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Ein höherer Wasserstand kann die steglose Wegführung durch die Schlucht gefährlich werden lassen 9.6 Rotation .

Von Sabrina Erben

Bad Liebenzell - Ein weißes Warnschild hängt an einem großen Baum vor dem Eingang der Monbachschlucht. „Festes Schuhwerk ist für die Durchquerung der Schlucht unbedingt erforderlich“ steht dort. Das klingt gefährlich. Die Wanderer schauen erst auf das Schild, dann auf ihre Schuhe. „Müsste gehen“, ist man sich in der Gruppe einig. Und wenn nicht, dann wird es eben rutschig. Dann geht es mutig bergab ins Monbachtal.

Die Monbachschlucht liegt etwa zwei Kilometer nordöstlich der Bäderstadt Bad Liebenzell. Sie entstand vor 350 000 Jahren, als sich die Nagold in den Sandstein des Monbachtals einschnitt. Wassermassen transportierten in den vielen tausend Jahren Steine hierher. Im Jahr 1901 wurde die wilde Schlucht erschlossen und ist Teil des Schwarzwald-Ostweges.

Es sieht aus wie in einem mystischen Zauberwald, zumindest kann man sich einen Zauberwald so vorstellen. Das Naturschutzgebiet Monbachtal durfte seine Ursprünglichkeit behalten. Es ist oft dunkel. Die Sonne dringt nur selten durch das waldbedeckte Tal hindurch, der Monbach mäandert durch die Schlucht, vorbei an moosbewachsenen Felsen. Mit etwas Fantasie und Träumerei lauern hinter den Bäumen zauberhafte Geschichten. Für Kinder ist es ein großer Abenteuerspielplatz. Ein Pfad führt am Bach entlang.

Die Wandergruppe ist begeistert. Kein Wort wird am Anfang gesprochen, nur gestaunt und geschaut. Den Monbach muss man bei der Tour mehrmals überqueren. Dafür gibt es allerdings keine Brücken, sondern mehrere Trittsteine im Bach. Zwar hat es am Morgen der Wanderung etwas genieselt, doch der Wasserstand des Monbachs ist niedrig. Die moosbewachsenen Trittsteine sind kaum überschwemmt und nicht besonders glitschig, so ist die Überquerung kein Problem.

Aber man kann es sich sehr gut vorstellen: Ein höherer Wasserstand kann die steglose Wegführung durch die steinige Schlucht gefährlich werden lassen. Nach starken Regenfällen sollte die Schlucht deshalb nicht betreten werden.

Vorbei geht die Gruppe an zerklüfteten Felswänden, großen Steinen, kleinen Steinen, hellen Laubwäldern und umgestürzten Baumstämmen. Der Monbach ist neun Kilometer lang und mündet zwischen Bad Liebenzell und Unterreichenbach in die mittlere Nagold. Zwischen den Jahren 1806 und 1945 bildete der Bach die Grenze zwischen Baden und Württemberg.

Ein Höhepunkt der Tour ist ein Wasserfall, der ungefähr in der Mitte des Weges auf die Wanderer wartet. Ein schmaler Felsweg führt zwischen Wand und Bach entlang. Das Wasser fließt hindurch und sammelt sich im Becken. Die Fotokameras werden sofort gezückt. Es ist aber mehr ein plätschernder, statt eines strömenden Wasserfalls. Auch das sieht nach regenreichen Tagen sicher anders aus. Wunderschön ist das Rinnsal inmitten des Tals trotzdem. Es lohnt sich, an dieser Stelle kurz zu verweilen.

Nach etwa anderthalb Stunden des Rundwanderwegs, der in Bad Liebenzell seinen Anfang nimmt, meldet sich der kleine Hunger. In der Mitte des Tales steht an einer Waldlichtung die große Schutzhütte des Schwarzwaldvereins, die Rolf-Hammann-Hütte. Perfekt für eine kurze Rast, auch eine Grillstelle gibt es. An diesem heißen Sommertag kommen die Wanderer ins Schwitzen, allerdings sorgt das dunkle Tal für Kühle. Die Temperaturen sind angenehm. Und wem es doch zu heiß ist, der zieht die Schuhe aus und kühlt die Füße eine Weile im Bach ab.

