Innenminister Thomas Strobl: „Gewalt endet nicht an der Wohnungstür“ Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Gefährdungsanalyse und ein verbessertes Gefahrenmanagement – das sind die Eckpunkte eines neuen Konzepts gegen häusliche Gewalt.

Stuttgart - Mit einem neuen Konzept will die Polizei im Südwesten häusliche Gewalt verhindern. Die Kernpunkte sind eine Gefährdungsanalyse und ein verbessertes Gefahrenmanagement bei der Bearbeitung von Fällen häuslicher Gewalt, wie das Innenministerium am Montag in Stuttgart mitteilte. Die neuen Abläufe seien seit Ende 2019 in den Polizeipräsidien Mannheim und Ulm erprobt worden und sollen nun im gesamten Land umgesetzt werden.

„Gewalt endet nicht an der Wohnungstür“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Montag in Stuttgart. Gerade in der häuslichen Umgebung seien die Opfer der Gewalt schutzlos ausgeliefert und sehen wegen der engen Beziehung zum Täter oft von einer Anzeige ab. Das Land muss daher diesem Grund weitere Möglichkeiten zum Schutz potenzieller Opfer schaffen. „Gewalt in der Familie ist weder Privatsache noch ein Kavaliersdelikt.“

Wichtiger Schritt für erfolgreichen Opferschutz

Während der Pilotphase haben Beamte in Mannheim und Ulm rund 600 Fälle bewertet. Dabei handelte es sich einem Ministeriumssprecher zufolge um Fälle, in denen mit schwerer Gewalt gedroht oder diese bereits angewendet wurde. In rund zehn Fällen sei die Einschätzung zu dem Ergebnis gekommen, dass dringlicher Handlungsbedarf bestehe. 

In diesen Fällen gab es den Angaben zufolge behördenübergreifende Konferenzen, um Maßnahmen abzustimmen und so das Risiko für weitere Gewalt zu senken. Das können etwa Auflagen für potenziellen Täter, Hinweise zum Verhalten oder technische Einrichtungen an der Wohnung sein. Dieser ganzheitliche und interdisziplinäre Abstimmungsprozess ist laut dem Mannheimer Polizeipräsidenten Andreas Stenger ein wichtiger Schritt für einen erfolgreichen Opferschutz.

Nach Angaben des Opferhilfevereins Weißer Ring sind überwiegend Frauen von häuslicher Gewalt betroffen. Im Jahr 2019 erfasste die polizeilichen Kriminalstatistik im Südwesten 13 084 Taten in Ehen, Partnerschaften oder nach Beendigung derselben (Vorjahr: 12 109). 483 Mal war ein Messer im Spiel, 25 Mal eine Schusswaffe, von der sieben Mal Gebrauch gemacht wurde.