Trotz zunehmender Digitalisierung werden handwerkliche Fähigkeiten noch vermittelt. Foto: dpa/Jens Kalaene

Auch wenn die Anforderungen an künftige Fachkräfte steigen, sollten sich die Firmen der Werkrealschüler besinnen, meint Inge Nowak.

Der Trend ist eindeutig: Die Schülerzahlen sinken. Haben um die Jahrtausendwende noch mehr als 114 000 Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg die Schule mit – einige auch ohne – einen Abschluss verlassen, waren es zehn Jahre später weniger als 100 000. Gut ist, dass immer mehr junge Leute einen mittleren oder höheren Abschluss vorweisen können. Denn die technologische Entwicklung bringt es mit sich, dass die Anforderungen an künftige Fachkräfte steigen.

Die Kehrseite davon: Werkrealschüler – die früheren Hauptschüler – tun sich schwer einen Ausbildungsplatz zu finden. Zwar bieten die Unternehmen, die der Fachkräftemangel plagt, wieder mehr Ausbildungsstellen auch für Werkrealschüler an. Klar dürfte aber auch sein: Wenn sich zeitgleich ein Realschüler bewirbt, dürfte die Entscheidung schnell feststehen.

Ohne Deutsch geht nichts

Natürlich ist Schule wichtig. Ohne Mathe geht in vielen Fällen nichts, ohne ein gutes Deutsch erst recht nichts. Nicht nur schriftliche Arbeitsanweisungen müssen schnell erfasst werden, sondern auch die Hinweise zum Arbeitsschutz. Jeder sollte sich dessen bewusst sein.

Dennoch: Schulnoten sollten nicht das einzige Kriterium sein, die ein Ausbildungsbetrieb heranzieht. Auch unter Hauptschulabsolventen gibt es viele, die handwerklich oder technisch geschickt sind. Sie haben die Chance verdient. Es gibt ja Möglichkeiten – wie etwa die von der Arbeitsagentur geförderte Einstiegsqualifizierung – um junge Leute und ihre Leistungsfähigkeit kennenzulernen. Für Unternehmen ist das im Zweifel billiger als Fachkräfte im Ausland anzuwerben.

Expertise ist wichtig

Für die angehenden Fachkräfte gilt aber auch: Je weniger Expertise der Einzelne hat oder sich aneignet – das gilt vor allem für Leute ohne Schulabschluss – desto häufiger endet der Berufsweg in der Sackgasse, also in der Langzeitarbeitslosigkeit.