Spiel mit Formen, Farben und Licht im Museum Ritter Foto: Archiv/Stefanie Schlecht

Wer ganz besondere Museen entdecken will, der ist in Waldenbuch richtig. Dort gibt es gleich zwei Einrichtungen, die mehr zu bieten haben, als „nur“ eine Ausstellung.

Dieses Städtchen hat einiges zu bieten. Nahe am Schönbuch gelegen, mit einer malerischen Altstadt versehen, oben auf der Kuppe thronen Stadtkirche und SchlossWaldenbuch lohnt einen Ausflug. Dis zumal die 9000-Einwohner-Gemeinde gleich zwei Museen zu bieten hat, die überregionale Strahlkraft besitzen und gleichzeitig vergnügliche Stunden für die ganze Familie möglich machen.

Was bietet das Museum Ritter? Welcher Kunst sollte sich ein Ausstellungshaus mit diesem Namen widmen? Richtig, der quadratischen. Schließlich ist die „Ritter Sport“-Schokolade in aller Welt für diese Form bekannt und beliebt. Was anfangs wie ein PR-Gag wirkte, hat sich längst als Konzept entpuppt, das langfristig trägt. Seit der Eröffnung 2005 zeigt das Museum Ritter in direkter Nachbarschaft zur Waldenbucher Schokoladenfabrik quadratische Kunst in allen erdenklichen Variationen. Dass sich die modernen bis skurrilen Werke bisweilen nicht leicht erschließen lassen, stört kaum. Denn das Spiel mit Farben, Lichtern, Spiegelungen, Buchstaben und Formen lässt auch den unbedarften Besucher immer wieder staunen. Marli Hoppe-Ritter, der das Schokoladen-Unternehmen gemeinsam mit ihrem Bruder Alfred T. Ritter gehört, lässt Werke aus ihrer Kunstsammlung unter immer neuen Aspekten zeigen, gleichzeitig werden für Einzelausstellungen Werke aus anderen Beständen geliehen. Bis April 2023 noch laufen die Ausstellungen „Tutto bene!“, die italienische Kunst aus der Sammlung zeigt, und „Twist&Turns“ mit Arbeiten des türkischen Künstlers Şakir Gökçebağ, der in Hamburg lebt.

Was gibt es drumherum? Natürlich lockt das Museum Ritter noch mit weit mehr als „nur“ Kunst. Zunächst imponiert allein die Architektur des Gebäudes, das der Schweizer Max Dudler entworfen hat. Auf der Fahrt durch das malerische Aichtal gen Waldenbuch taucht plötzlich der imposante Klotz auf, der doch eigentümlich filigran daherkommt – nicht zuletzt dank eines gigantischen Lichthofes. Vor Ort bietet sich an, nach dem Ausstellungsbesuch entweder das nette Café mit Blick ins Grüne zu besuchen oder gleich „ans Eingemachte“ zu gehen. Denn gegenüber befindet sich der Schoko-Shop, randvoll gefüllt mit „Ritter Sport“-Ware, unter anderem kiloschwere Mixtüten. Wer gerade eine Diät plant, sollte diesen Bereich weiträumig umfahren. Und nicht genug: Im Haus ist auch die Schokowerkstatt untergebracht, wo Kinder eigene Tafeln mit Fantasie-Inhalten produzieren können – ideal für Geburtstagsfeiern und ähnliche Events.

Was ist im Schloss zu sehen? Nur einen weiten Steinwurf entfernt lädt eine andere spannende Einrichtung die Besucher zum Staunen ein: das „Museum der Alltagskultur“ im Waldenbucher Schloss. Seit den 1990er Jahren zeigt die Außenstelle des Württembergischen Landesmuseums neben einigen Dauerausstellungen auch stets amüsante Sonderschauen, die diverse Alltagsgegenstände, ihre Bedeutung und ihr Umfeld näher beleuchten. Die Geschichte der Toilette, wunderliche Krippengestaltungen, sämtliche Eigenheiten der 1980er Jahre oder die Plastiktüte – das Museum hat sich bereits vielen Kapiteln des menschlichen Alltags gewidmet, bei denen sich die Besucher stets wiederfinden. Aktuell läuft die Schau „Erfindungen, die die Welt (nicht) braucht“ – Mitmach-Aktionen inklusive.

Wo gibt es gutes Essen? Wer den Tag vollends abrunden will, kann das ebenfalls in Waldenbuch tun – allerdings nicht spontan, sondern nach rechtzeitiger Reservierung. Mitten im Ort bietet mit der Krone ein Sterne-Restaurant kulinarische Köstlichkeiten an. Inhaber Matthias Gugeler hat 2016 nach dem Abgang von Patrick Giboin, der in Degerloch das „Fässle“ übernahm, einen Jungstar an den Herd geholt. Der damals erst 23-jährige Erik Metzger konnte das Niveau und den Michelin-Stern halten – bis heute.

Noch nicht genug? Wer vom Museum Ritter erzählt, muss ein weiteres außergewöhnliches Haus im Kreis Böblingen nennen: das Schauwerk in Sindelfingen. In den ehemaligen Produktionshallen der Firma Bitzer werden seit 2010 spektakuläre Ausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt – gestützt auf die Sammlung des 2015 verstorbenen langjährigen Bitzer-Eigentümers Peter Schaufler und seiner Frau Christiane Schaufler-Münch. „Last but not least“ sind auch die städtischen Galerien in der Nähe zu empfehlen. In Böblingen werden derzeit Werke von Reinhold Nägele und Fritz Steisslinger gegenübergestellt – absolut sehenswert.

Nur montags ist geschlossen

Serie
 Winterzeit ist Drinnenzeit – aber an tristen Tagen muss niemand zuhause auf dem eigenen Sofa verweilen. Wir haben uns in der Region Stuttgart auf die Suche nach Ausflugstipps und Aktivitäten gemacht, die auch bei Kälte und Schmuddelwetter zum Hinfahren und Mitmachen einladen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Öffnungszeiten
 Das Museum Ritter, Alfred-Ritter-Straße 27, ist dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr offen. Das Museum der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch (Kirchgasse 3) hat dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Preise
 Im Museum Ritter zahlenErwachsene sechs Euro Eintritt, im Museum der Alltagskultur werden vier Euro fällig. In beiden Museen haben Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre freien Eintritt. Anfahrt Für Autofahrer gibt es am Museum Ritter viele Parkplätze, am Schloss ist es dagegen schwierig. Alternativ verkehren einige Buslinien nach Waldenbuch. Zudem liegt die Gemeinde direkt am Museumsradweg – eine Alternative im Sommer.