahrzeugzahlen nehmen Brände aber auch im Südwesten zu. Bei überlasteter Haustechnik kann das Laden brandgefährlich werden.

Brennende Elektrobusse in Stuttgart, E-Fahrzeug-Brände in Staufen, Offenburg oder Schorndorf - Brände mit batteriebetriebenen Autos richten oft großen Schaden an und sorgen in letzter Zeit auch im Südwesten vermehrt für Aufmerksamkeit. Brandschutzforscher sehen jedoch keinen Grund zu besonderer Sorge. „Aus unseren Statistiken haben wir keine Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor“, betont Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Auch die Polizei im Land sieht keine Auffälligkeiten, ergab eine stichprobenartige dpa-Anfrage zu ungeklärten Garagenbränden bei den Polizeipräsidien.

Nach einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag der DEVK-Versicherungen glauben dennoch 49 Prozent der Bürger, dass Elektrofahrzeuge schneller in Brand geraten als Wagen mit Verbrennungsmotor. Vor allem Ältere schätzen das Brandrisiko von E-Autos höher ein.

Noch sind Brände mit E-Autos eher selten. Das baden-württembergische Innenministerium verweist aber auf die stetige Zunahme von Fahrzeugen mit alternativen Antriebssystemen. „Damit steigt auch per se die Anzahl elektrobetriebener Fahrzeuge, die an Unfällen und Bränden beteiligt sind.“ Anfang des Jahres gab es nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes rund 2,3 Millionen Autos mit batteriebetriebenem Antrieb (618 460 reine E-Autos, 1,67 Millionen Hybride). Seit Anfang 2013 hat sich der Bestand in Deutschland damit mehr als verdreißigfacht.

Worauf die Autohersteller verweisen

Das Brandrisiko steigt damit nicht zwangsläufig: Autohersteller verweisen auf das mehrstufige Sicherheitssystem Batterie betriebener Autos, das Übertemperatur und Überladung in jedem Betriebszustand ausschließen soll. Beim Laden entstehen nach Erfahrung der Dekra in Stuttgart zwar Risiken, die es bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen nicht gibt. Zugleich fallen aber bei reinen E-Fahrzeugen verbrennerspezifische Brandursachen weg. „Es kommt also zu einer Verlagerung von Risiken, ohne dass aus unserer Sicht das Gesamtrisiko steigt“, sagt ein Dekra-Sprecher.

Batteriedefekte können zur Überhitzung oder Überladung führen, auch kaputte Notladekabel können brandgefährlich sein. Dekra und ADAC weisen zudem auf die Gefahr von Schmor- und Kabelbränden durch eine veraltete oder überlastete Elektroinstallation im Haus hin. Vom regelmäßigen Laden an Haushaltssteckdosen rät der Automobilclub aus Sicherheitsgründen ab. „Noch problematischer wird es, wenn in Gemeinschaftsgaragen die Fahrzeugladung mittels Notladekabel an vorhandenen Schukosteckdosen erfolgt“, so die Dekra.

Was Elektrikerinnen und Elektriker betonen

Auch bei einer fest installierten Ladestation (Wallbox) müsse die vorgelagerte Netzinstallation passen. Eine Ladestation sei ein großer Eingriff in die elektrische Anlage. „Man kann das nicht vergleichen mit dem Anschluss einer Waschmaschine oder eines Elektroherdes“, so der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH). Ladekabel für die Steckdose seien nur eine Notlösung, etwa für unterwegs.

Jede Art von Energiespeicher, ob Kraftstofftank oder Batterie, ist grundsätzlich brennbar, betont ein Mercedes-Benz-Sprecher. Und bei der Polizei heißt es: Wo Elektrik ist, kann es Fehlfunktionen geben. Was genau ein Feuer ausgelöst hat, ist nicht immer zu klären. „Wenn alles verbrannt ist, können wir nicht zaubern“, sagt ein Pforzheimer Brandermittler.

Brennt ein E-Auto, ist das für die Feuerwehr herausfordernd, weil solche Brände heftiger sein können und mit mehr Wasser gelöscht werden müssen. Aber nicht immer ist das E-Auto der Auslöser: Ende März fingen in Neuenstein (Hohenlohekreis) zum Beispiel zunächst in einer Scheune gelagerte Pellets Feuer, bevor die Flammen auf ein dort untergestelltes E-Auto übergriffen. Und manchmal haben kleine Dinge große Folgen: So brannte im Mai in Sigmarszell (Kreis Lindau) ein Feuerwehrauto - nach den Ermittlungen der Polizei hatte sich der Akku einer im Fahrzeug liegenden Taschenlampe von selbst entzündet.