Weniger Autos – das ist das Ziel auch für das Stadtgebiet von Filderstadt. Foto: Caroline Holowiecki

Endlich liegt er vor, der Entwurf des Mobilitätsentwicklungsplans für Filderstadt. Was ist geplant in den kommenden zehn Jahren, um den Autoverkehr zu reduzieren? Und wann fällt der finale Beschluss?

Es ist nicht nur durch seine schiere Seitenzahl, sondern auch inhaltlich ein gewichtiges Dokument, auf das viele in Filderstadt gewartet haben: Nach etlichen Verzögerungen liegt nun der Mobilitätsentwicklungsplan im Entwurf vor. Dieser Plan enthält die Leitlinien, nach denen die Stadtverwaltung und der Gemeinderat in den kommenden zehn Jahren sämtliche verkehrs- und stadtplanerische Prozesse ausrichten wollen.

In welche Richtung es gehen soll, hat das Gremium bereits 2022 beschlossen, und zwar mit dem Mobilitätsentwicklungsprogramm. Das besagt im Kern, dass der Autoverkehr in der Stadt deutlich reduziert werden soll. Der Anteil des Autoverkehrs am Gesamtaufkommen lag seinerzeit bei 52 Prozent. Bis 2035 sollen es nur noch 42 Prozent sein – für den Klimaschutz, aber auch für mehr Lebensqualität. Schon 2022 war klar, wie das gelingen kann, nämlich durch eine größere Ausgewogenheit zwischen den einzelnen Mobilitätsarten, also zwischen Auto, öffentlichem Nahverkehr, Rad- und Fußverkehr.

In den vergangenen Jahren wurden zu diesem Zweck mögliche Ansatzpunkte beleuchtet, in Summe 623 Stück. Nach einer Prüfung in puncto Umsetzbarkeit und Effektivität sind knapp 120 übrig geblieben. Sie bilden nun den Entwurf des Mobilitätsentwicklungsplans und sollen helfen, den Autoverkehr zu reduzieren und gleichzeitig Mobilität für alle Menschen in der Stadt zugänglicher, sicherer, zuverlässiger, komfortabler und klimafreundlicher zu machen. Herausgekommen ist ein kunterbunter Strauß an unterschiedlichsten Ideen. „Um die Ziele zu erreichen, brauchen wir die Maßnahmen“, sagt Christian Pape vom Amt für Stadtplanung und Stadtentwicklung.

Vieles ist bereits bekannt, beispielsweise der Wunsch nach einer Schnellbuslinie in Richtung Esslingen und Neckartal. Manches ist bereits in der Umsetzung, etwa das Thema Mobilitätshub im Parkhaus Bernhausen, das neu aufgebaut wird. Auch eine Strategie, wie der Parkdruck in Bernhausen durch eine Bewirtschaftung der Parkflächen gelindert werden soll, ist unlängst vorgestellt worden.

Es geht in dem Entwurf zudem um den barrierefreien Ausbau etlicher Bushaltestellen im Filderstädter Stadtgebiet. „Das ist eine Vorgabe, die Land und Bund aussprechen“, erklärt Pape. Außerdem will man diverse Taktverdichtungen im öffentlichen Nahverkehr. Darüber hinaus sollen ganz neue Radwege entstehen, etwa entlang der Straße von Sielmingen in Richtung Wolfschlugen. Etliche bestehende Radverbindungen sollen zudem ausgebaut werden, unter anderem die zwischen Plattenhardt und Stetten sowie zwischen Harthausen und Aichtal. Manche Straßen wiederum, beispielsweise die Diepoldstraße, sollen verkehrsberuhigend umgestaltet werden. Eine Neuordnung der Parkplätze entlang der Harthäuser Hauptstraße, der Schönbuch- oder der Finkenstraße soll Busse beschleunigen und Chaos minimieren.

Busspur verlängern, Carsharing in allen Stadtteilen

Um den Busverkehr zu stärken, ist ferner eine Verlängerung der Busspur an der Aicher Straße in Bernhausen aus Richtung Schinderbuckel angedacht. Carsharing-Angebote in allen Stadtteilen sind vorgesehen, mehr Querungshilfen und längere Grün-Phasen für Fußgänger, mehr emissionsfreie Busse im öffentlichen Nahverkehr, Schulwegpläne für alle Schulen, eine Eindämmung von Elterntaxis oder eine Mobilitätsberatung für Seniorinnen und Senioren. Kommen soll auch die Bevorrechtigung des öffentlichen Verkehrs an zahlreichen Ampeln in der Stadt.

Ganz neu ist die Idee von autonomen, elektrisch betriebene Ringlinien, sogenannte Stadtteil-Shuttles, die fahrplanfrei im Dauerbetrieb das Busverkehrsnetz mit Kompaktfahrzeugen weiter verästeln und bislang nicht erschlossene Quartiere anfahren sollen. Ebenfalls neu ist der Plan, Mobilstationen in den Stadtteilen, an der Metzinger Straße in Bonlanden, am Technischen Rathaus in Plattenhardt oder am Bürgeramt in Harthausen zu installieren, wo Fahrradabstellanlagen, Sharingangebote, Taxis und mehr aufeinandertreffen, W-Lan, Wartehäuschen und Notrufanlage inklusive.

Wie es nun weitergeht

Beschluss
Der Gemeinderat Filderstadt hat den Entwurf des Mobilitätsentwicklungsplans jüngst beschlossen. Zunächst aber ist er kaum mehr als eine bloße Liste von Maßnahmen, für die Steckbriefe mit Kostenprognosen sowie Einschätzungen, welche Fachleute das Ganze wann auf dem Zehn-Jahres-Zeitstrahl umsetzen könnte, erstellt wurden.

Zeitplan
Mitte dieses Jahres aber soll der finale Beschluss fallen, und bis dahin soll der Entwurf konkretisiert, gebündelt und nach möglichen Synergieeffekten und Personalverfügbarkeit in den Ämtern geordnet werden. Außerdem sind extra Pläne für den Rad- und den Fußverkehr vorgesehen. Die Umsetzung der einzelnen baulichen und organisatorischen Maßnahmen soll im Jahr 2026 beginnen. Bis 2035 sollen alle zumindest angestoßen sein.