Dann findet die Monbachschlucht langsam ihr Ende. Es wird wieder heller, das Moos wird weniger. Auf einmal kommen der Gruppe wieder mehr Wanderer entgegen. Raus aus dem Zauberwald, rein in die Realität. Am Ende der Schlucht gibt es auf der rechten Seite noch ein Kneipp-Tretbad und einen Minigolf-Platz. Der Weg ist nun wieder gemütlich. Neben dem Minigolf-Platz gibt es auch ein Café. Zurück geht der Weg wieder nach Bad Liebenzell. Wer will, kann noch einen Abstecher auf die Burg machen.

Die Wandergruppe entscheidet sich nach der dreistündigen Tour durch das Monbachtal aber für den direkten Weg - und gönnt sich ein Eis zur Belohnung.

Infos für die Wanderung

Anfahrt: Mit dem Auto dauert die Fahrt von Esslingen nach Bad Liebenzell etwa eine Stunde. Auch die Anreise mit dem Zug ist möglich. Von Esslingen aus dauert das etwa anderthalb Stunden. Man muss dabei aber mehrmals umsteigen.

Wanderung: Es gibt mehrere Wandermöglichkeiten rund um das Monbachtal. So kann man die Rundwanderung in Bad Liebenzell - die Bäder- und Kurstadt im Landkreis Calw liegt etwa 20 Kilometer südlich von Pforzheim - starten.

Eine Möglichkeit sieht so aus: Startpunkt am Bahnhof Bad Liebenzell, Wegstrecke etwa zehn Kilometer, Dauer etwa dreieinhalb Stunden bei mittlerer Gehgeschwindigkeit. Vom Bahnhof geht es oberhalb des Nagoldtals bis zum Monakamer Kirchweg und hinauf in den Stadtteil Monakam. Von Monakam geht es ins Monbachtal. Es führt ein Pfad durch die Schlucht, dem man folgen muss. Nach der Schlucht kommt man an einem Minigolfplatz vorbei. Man folgt dem Bach bis zur Einmündung in die Nagold und wandert flussaufwärts bis zur Bundesstraße nach Pforzheim. Nun geht es wieder zurück nach Bad Liebenzell. Wer Lust hat, kann noch einen Abstecher auf die Burg Liebenzell machen. GPS-Daten unter. http://www.tourismus-bw.de/Media/Touren/Durch-das-wildromantische-Monbachtal

Wichtig: Mit Kinderwagen ist die Schlucht nicht passierbar. Die Trittsteine sind dafür nicht ausgelegt. Für Kinder ist die Abenteuerschlucht unter Aufsicht gut geeignet. Nach starken Regenfällen sollte die Tour allerdings nicht gemacht werden. Unbedingt notwendig ist gutes Schuhwerk. Die moosbewachsenen Trittsteine sind mitunter sehr rutschig.

Sehenswürdigkeiten: Die Burg Liebenzell liegt oberhalb der Stadt. Sie wurde im 12. Jahrhundert von den Grafen aus Calw erbaut. Die Burg war einmal die bedeutendste Burg des württembergischen Schwarzwaldes. Bis 1953 war sie eine Ruine, dann folgte der Wiederaufbau. Es gibt Führungen. Informationen unter: 07052/ 92 45 0 oder unter www.burggastronomie-liebenzell.de oder www.internationalesforum.de

Ein weiteres Highlight steht in der evangelischen Kirche in Monakam: Der im Jahr 1497 gefertigte Monakamer Altar. Seine Gesamthöhe einschließlich Aufsatz beträgt 2,49 Meter.

Nach der Tour: Wer sich nach dem Fußmarsch erholen möchte, kann das Thermalbad „Paracelsus-Therme“ in Bad Liebenzell besuchen. Das Bad hat täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für zwei Stunden pro Erwachsenem 9,50 Euro.Grafik: Repro